Newsletter VI/2014 (Baumscheiben, Stauden in Töpfen, Kinder und Garten)

Liebe Pamina, hallo Papageno!

Trotz aller Neigung zur Ästhetik sollte man auf die praktische Seite des Gärtnerns nicht vergessen. Du hast nämlich nichts von deinem Garten, wenn du dich in einem Fort in Gartenärger hineinsteigerst und auf Dauer die Lust am Gärtnern verlierst. Aber so dramatisch wird es bei dir ohnehin nicht sein. Trotzdem kannst du beispielsweise deine Baumscheiben ansprechend und pflegeleicht zugleich gestalten! Ich kann das Wort „pflegeleicht“ schon lange nicht mehr hören und es war für mich eine echte Genugtuung, als Jonas Reif in einem der letzten Ausgaben der Gartenpraxis sich darüber ausließ. Als Gärtner sich jahrzehntelang mit diesem Unwort herumschlagen zu müssen hatte nichts anderes zur Folge als einen Beginn der Artenarmut und fortschreitender Fantasielosigkeit vieler Gärten. „Die meisten Gärten sind Dokumente der Andachtslosigkeit, mit denen das Leben gelebt wird“. Wiederum ein so treffender Spruch von Karl Foerster, nur war das immerhin vor mehr als 50 Jahren und wir hätten heutzutage eigentlich keinerlei Grund mehr, uns mit solcherlei Problemen auseinanderzusetzen!

Aber deine Baumscheiben müssen sich deshalb auch keineswegs das ganze Jahr über kahl und unwirtlich präsentieren! Entweder du versuchst dich im Ansähen von Vergissmeinnicht, die dann nach einer hinreißenden Schneeglöckchenblüte die kleine Rundung in Beschlag nehmen oder du pflanzt ganz pragmatisch so etwas ähnliches wie Cotoneaster. Wie, was? Ja, du hast richtig gelesen. Waldsteinia ternata empfinde ich als eine der Glanzmispeln des Staudenreiches. Mit den gleichen Kräften und Fähigkeiten, aber eben auch den Hang zum einfältigen Flächenbegrüner. Und du musst noch nicht einmal schneiden! Einmal im Jahr die Kante abgestochen, das war’s auch schon. Die Golderdbeere hat nur einen entscheidenden Nachteil, den ich dir nicht verschweigen will. Sie blüht meist nur dort, wo sie gerade in die Breite wächst, also außen am Rand. Und diesen stichst du dauernd ab! Aber immerhin hast du einen immergrünen Teppich, der keinerlei Unkraut durchlässt. Dieselben zweckerfüllenden Eigenschaften bieten auch der Balkanstorchschnabel (Geranium macrorrhizum mit seinen Sorten) und das flach wachsende Immergrün (Vinca minor).

Eine gute Möglichkeit sehe ich auch in der Verwendung von alten Ziegeln, was sehr nostalgisch wirkt, keinerlei Mörtel bedarf und sich jederzeit wieder entfernen lässt. Auf dem Bild siehst du zwischen den Silberlingen den im Austrieb begriffenen, recht seltenen Hibiscus paramutabilis. Diesen hatte ich vor über 30 Jahren von Dr. Hans Simon in Marktheidenfeld mitgenommen, die Ursprungspflanze steht immer noch im Garten meiner Eltern und ist inzwischen weit über vier Meter hoch. Falls du diesen irgendwo einmal ergattern kannst, dann musst du unbedingt zuschlagen. Kein anderer, winterharter Hibiscus bekommt solch riesige, leicht nickende Blüten! Seine haarigen Blätter erinnern an deine Zimmerlinde. Hier sind sogar Hybriden mit Hibiscus syriacus entstanden, allerdings vermehren wir diese nicht, denn wir sind ja keine Baumschule und wir möchten uns nicht unnötig verzetteln. Trotzdem sehe ich den Garten stets als ein persönliches Gesamtkunstwerk, wo Gehölze aller Art das perfekte Gerüst nebst deinen Stauden bilden.

Es macht immer große Freude, Stauden in Töpfen zu präsentieren. Hierbei kannst du nahezu alles ausprobieren, es hängt nur von deiner Zeit ab, diese auch optimal zu versorgen. Je weniger Zeit du für deine Töpfe aufwenden kannst, umso sukkulenter sollten deine Topfstauden sein. Ein Hauseingang, welcher kaum frequentiert wird, bietet sich geradezu an, ihn mit allerlei Töpfen zu dekorieren und so den Eingang regelrecht zu verstellen. Keramik versus Pflanze? Die Dickblattgewächse danken es dir, wenn sie wenigstens einmal pro Woche Wasser bekommen, aber vergiss bitte auch das Düngen nicht! Denn viele Hauswurzen und Fetthennen zeigen erst dann ihre typischen Farben, wenn sie ein Quäntchen an Nährstoffe bekommen, am besten in Form eines Volldüngers.

Dankenswerterweise hat Sebastian seine Topffunkiensammlung bei uns in der Gärtnerei deponiert, die sich momentan von ihrer schönsten Seite präsentiert. Auch Funkien sind bestens für Topfkultur geeignet, hierzu steht uns eine Riesenauswahl zur Verfügung. Richtig schön entwickeln sie sich erst nach einigen Jahren und über den Winter solltest du sie unter einen Dachvorsprung zu stellen, damit deine doch wertvollen Terrakotta-Töpfe heil bleiben und gefrierendes Wasser sie nicht zerreißt.

Praktisch gärtnern bedeutet auch, aus dem Vorhandenen das Bestmöglichste herauszuholen. Bei einer sehr engagierten Kundin entdeckte ich neulich, wie man diese sich auf mich sonst so hässlich wirkenden, gleichmäßigen Kiesstreifen entlang des Hauses wesentlich schöner gestalten kann. Durch den Dachvorsprung gelangt ja nur wenig Regen auf die exponierte, südseitig gelegene Fläche entlang der Hauswand. Dies kannst du dir regelrecht zunutze machen und diese nicht nur ansprechend und harmonisch gestalten, sondern hier eine Menge an geeigneten Stauden ausprobieren. Hier wachsen ja nicht nur Mittagsblumen hervorragend, sondern viele graublättrige Pflanzen aus wärmeren Gefilden, wie beispielsweise Wermut, Weinraute oder verschiedene Salbei- und Thymianarten. Überhaupt erscheint mir für viele mediterrane Küchenkräuter die südseitig gelegene Hauswand wesentlich geeigneter als so manche enge Kräuterschnecke!

Auch einen einsamen Brunnen, der entweder versiegte oder momentan leer herumsteht und als Pseudo-Deko dient, kannst du zum Leben erwecken, indem du ihn mit ein paar Funkien oder Hornveilchen zum Leben erweckst.

Du kannst dich vielleicht noch an das Beet im Schaugarten erinnern, welches ich im Herbst bepflanzte. Hier möchte ich dir den momentanen Zustand zeigen. Und wenn es dich interessiert, zeige ich dir auch gerne die fortlaufende Entwicklung! Was wurde hier alles gepflanzt? Eine Menge unbenamter Hemerocallis-Sorten unseres oberösterreichischen Taglilienzüchters Franz Erbler, die er mir bei einem der letzten Besuche vermachte. Leider geht es ihm gesundheitlich nicht mehr sehr gut, so dass er sein Hobby nur noch eingeschränkt wahrnehmen kann. Dann stehen Rittersporne, Phlox und Hoher Ehrenpreis, wie schon vorher. Einige russische Phloxe mussten auch integriert werden, das war ja wohl klar. Und natürlich Gräser, damit auch im Herbst filigrane Stimmung verbreitet wird.

Du wirst sicher nichts unversucht lassen, deinen Kindern wenigstens ein Fünkchen gärtnerisches Verständnis nahezubringen. Ich sehe darin geradezu Elementares. Denn wie sollen die Menschen der Zukunft sonst den Kreislauf der Natur begreifen? Die Natur beginnt in unserem eigenem Garten, im städtischen Park oder bereits auf der Fensterbank. Und dass ein Rittersporn zwei Mal blüht, nämlich im Frühsommer und im Herbst und nicht im Dezember, nur weil er im Webshop gerade in seinem Blütenrausch so dargestellt wird, dürfte jedem klar sein. Du lachst vielleicht, aber dies stimmt mich eher traurig, weil oft die banalsten Dinge nicht mehr begriffen werden oder sich Gleichgültigkeit breit macht.

Als Kind interessiert man sich zwangsläufig nicht immer für Pflanzen und Garten, das war vor 50 Jahren so, das war noch früher zu Zeiten Karl Foersters sicher auch so. Ich erinnere mich noch zu gut an jene für uns so totlangweiligen Ausflüge, wo wir von den Eltern jährlich auf die für uns nahe gelegene Insel Mainau mitgenommen wurden. Um dann dort bis zum Erbrechen eine Dahliensorte um die andere abzugrasen und schön zu finden, die dann meine Eltern bestellten und wir diese vermeintlichen Plastikblumen im Vorgarten zur Straße in aller Pracht erleben durften. Dagegen war das jährliche Auffinden eines stolzen Horstes des Einheimischen Frauenschuhs ein riesen Highlight, gerade für einen zehnjährigen Jungen wie mich. Mit wie vielen Blüten wird er uns wohl dieses Jahr begegnen? Ich durfte dies jahrelang an diesem einen Exemplar miterleben! Und erst solche Entdeckungen weckten die schlummernden Gärtner-Gene. Als dann endlich die ersten eigenen Radieschen geerntet wurden und einige Hauswurz-Sorten wie von selbst wuchsen, war es schon das perfekte Erfolgserlebnis. Dem Gärtnerberuf stand dann „fast“ nichts mehr im Wege. Dahlien aber kann ich bis heute nicht ausstehen, und wenn sie heute auch noch so modern sein sollten!

Also nicht nur mit „lass dass“, sondern „du darfst“! Auch Rasen mähen, aber nicht nur. Teiche, Fische, Schildkröten und Lurche auch, klar, sehr spannend, aber nicht nur! Lieber sehe ich ein Kind, welches die Tulpen in den Kelch gießt, als vollkommen naturentblößte Kinder! Übrigens darf ich dir hier auf dem Bild meine Mutter vorstellen, die damals (um 1936) in Weimar schnell begriff, dass Tulpen auch Wasser benötigen!

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Einige wenige Tomatensetzlinge wirst du sicher entbehren können, um deinen Filius auch abseits von Maschinengetöse oder Fußballbegeisterung ein wenig mit dem Gärtnervirus zu infizieren. Nein, ich versichere, dieser fesche Junior auf dem Bild gehört nicht zu mir, er ist das Enkelkind einer meiner rechten Hände. Aber auch Katharina ist ja auf dem besten Wege dazu, sich in den Staudengärtnerberuf zu verlieben.

Was steht im Juni an Ausstellungen an? Natürlich die Gartentage in Seitenstetten im schönen Mostviertel Niederösterreichs. Dieses Mal hat sich der Veranstalter endlich durchgerungen, die Standplätze der Pflanzenanbieter weitestgehend zu belassen. Ich habe mir freiwillig einen lauschigen Platz inmitten von Hecken zwischen Barockgarten und Rosengarten ausgesucht. Dort können wir uns ungehindert ausbreiten. Nun, ich werde allerdings am Hauptweg durch zusätzliche Firmenschilder auf mich aufmerksam machen müssen, denn am Ende könntest du mich gar nicht finden? Auf jeden Fall freue ich mich schon sehr aufnSeitenstetten!

Dann natürlich sind auch die Gartentage im Marienschlössl in Straß im Straßertal in Niederösterreich ein Besuch wert. Diese Veranstaltung macht wie letztes Jahr wiederum meine Tochter Katharina. Wie du sicher weißt, ist dies eine kleine, aber sehr feine und liebevoll arrangierte Veranstaltung. Sie hat eine lange Tradition und wie fast niemand weiß, waren dies die ersten Gartentage in Österreich, noch vor Seitenstetten!

Die Phloxe werden mehr und mehr, sie präsentieren sich derweil außerordentlich schön! Außerdem wurden in den letzten Wochen enorm viel getopft und die Bestände aufgestockt. Und es ist nur eine Frage der Zeit, wann wieder etliche der von dir so heiß begehrten, russischen Phlox-Sorten als Verkaufspflanzen zur Verfügung stehen. Richte dich in Sachen Phlox am besten nach deren Verfügbarkeit, angezeigt in unserem Webshop . Von einigen Sorten sind nur Kleinstmengen vorhanden, die wir deswegen gar nicht erst im Online-Shop verewigen, da sich dies nur dann lohnt, wenn genügend Stückzahlen vorhanden sind. Für diese wenigen Exemplare gilt also das Motto, wer zuerst hierher kommt…

image011Dann wünsche ich dir alles Gute und viel Erfolg im Garten!

Dein Staudengärtner Sarastro

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