Newsletter XII/2015 (Great Dixter-Plant Fair)

Liebe Pamina, hallo Papageno!
Wir nähern uns schon wieder mit Riesenschritten dem Ende des Jahres. Es war ein bewegtes Jahr, wo viel passierte.

Endlich hat es Mitte November bei uns mal wieder ausgiebig geregnet. Dies war noch lange nicht genug, aber man muss nach diesen viel zu trockenen Monaten froh um jeden Liter sein. Bis wir wieder auf dem Normalstand sind, bedarf es aber noch ganz anderer Mengen. Hoffentlich bist du gut über die Runden gekommen, denn ich hörte schon mehrmals von großen Trockenschäden in Gärten deiner Bekannten, wobei ein vergilbter Rasen ja noch das geringste Übel war.
Mitte Oktober war meine Tochter Katharina mit meinem Angestellten Sebastian in England beim großen Great Dixter Plant Fair. Lynda Jones hat uns dorthin als Aussteller eingeladen, sie ist seit einigen Jahren die Organisatorin dieses großen Pflanzenfestivals, bei dem nicht nur namhafte Aussteller aus Großbritannien, sondern auch einige von „Continental Europe“ kamen. Sie alle hatten besondere Pflanzen zu bieten, nicht nur Stauden, sondern alles, was selten und interessant für deinen Garten ist.

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Du wirst dich sicher fragen, was man denn den Engländern an Seltenheiten noch anbieten kann? Nicht wenig! Zum einen ticken die meisten der Besucher von dort auch nicht anders als wir, was bedeutet, dass sie in erster Linie auf Schönheiten frequentieren, die blühen. Aber auch dort existieren Etikettenbotaniker, Sammler und Jäger. Und ich darf dir versichern, dass es eine ganze Menge an Pflanzen gibt, die wir auf der Insel nur selten in den Sortimtenten der Gärtnereien zu Gesicht bekommen. Und es ist immer hochinteressant, mit welchen Stauden man an Gartentagen punktet und mit was man letzten Endes den Liebhabern eine Freude machen kann. Dieses Mal waren es allerdings nicht die Phloxsorten aus Russland, die sprachen die englischen Pflanzenfreaks leider weniger an, wahrscheinlich, weil sie nicht blühten und ein Bild alleine genügt den Leuten bekanntlich nicht immer. Oder weil der Phlox dort momentan vielleicht auch „out“ ist. Aber Boehmeria, Isodon, Wulfenia, Patrinia, diverse Schattenstauden und auch einige alpine Seltenheiten fanden hingegen reißenden Absatz. Jedenfalls waren diese Gartentage im über 500 Jahre alten Anwesen von Christopher Lloyd für die beiden ein Erlebnis, dass ich ihnen nicht vorenthalten wollte, denn ich hatte ja schon vor Jahren einmal das Glück, in England bei den Monksilver Open Days mit einem Stand vertreten zu sein.

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Der Garten von Great Dixter muss nicht jedem gefallen. Meine beiden „Gesandten“ konnten nur teilweise mit ihm etwas anfangen. Ich empfinde ihn allerdings als einen der britischsten Gärten, den ich kenne und war noch jedes Mal von ihm begeistert. Eingefügt in der leicht hügeligen, südenglischen Landschaft wechseln sich klassische Mixed Borders mit verspielten Beeten ab, unterbrochen durch streng geschnittene Formhecken. Einjährige Pflanzen, sowie nicht Winterhartes stehen in Eintracht mit Stauden aller Art, in Kombinationen, die für manchen von uns ungewohnt sind. Meine erste Reise nach England war ja damals vom Jahrhundertorkan begleitet, wir erlebten damals Great Dixter in strömendem Regen und stolzierten mutterseelenallein durch diesen altehrwürdigen Garten.
Die Gärtner von Great Dixter zählen aber bei weitem nicht zu jenen verträumten, konservativen Bewahrern traditionellen englischen Gärtnerns, sondern sie probieren auch gerne immer wieder Neues aus. Längst werden in England auch jene ökologisch manchmal durchaus sinnvollen Verwendungsmöglichkeiten praktiziert, die man bei uns so trocken unter Staudenmischpflanzungen betitelt. Eine Sowohl-Als-Auch-Akzeptanz hat dort die Jahrhunderttradition des Gärtnerns etwas in den Hintergrund gedrängt, wenngleich mir persönlich diese wie gemalt wirkenden Pflanzenkunstwerke immer weit besser gefallen haben. Man sollte solche Border über die Jahre hinweg nur ja nicht als statische Bilder verstehen, sondern der Natur durchaus auch ihren Freiraum geben und immer auch etwas Dynamik zulassen.

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Bei uns läuft alles seinen gewohnten Gang. Ich bin gerade dabei, meine Bilder des vergangenen Jahres zu sichten und zu ordnen. Und natürlich den Webshop damit auszustatten! Du sollst ja in Zukunft möglichst viel an Beispielbilder vorfinden, damit du dir auch von unbekannten Stauden etwas vorstellen kannst. Einiges an Neuheiten ist dieses Jahr auch wieder dazugekommen.
Und wir können dir mit noch einer Neuerung aufwarten, mit der du vielleicht  in naher Zukunft schon viel wirst anfangen können. Auf den Stecketiketten für die verkauften Stauden, sowie auf den Quartieretiketten in der Gärtnerei wird ab kommendem Frühjahr der sogenannte QR-Code zu sehen sein. Du hast diesen sicher schon oft bemerkt, man sieht ihn auf LKWs oder auch auf Werbeaufdrucke aller Art. Sieht so ähnlich aus wie ein ungepflegter, quadratischer Labyrinthgarten von oben, mit lauter unregelmäßigen Punkten und Strichen. Du kannst diesen Code in deinem Garten mit deinem Handy, Smartphone oder Tablet ablichten und so kommst du nicht nur auf unsere Website, sondern direkt zur jeweiligen Staude und erfährst so Informationen und Wissenswertes über den Standort, praktisch ohne jeglichen Printkatalog und ohne Laptop.
Wenn du bei uns in der Gärtnerei die Beete durchstreifst, kannst du in Zukunft spielend leicht über den QR-Code an weitere Infos gelangen. Wir haben mit unserem Programmier-Spezialisten somit eine Lösung gefunden, die dich hoffentlich auch in Zukunft begeistern wird, vorausgesetzt, du hast eines jener modernen Kommunikationsgeräte. Aber da bist du sicherlich wesentlich besser ausgestattet als ich! Nur möchte ich dich noch etwas um Geduld bitten, denn die Umstellung der Quartieretiketten dauert bekanntlich einige Zeit, während die neuen Stecketiketten schon ab der kommenden Versandsaison zum Einsatz gelangen.
Und noch etwas wird sich bei uns verändern. Besser gesagt unser Sebastian wird sich verändern. Leider wird er uns zum Jahresende verlassen, worüber ich sehr traurig bin, schließlich hatte er uns die letzten Jahre mit seinem Fachwissen und seiner lebensbejahenden Art wesentlich bereichert. Er wird eine alteingesessene Gärtnerei in der Nähe von Schärding übernehmen, welche von Zierpflanzen über Floristik bis hin zu exquisiten Kübelpflanzen ausgestattet ist. Ich sage immer, Reisende soll man niemals aufhalten und wünsche ihm alles Gute.

Dezember ist der Monat, wo Winterschutz angesagt ist. Doch beginne ja nicht zu früh damit! Warte, bis Dauerfrost angesagt ist. Dann aber decke alle diejenigen Stauden ab, welche empfindlich gegen Barfrost sind. Dies kannst du entweder mit Vlies oder mit Tannenreisig bewerkstelligen. Einige Exoten wie die Fackellilie (Kniphofia), das Mammutblatt (Gunnera manicata) oder auch die winterharte Faserbanane (Musa basjoo) danken es mit einer dicken Laubschicht. Die kritische Zeit ist nicht der Dezember und der Januar, sondern der Februar und unter Umständen auch der März. Zu oft hatte ich die Erfahrung machen müssen, dass zu früh abgedeckte Stauden entweder faulen oder verweichlichen  und dann erfrieren. Der Horrorwinter 2012 war ein lebendiges Beispiel dafür!

Ich wünsche dir eine besinnliche Adventzeit, denn jetzt ist Lesen angesagt!

Dein Staudengärtner Sarastro

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Viele Grüße/ Best regards/ С уважением

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