Newsletter V/2014 (Einige unbekannte Stauden)

Liebe Pamina, hallo Papageno!

Eine bekannte bayerische Gartensendung heißt „Querbeet“. Dieser Titel hat mich inspiriert, um dir heute einmal „querbeet“ einige unbekannte Stauden vorzustellen, die es durchaus verdient haben, etwas näher beleuchtet zu werden. Und die du dann auch querbeet in deinem Garten verwenden kannst, je nach Lust und Laune! Querbeet heißt aber nicht kunterbunt, aber das brauche ich dir ja nicht genauer zu erläutern.

Vor einigen Jahren sah ich in einer Samenliste eines estnischen Staudenfreundes eine mir unbekannteSenecio cannabifolius angeführt. Als Sammelort war Kamtschatka angegeben, also jenseits aller derzeitig erfüllbaren Reisepläne, aber jenseits unseres Horizontes und deswegen spannend! Genau dies reizte mich wieder einmal kollosal. Ich konnte es wieder einmal nicht lassen und kreuzte die Position an, bekam dann tatsächlich einige Samen dieser mir unbekannten Art, die mir mein Freund bald zuschickte. Und wenige Zeit später keimten die Samen, sie wurden sorgfältig pikiert und großgezogen, um dann auf einem Neuheitenquartier ausgepflanzt zu werden. Dort, in unserem lehmig-sandigen Boden entwickelte sich die Handvoll Pflanzen sehr schnell zu wahren Monstern. Sie blühten im darauffolgenden Hochsommer mit gelben Scheindolden. Alles sah sehr vielversprechend aus. Auch im Spätsommer ohne Blüten machten diese Riesenstauden was her, denn sie maßen immerhin 180 cm Höhe! Und sie ist eine wertvolle Bienenweide, der du allerdings einigen Platz einräumen solltest. Aber zwischen deinem Riesenknöterich und dem Chinaschilf findet sich vielleicht noch eine Lücke, denn dieses Greiskraut ist äußerst durchsetzungsfähig. Sehr dekorativ finde ich nicht nur die Blütenschirme, sondern vor allem die tief geschlitzten, lappigen Blätter.

Manche Stauden besitzen im Frühjahr wahrlich einen spektakulären Austrieb. Hierzu zählt Symphytum x uplandicum ‘Axminster’s Gold‘. Als ich diese Sorte vor über 10 Jahren in England entdeckte, musste ich sie natürlich sofort mitnehmen. Gegenüber dieser goldgelb gerandeten Sorte verblassen alle anderen panaschierten Beinwell. Die Blüte weist ein nichtssagendes Lilablassblau auf, sie ist im Grunde genommen aber unerwünscht. Viele Besucher und Kunden erzählen mir immer wieder frustriert, dass die Schnecken und auch gewisse Raupen relativ bald schönen, goldgelb panaschierten Blätter verunstalten. Da rate ich dir zu einem profanen Mittel, das Abhilfe schafft. Greife zur nächsten Gartenschere und schneide deinen Beinwellhorst ganz einfach bodeneben ab, noch vor Erscheinen der Blüte. Dies reizt die Pflanze zu einem Neuaustrieb, der sich dann lange Zeit makellos zeigt. Du kannst dies jederzeit wiederholen, auch im Hochsommer! Übrigens kannst du diese Brachialmethode auch bei Funkien nach zerstörendem Hagelschlag anwenden. Die Natur sorgt auch hier für schnelles Kaschieren und Vergessen.

Blaue Blumen jeglicher Art finden bei dir großen Anklang. Dies stellen wir immer wieder an deiner Pflanzenauswahl fest. Das letzte Mal stellte ich die blauen Lerchensporne vor, jetzt will ich dir zwei weitere unbekannte Schönheiten zeigen. Links im Bild siehst du eine Katzenminze, die tatsächlich alle Rekorde zu sprengen droht. Jeder Besucher, welcher diese sieht, bewundert sie und tippt im ersten Augenblick sicher nicht auf eine Katzenminze. Sie stammt aus Kubanien, einem kaukasischen Tal und heißt deswegen auch Nepeta kubanica. Du kannst sie neben Phlox, Helenium, Rittersporn und anderen typischen Beetstauden in guten, ausreichend frischen Boden pflanzen. Diese prächtige, tief violettblau blühende Art wird hüfthoch und blüht über viele Wochen.

Schon jetzt ist es an der Zeit, auch an herbstliche Blüten zu denken. Bekanntlich sieht es im herbstlichen, schattigen Teil des Gartens nicht gerade überschwänglich mit der Blüte aus. Dies ist ja eher eine Domäne des Frühlings. Daher ist es sinnvoll, die wenigen Herbstblüher sinnvoll und akzentuiert einzusetzen. Hierzu zählt der vielen völlig unbekannte Otternkopf aus dem Himalaya. Verzeih mir, dieser deutsche Name entstammt meiner Fantasie! Einen gültigen deutschen Namen gibt es nicht und mit Strobilantheskönnen die wenigsten etwas anfangen! Bei einer Gartenfreundin gleich um die Ecke stehen alle drei Arten im Schattengarten, im Verein mit Herbstanemonen und zarten Japangräsern. Strobilanthes attenuata ist die niedrigste Art, sie wird nur rund 20 cm hoch, dafür aber bis zu 80 cm breit und blüht über viele Wochen. Die anderen beiden sind Strobilanthes atropurpurea und St. rankangensis, sie werden bis zu 100 cm hoch und schmücken sich mit lockeren, blauen Rispen. Einmal eingewachsen erfreuen sie dich über viele Jahre.

Es gibt tatsächlich Stauden, welche sogar zwei Mal im Jahr blühen! Das Chinesische Maiglöckchen blüht bei uns jedes Jahr im Mai und regelmäßig auch im September mit seinen reizenden, weißen Sternchen, die ganz zart nach Honig duften. Der botanische Name Speirantha convallarioides deutet schon auf seine Maiglöckchenverwandschaft hin. Allein die Blätter erinnern an Maiglöckchen, an den Blüten erkennt dies nur ein botanisch interessierter Mensch. Im Garten schätzt es einen kühlen, beschatteten Standort und reagiert im Gegensatz zur europäischen Verwandtschaft äußerst verschnupft auf längere Trockenphasen. Wenn du aber diese zarte Schönheit in Verbindung mit Farnen in Laubhumusboden pflanzst, dann kannst du sicher sein, dass das Chinesische Maiglöckchen sich langsam ausbreitet. Im Gegensatz zu unserem echten Maiglöckchen ist es nämlich wintergrün und gibt daher auch in schneelosen Wintern durchaus etwas her.

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Die Geister, die ich rief…

…wirst du wieder rechtzeitig los, wenn du im Herbst entweder die Samenstände entfernst oder im Frühling die aufkeimende Saat dezimierst. Der Rest ergibt ein fröhlich buntes Bild. Manches davon ist Jahre später Geschichte, der rote Klatschmohn ist eine Ruderalpflanze, die nur auf frisch umgebrochenen Boden keimt, hier aber für eine spektakuläre Blüte sorgt. Als wir unseren Teich ausbaggern ließen, entstand aus dem Aushub eine kleine Pyramide, deren aufkommenden Bewuchs wir gewähren ließen. Das Ergebnis der ersten Jahre siehst du rechts im Bild.

Das Eisenkraut (Verbena) ist ein allseits begehrtes Kraut, welches über die Sommermonate bis tief in den Herbst hinein blüht. Das beliebteste ist Verbena bonariensis, die Paradepflanze aller Gartenschauen. Sie sät sich munter aus, wie alle anderen Eisenkräuter, ist aber als Pflanze nicht winterhart. Daher möchte ich dir Verbena hastata vorstellen, die es in Blau, Rosa und Weiß gibt. Nicht nur die äußerst lange Blütezeit, sondern der feine Gesamteindruck macht sie mir äußerst sympathisch. Und sie ist absolut winterhart! Hier habe ich sie mit Echinacea kombiniert, aber sie kann noch schöner zwischen Rosen zur Geltung kommen.

Und dass in deinem Garten nicht alles so akkurat abgehen muss, sollen dir gleich die beiden nächsten Bilder verdeutlichen. Wer zu viel jätet, raubt sich manche Überraschungen! Auch die Balkan-Ackerwitwenblume (Knautia macedonica) kann sich auf eine Weise verselbständigen, dass du deine Freude an ihr hast. Wir lassen sie zwischen unseren Mauern umhervagabundieren. Du erkennst die Sämlinge recht leicht und lernst schnell, sie von anderem Unkraut zu unterscheiden. Ja, du kannst sie sogar gezielt verpflanzen, wenn sie etwas größer und erstarkt sind.

Spontane Lösungen können befriedigen, durch Zufall entstandene Pflanzenkombinationen hingegen überraschen und begeistern. Triste, abgestorbene, braune Gräserhorste im ausgehenden Winter möchte man nicht mehr sehen. Wenn aber dazwischen früh blühende Narzissen oder Wildtulpen stehen, sieht die Sache schon viel fröhlicher aus. Für mich ist auch unsere einheimische Weinbergstulpe (Tulipa sylvestris) zu einem Inbegriff des Frühlings geworden. Sie durchwandert inzwischen einen Teil unseres Kiesgartens vor dem Haus, eine lebendige Erinnerung ans Elsaß und meine alte Heimat Südbaden, wo sie an vielen Orten wuchs.

Und ein letztes Beispiel, dieses Mal Spontaneität in einem bestehenden Beet unseres Schaugartens. Gepflanzt wurde alles gezielt, bis auf den Riesendost mit seinen dunklen Stängeln. Dies fiel mir auf und so ließ ich ihn stehen. Denke ihn dir weg und entscheide selbst, ob er überflüssig ist oder eine willkommene Ergänzung darstellt! Ich denke, es liegt an uns selbst, Liebe im Detail zu schaffen.

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Ansonsten sind wir noch stets mit Versandaufträgen beschäftigt. Parallel stehen natürlich einige sehr dringende Vermehrungsarbeiten an. Hierzu werde ich dir in einem der nächsten Rundbriefe einiges verraten, damit du einmal siehst, welchen Aufwand wir mit unserem Pflanzen-Sammelsurium betreiben.

Eines wollte ich dir schon lange einmal erzählen. Diese Woche hörte ich im Radio, dass in diversen Betrieben Pestizidrückstände an verkaufsfertigen Pflanzen entdeckt wurde. Es stimmt, wir sind kein Bio-Betrieb. Das Wort Bio wird leider allzu oft strapaziert und benützt. Wir tun vieles wie selbstverständlich auf natürliche Weise, ohne gleich Bio an die große Glocke zu hängen. Und wahr ist deshalb auch, dass wir in unseren Kulturen generell keinerlei Spritzmittel verwenden. Deswegen findest du auch gelegentlich ein paar Läuse am Rittersporn! Mit Nikotinlösungen kann man diese bequem vernichten, du kannst aber auch warten, bis die natürlichen Feinde zur Stelle sind. Unsere Stauden wurden weder chemisch behandelt, noch genetisch manipuliert.

Unsere Topferde stammt von einem lokalen Erdenwerk in der Nähe von Salzburg. Wir sollten auch immer wieder betonen, dass wir rund 90 % unseres riesigen Sortimentes hier in unserer Gärtnerei vermehren. Lediglich Zwiebelpflanzen und einige Stecklinge kaufen wir zu, ein Großteil unserer Mutterpflanzen wachsen inzwischen aus Platzgründen bei einem Kollegen. Dies alles ist nicht selbstverständlich, denn in Zeiten wie diesen ist es in vielen Betrieben durchaus üblich, gleich Fertigpflanzen von weit her zuzukaufen. Auf diese Weise unterscheiden wir uns ganz stark von üblichen Gartencentern und Baumärkten, ganz zu schweigen vom Ambiente der Schaugärten!

Vom 8. Bis 10 Mai finden wieder die Freisinger Gartentage statt, für mich immer einer der Höhepunkte im Gartenjahr!
Auch sind wir wieder im Marienschlössl in Straß im Strassertal präsent.
Und auch an den Gartentagen im Schloss Hof im Marchfeld im äußersten Osten Österreichs sind wir ebenfalls wieder mit von der Partie.

image035Genieße diesen Frühling über alles, denn es wird sicher nicht dein Letzter sein!

Dein Staudengärtner Sarastro

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