Newsletter II/11 (Galanthus, Artemisia, Delphinium)

Liebe Gartenfee, lieber Staudengnom!

Der Vorfrühling hatte sich bereits ganz zart und leise angekündigt, auf verschiedenste Weise und für jeden anders! Der wachsende Tag bewirkt bei mir, dass die gärtnerischen Aktivitäten sprunghaft zunehmen. Bei uns schauten viele Schneeglöckchen eher vorwitzig aus der Erde, von den Winterlingen war noch gar nichts zu sehen. Zum Glück, denn der Winter zog seine Haube über das Land. Wir haben ja auch erst Anfang Februar!

Winterlinge (Eranthis hyemalis)

Winterlinge (Eranthis hyemalis)

Apropos Winterlinge! Hast du schon welche im Garten? Nein? Untersteh dich und kaufe Knollen, denn diese sind meist schon halbtot, bevor sie überhaupt in die Erde gelangen. Einen blühenden Teppich aus „Winter Aconite“, wie die Winterlinge in England so treffend heißen, lässt sich viel einfacher und zielsicherer bewerkstelligen! Du kennst in deinem Bekanntenkreis sicher jemanden, der Winterlinge im Garten besitzt. Du bittest ihn um die Samen oder sammelst sie am besten selber, wenn die Kapseln gerade eben am Aufplatzen sind. Das ist fast schon eine Art Gewinnspiel, hier können wenige Tage entscheidend sein. Wartest du zu lange, dann fallen die Samen quasi über Nacht aus, ähnlich wie bei den Lenzrosen und du hast ein ganzes Jahr verloren. Und wenn du sie zu früh erntest, sind sie noch unreif und keimen dann schlecht. Zum richtigen Zeitpunkt geerntet, eine Woche nachreifen lassen und dann streust du sie unter deine Sträucher und Baumgruppen, in die Beete oder wo immer du sie gerne haben möchtest. Den Rest besorgt die Natur. Zwei, drei Jahre später hast du bereits viele blühende Winterlinge, Jahre später ganze Teppiche davon, die des Gartenbesuchers Herz erfreuen. So einfach geht das! Nur hacken darfst du diesen Bereich deines Gartens niemals.

Hast du schon deine Hainbuchenhecken geschnitten? Dies kannst du auch im Februar bewerkstelligen, falls du im letzten Herbst keine Zeit mehr dazu hattest. Es geht nämlich viel eleganter, wenn noch kein Laub vorhanden ist. Ich sah diese Methode des Winterschnittes bei einem Spaziergang durch den historischen Park in Schönbrunn in Wien, wo zu dieser Zeit die riesigen, uralten Hecken getrimmt wurden.

Galanthus ‘Alison Hilary‘

Galanthus ‘Alison Hilary‘

Der berühmte Schneeglöckchengriff! Galanthus ‘Walrus‘

Der berühmte Schneeglöckchengriff! Galanthus ‘Walrus‘

Heute zeige ich dir Blüten- und Blattbilder quer durch den Frühling. Sind sie nicht herrlich, diese Schneeglöckchenhybriden? Es gibt ja mittlerweile unzählige Sorten und schon schütteln Kunden und Besucher verständnislos den Kopf über die minimalen Unterschiede. Wer aber einmal Feuer gefangen hat, den lässt diese Thema nicht mehr los, der Reiz liegt wie so oft im Detail verborgen. Der eine sammelt Briefmarken, der nächste Orchideen, ein anderer eben Schneeglöckchen. Der Virus hat in England Tradition, zu uns nach Mitteleuropa ist diese Sammelleidenschaft erst so richtig vor rund zehn Jahren gekommen.

Vergiss nicht, nach Jahren deine zu groß gewachsenen Pulks kurz nach der Blüte auseinanderzuteilen und wieder in kleinen Gruppen zu pflanzen. Dies hält die Sorten vital und mit der Zeit bekommst du einen richtigen Schneeglöckchengarten, deine Besucher werden dich darum beneiden. Wir haben hier bereits über 250 Sorten in Kultur. Wie sagt man so schön: jeder hat einen anderen Vogel!

Und noch ein Hinweis. Pass auf den Schneeglöckchenschimmel (Botrytis galanthae) auf! Durch diese gefürchtete Krankheit habe ich schon manche wertvolle und teure Sorte unwiederbringlich verloren. Er tritt dann auf, wenn keine Luft an die bereits treibenden Horste gelangt, sei es durch Laubschicht oder eine verspätete, dicke Schneedecke. Ich behaupte mal, dass diese Pilzkrankheit wesentlich schlimmer sein kann als die allseits so gefürchtete Narzissenfliege. Diese tritt dann auf, wenn du zu viele großkronige Narzissen im Garten hast und wenn kein Wind über deinen Garten streicht, der die Fliegen beim Eierablegen stört. Zum Glück ist bei uns die Narzissenfliege so gut wie nicht vorhanden.

Was machen deine Lenzrosen? Wenn in deiner Gegend der Frühling schon mal da war und die Knospen der Lenzrosen schon weiter ausgetrieben haben, dann decke sie unbedingt mit etwas Reisig gegen etwaige Barfröste ab. Im Wachstum fortgeschrittene Knospen liegen nach einer Nacht strengen Kahlfrostes wie glasiert am Boden und stehen auch wieder auf. Das machen sie einige Male problemlos mit, aber irgendwann stehen sie nicht mehr auf und du stirbst dieses Jahr um deine Lenzrosenblüte! Und das wäre doch sehr schade. Was du um diese Zeit schon tun kannst, falls dir danach ist und du hinaus in den Garten möchtest, dann schneide die Blätter deiner Lenzrosen ganz ab. Nur so präsentieren sich die Blüten optimal. Du musst aber bald dran sein, sonst besteht die Gefahr des Abschneidens der langersehnten Blüten.

Besonders im frühen Blattaustrieb oder in ihrem Winterkleid ist der Wert einiger Stauden unerkannt und ungenutzt. Bei uns gilt der Meerrettich als eine beliebte Gemüsestaude, in Österreich im Volksmund auch „Häuslkren“ genannt, weil er zu früheren Zeiten am schönsten am Plumpsklo der Bauernhäuser gedieh. Wer hätte das gedacht, dass eine weißbunte Form im Garten noch wirkungsvoller ist als ihr grünblättriger Bruder? Dieser hat allerdings eine seltsame Eigenheit. Er verfärbt sich erst weiß, wenn er einmal ausgepflanzt wurde, im Topf bleibt er bei uns meist grünblättrig.

Arum italicum ‘Marmoratum‘

Arum italicum ‘Marmoratum‘

Armoracia rusticana ‘Variegata‘

Armoracia rusticana ‘Variegata‘

Gerade im Halbschatten fallen Blattschmuckstauden viel stärker auf als im gleißenden Sonnenlicht. Und ganz besonders auffällig und wertvoll sind Stauden, die einen verkehrten Rhythmus ihres Wachstums besitzen, also im Herbst ihr Blattwerk entfalten und zur Sommerhitze wieder einziehen. Hierzu zählt der italienische Aronstab, der mit der Zeit immer dichtere und eindrucksvollere Horste bildet. Von ihm gibt es einige Auslesen, mit mehr oder weniger gemasertem Blattwerk. Du kannst diese auf unserer Website studieren! Er fühlt sich besonders zwischen Funkien sehr wohl, wo er bereits einzieht, wenn diese austreiben. Im Herbst schmückt er sich mit leuchtend orangen Früchten! Wir kultivieren alle Aronstäbe in Töpfen, so dass sie immer pflanzbereit sind.

Weißt du, welche Staudenbesonderheit mich seit nunmehr fast 30 Jahren begleitet? Du ahnst es nicht, aber dies ist unter einigen anderen der gefüllt blühende Körnersteinbrech (Saxifraga granulata ‘Pleniflora‘). Als fast schon verschollen geglaubt, fand ich ihn damals in Holland bei einem Kollegen und nahm ihn mit nach Hause. Dieser wurde dort „Haarlems Klokkespel“ genannt und ist eine jener uralten Gartenpflanzen, welche aus den Klostergärten des Mittelalters hinübergerettet wurde. Ihn gab es auch in anderen Ländern, aber er war überall selten. Seine Blüten erinnern stark an Levkojen, er fühlt sich in jedem Steingarten pudelwohl, kann aber auch durch seine Höhe von rund 40 cm in jedem Staudenbeet untergebracht werden. Sorge nur dafür, dass er einen durchlässigen Boden bekommt. Und pass auf, er zieht bald nach der Blüte ein, um erst im Herbst wieder aus seinen Knöllchen mit dem runden Blattschopf hervorzutreten.

Artemisia lactiflora ‘Elfenbein‘

Artemisia lactiflora ‘Elfenbein‘

Saxifraga granulata ‘Pleniflora‘

Saxifraga granulata ‘Pleniflora‘

Du kennst sicher auch die Eberraute (Artemisia vulgaris), welche an Bahndämmen und an Schuttplätzen wächst. Sie besitzt eine reichblühende Verwandte aus Ostasien, die Artemisia lactiflora. Ganz besonders gut gefällt mir ‘Elfenbein‘, eine prämierte Sorte eines deutschen Kollegens, in einer unvergleichlich weichen Elfenbeinfarbe! Sie lockert jedes Staudenbeet auf, ist sehr standfest und erfreut uns über einen langen Zeitraum. Du kannst sie sogar als Vasenschnitt gebrauchen. Weitere, ganz ähnliche Sorten sind die höhere ‘Weiße Dame‘ und die plüschige ‘Jane Russell‘. Die Höhe schwankt bei diesen Prachtstauden zwischen 120 und 150 cm. Sie sind allesamt sehr standfest und äußerst gartenwürdig.

Praxistipp: So schneiden wir starke Gräserhorste zurück! Mühe dich nicht mit einer Baumschere ab, sondern erledige dies nach Möglichkeit mit einer elektrischen Heckenschere.

Delphinium ‘Morgentau‘

Delphinium ‘Morgentau‘

Und zu guter Letzt noch ein Bild meines Lieblingsritterspornes. Hier in diesem Garten einer Kundin präsentiert sich Delphinium ‘Morgentau‘ von seiner allerschönsten Seite, übrigens eine schon ältere Foerster-Sorte. Willst du solch fette Horste dein Eigen nennen, dann pass bitte gerade im zeitigen Frühjahr genau auf, dass die Schnecken dir nicht die frischen Triebe abfressen. Denn davon erholt sich ein Rittersporn nur sehr schwer. Die beste Pflanzzeit für Rittersporne aus Töpfen ist im zeitigen Frühjahr zwischen März und Mai. Wenn du das Gefühl hast, dass dein „Ritterspornboden“ ausgelaugt ist, kannst du bald im Vorfrühling deine Delphinium umsetzen oder ihnen einen Startdünger verpassen. Hierfür gibt es mehrere schnellwirkende Dünger, aber auch ausgereifter Kompost tut immer gute Dienste.

Freue dich auf den nächsten Sommer, wenn ich dir hier das Bild der verspielten Mazedonischen Ackerwitwenblume (Knautia macedonica) aus unserem Schaugarten zeige! Trübe Gedanken an trüben Tagen vertreiben wir uns mit Bildern aus den Gärten.

Knautia macedonica

Knautia macedonica

Unsere Website samt künftigen Onlineshop wird auf Hochdruck bearbeitet und erfährt ein komplett neues Antlitz. Hierfür habe ich einen sehr kompetenten Partner gefunden, durch reinen Zufall, wie so oft im Leben. Man muss die Dinge nur abwarten können, nichts lässt sich erzwingen. Mit dem Onlineshop wollen wir ein wenig mit der Zeit gehen und dir als Kunde eine weitere Möglichkeit des bequemen Pflanzenkaufes bieten, ohne uns nun gleich zum Internetgärtner zu degradieren. Denn viele meiner Kunden wohnen ja nicht gleich um die Ecke! Dieser Webshop ersetzt aber bekanntlich niemals deinen Besuch hier in der Gärtnerei, wo du persönlich betreut wirst und du dir die Pflanzen bei einer Tasse Tee oder Kaffee auch selbst aussuchen kannst.

Übrigens, falls du es noch nicht weißt: unsere Gutscheine sind sehr beliebt und finden an Geburtstagen bei Pflanzenfreaks großen Anklang!

Hoffentlich sehen wir uns in der kommenden Saison bald einmal wieder. Gegen Ende Februar bis in den März hinein haben wir in der Gärtnerei unsere Schneeglöckchenausstellung mit Verkauf.

Ansonsten bis zum nächsten Rundbrief, den du von mir in gewohnter Weise Anfang März zugesandt bekommst. Da möchte ich dir dann einige seltene Frühlingsstauden und Alpine vorstellen. Und wenn du Fragen zur Pflege oder sonstigem Staudenärger hast, so steht dir unsere Mailadresse Tag und Nacht zur Verfügung.

Wie gefällt dir meine neue Schrift? Nachdem der Rundbrief grundsätzlich Briefcharakter hat, war mir eigentlich eine Schreibschrift wesentlich sympathischer. Es beklagten sich allerdings in letzter Zeit viele deiner Gartenfreunde darüber, dass diese so schwer zu lesen sei. Urteile selbst, mir ist dies egal!

Blumige, spätwinterliche Grüße von deinem Staudengärtner

Sarastro

Christian H. Kreß

Christian H. Kreß

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