Newsletter VII/2017 (Exkursion nach Kirgisien)

Liebe Pamina, hallo Papageno!

Der Sommer hat Einzug gehalten und mit ihm wieder einmal eine regionale, sehr unnatürliche Trockenheit. Unsere Topfquartiere verlangen höchste Aufmerksamkeit und werden nahezu rund um die Uhr bewässert. Im eigenen Garten, sowie in unseren Schaugärten halte ich mich mit dem Wässern noch zurück, denn man kann ja Stauden bekanntlich auch verwöhnen, zumindest was den Wasserhaushalt anbelangt. Um widerstandsfähig zu werden, gehört auch eine Portion Durchhalte- und Standvermögen dazu. Dann legt das Wurzelsystem zu und fühlt nach tieferen, feuchten Schichten im Boden. Ich halte nicht allzu viel von Bewässerungssystemen, die sofort Abhilfe schaffen, abgesehen davon, dass der richtige Pflanzplatz bei den meisten Stauden von vornherein für Wohlbefinden sorgt!

Am Sonntagabend sind wir von Kyrgyzstan (zu Deutsch Kirgisien) heimgekehrt. Ich schrieb dir ja, dass ich in ein östlich gelegenes Land verreisen werde, welches sehr weit von uns entfernt liegt. Dieses zentralasiatische Land liegt zwischen Usbekistan, Kasachstan und dem fernen China. In sich betrachtet offenbarte es sich so, als wäre es eine Mischung aus der Weite der Mongolei, gespickt mit himmelhohen Bergen wie im Himalaya, einer kulturellen Verschmelzung von Russland mit etlichen Facetten aus dem Orient, dazu teilweise grünes und üppig wiesenreiches Bergpanorama, welches eher an den Schwarzwald oder an die Bergwelt der Schweizer Alpen als an Zentralasien erinnerte. Daher wird Kirgisien von manchen Zeitgenossen tatsächlich auch als die Schweiz Zentralasiens genannt.

Kühe auf der Alm mit idyllischem Glockengeläute? Keine Glocken, dafür Pferde in allen Größen und Farben, Yaks, Schaf- und Ziegenherden, sowie Milchkühe, alle in riesiger Anzahl. Nirgendwo sah ich so viele Nutztiere auf einem Haufen wie in Kirgisien, leider sind dadurch auch viele Gegenden hoffnungslos überweidet! Trotzdem hat Kirgisien immer noch eine Pflanzenwelt, die so vielseitig und reichhaltig ist wie kaum wo in den Gemäßigten Zonen der Nördlichen Halbkugel. Und dies war für mich der eigentliche Grund, endlich einmal dorthin zu reisen, abgesehen davon interessierten mich die Länder Zentralasiens schon immer. Überdies hält sich der Tourismus derzeit noch stark in Grenzen, daran schuld mag in erster Linie die äußerst schlechte Infrastruktur sein, ein Weiterkommen ist nur mit halbwegs geländegängigen Fahrzeugen möglich. Außerdem sollte man seine mitteleuropäischen Ansprüche zurückschrauben, was den Faktor Zeit anbelangt. Das meiste geht dafür wesentlich entspannter vonstatten! Aber auch die beschwerlichsten Umstände wie ein nervenaufreibendes Schleudererlebnis auf schmierigen Pisten, einen plötzlichen Reifenplatzer und anderes mehr wurden durch ausgedehnte Wanderungen mit einmaligen Erlebnissen belohnt, nicht zuletzt durch jede Menge pflanzlicher Highlights, die man sonst nur sehr selten zu Gesicht bekommt.

Übrigens sind über 90 % von Kirgisien gebirgig, das Land ist etwa doppelt so groß wie Österreich, hat aber gerade mal 6 Millionen Einwohner. Genächtigt wurde in einfachen Lodges, sowie in den landesüblichen Filz-Yurten. Die Kirgisen sind ursprünglich ein Nomadenvolk, welches erst im Zeitraum der letzten 150 Jahren sesshaft wurde.

Wir waren gemeinsam in einer Gruppe unterwegs, Freunde und Berufskollegen. Meinem Clematis-Freund und Kollegen Manfred Herian war es zu verdanken, der durch Zufall auf eine Deutsch sprechende Familie stieß, welche nach Wunsch individuelle Touren zusammenstellte. Wir fuhren in vierzehn Tagen nahezu den gesamten Norden ab, (nahezu 2.000 km auf größtenteils Schotterpisten!) kamen in Hochtäler und auf Hochalmen, in Schluchten und Waldgebiete, vor allem aber auch in hochalpine Regionen weit über 4.000 m Seehöhe. Dort hat mich die Flora am meisten fasziniert und beeindruckt, viele Pflanzen kannte ich zwar schon aus Büchern, um so mehr überraschte dann der Naturstandort. Wir sahen aber auch Wiesen und Schotterfluren, saftige Flussufer und artenreiche Trockenrasen, die mit Besonderheiten und botanischen Highlights nur so gespickt waren. Vieles davon war uns unbekannt, man erkannte zwar die Gattung, nicht aber die genaue Art. Es ist für einen Staudengärtner wie mich stets ein großes Erlebnis, Pflanzen am Naturstandort erleben zu dürfen, dies hatte ich dir ja schon öfters geschrieben. Kyrgyzstan besitzt einen ungemein breiten Pool an vielen unbekannten Pflanzen, deren Wert sich zumindest derzeit für unsere Gartenkultur noch vollkommen offen darstellt! Nur den Süden hatten wir ausgelassen, den spare ich mir für eine zweite Reise!

Ein Highlight der besonderen Art ist Trollius lilacinus. Diese hellviolette Trollblume findet man in Höhen über 3.000 m auf feuchten Kurzrasen. Ich machte einen regelrechten Luftsprung!

Rechts siehst du einen seltenen Kreuzblütler (Chorispora bungeana), der in Felsspalten, aber auch in Schotterfluren wächst.

Reiten will gelernt sein! Die Kinder werden schon von klein auf an Pferde gewöhnt. Rechts Androsace sericea, ein Mannsschild

Selbstverständlich könnte ich dir nun die gesamte Reise minutiös darstellen, so frisch ist sie mir noch in Erinnerung. Auch werde ich wieder einen Vortrag aus den rund 1.500 Bildern gestalten, denn mein Bedürfnis ist es, dir und deinen Bekannten nicht nur schöne Blumen zu zeigen, sondern die Situationen abseits der Straße, auf dem Markt, zwischen den Häuserzeilen und im Gemüsegarten der Kirgisen vorzuführen, soweit mir dies in der kurzen Zeit überhaupt möglich war. Dabei werden natürlich die Pflanzen nie zu kurz kommen, sondern selbstverständlich den Hauptteil bilden. Ich weiß nicht, wie du ganz allgemein über Reisen denkst, aber für mich ganz wichtig ist es, in erster Linie mit dem Herzen zu reisen, weniger mit dem Verstand, welcher nur auf Blumen oder ausschließlich auf Kultur fokussiert wurde und dabei den Menschen und ihren Problemen nur wenig Beachtung zu schenken.

Herrliche Bergwiese mit Ligularia alpigena

Eine wundervolle Form von Scabiosa ochroleuca!

Eremurus tianshanicus inmitten anderer Stauden. So wäre eine Möglichkeit der Verwendung des Lilienschweifes anzusehen. Rechts daneben eine malerische Kulisse in einem einsamen Tal.

Unterwegs wurden wir sogar von einem Kamerateam des kirgisischen Fernsehens über unsere Absichten und Erlebnisse interviewt! Kurz und gut – es war eine erfolgreiche, teilweise anstrengende und naturgemäß äußerst pflanzenlastige Reise, aber an keinem einzigen Tag kam in irgend einer Form Langeweile auf, trotz langer Anfahrten und schwülem Wetter. Ich kann dir dieses Land nur wärmstens empfehlen, die Herzlichkeit seiner Menschen und die grandiose Landschaft beeindruckt dich sicherlich nachhaltig!

Dies wollte ich dir in aller Kürze über unsere Reise berichten. Ausführlicher dann zu einem späteren Zeitpunkt, zu Zeiten der Wintermonate auch gerne mit einem Vortrag. Du kannst unter unseren Veranstaltungshinweisen diesbezüglich alles Weitere finden, sobald ich den Vortrag im Herbst ausgearbeitet habe.

Was gibt es sonst noch Neues bei Sarastro-Stauden?

Vom 17. Juli bis über den 22. Juli hinaus setzen wir wiederum unsere diesjährige Phlox- Schwerpunktwoche an. Derweil schaut es witterungsmäßig sehr gut aus, einige frühe Sorten befinden sich schon in Vollblüte, aber es folgen eine Menge mittelfrüher und später Sorten, so dass sich dein Besuch durchaus flexibel gestalten kann. Was in diesem Jahr zum Verkauf angeboten wird, findest du in unserem Webshop unter www.sarastro-stauden.com, falls du eventuell vorgustieren möchtest.

Ich werde das aktuell verfügbare Sortiment in der kommenden Woche aktualisieren, damit du Bescheid weißt, welche Sorten in diesem Jahr auch verfügbar sein werden. Von einigen neuen und raren Sorten sind teilweise nur geringe Mengen vorhanden, die ich demzufolge gar nicht erst in den Webshop stelle, weil es sich ganz einfach nicht rentiert, in diesem Fall ist derjenige im Vorteil, welcher zuerst in die Gärtnerei kommt! Andere der seltenen russischen Sorten hingegen können wir nun endlich auch in größerer Stückzahl anbieten. Wir benötigen naturgemäß immer mehrere Jahre, bis eine neue Sorte ausreichend vorhanden sein wird. Aber jedes Jahr bringt neue Überraschungen!

Falls du deine Phloxwünsche jedoch lieber über den Versand zu dir kommen lassen möchtest, rate ich dir, schon jetzt zu bestellen, ausgeliefert wird in einer kühlen Woche, oder aber erst ab September, ganz wie du möchtest. Der Herbst ist ja nicht nur für Phlox eine ideale Versandzeit und bis dahin wachsen die Phloxe zu ansehnlichen Exemplaren heran!

Übrigens: in der Woche, wo unsere Veranstaltung „Lauter Phlox“ stattfindet, bekommst du bei einem persönlichen Einkauf in der Gärtnerei bei mehr als 10 Phloxen ein weiteres Exemplar deiner Wahl als Gratispflanze dazu, wobei dieses bis zu 8 Euro kosten darf!

„Lauter Phlox“ – ein Highlight in unserem Innviertler Hochsommer, denn auch das Phloxmuseum kann sich inzwischen mit seinen fast 500 Sorten durchaus sehen lassen. Und die Verkaufspflanzen stehen auf einer extra hergerichteten Stellfläche, in Reih und Glied, alphabethisch aufgestellt, über 100 Sorten an der Zahl. In geistiger Planung schwebt mir schon vor, in allzu naher Zukunft vielleicht einmal einige der internationalen Phlox-Koriphäen zu Vorträgen einzuladen, damit auch du sie kennenlernen darfst. Aber dies ist jetzt wirklich Zukunftsmusik! Jedenfalls hat sich der Phlox bei uns zu einer Hauptkultur entwickelt. Wer hätte das noch vor 10 Jahren für möglich gehalten? Schuld daran sind hier meine russischen Freunde, die mir die Augen in Sachen Phlox sehr weit geöffnet haben.

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute, einen Sommer ohne große Unwetterschäden und viel Glück in deinem Garten,

Dein Staudengärtner Sarastro!

Viele Grüße/ Best regards/ С уважением

Christian H. Kreß und Mitarbeiter

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