Newsletter IV/2023 (Mulchen, Raribö Wien)

Liebe Pamina, hallo Papageno!

Und schon befinden wir uns inmitten des Frühlings! Was dies für uns bedeutet, will ich dir nicht näher erklären, da dir dies sicherlich klar ist. Viel zu tun, um es einfach und pragmatisch auszudrücken. Das Wetter zeigt sich mal von der garstigen Seite, mal sommerlich warm. Egal, wir müssen da durch, deine Aufträge wollen abgearbeitet werden. Diese zahllosen Runden, die wir dabei drehen, halten uns auf natürliche Weise fit. Auch deshalb ist der Frühling die schönste Jahreszeit!

Heute will ich dir über meine Meinung und den Erfahrungen berichten, was Mulchen anbelangt. Zunächst sei gesagt, dass jeder Boden früher oder später mit Pflanzen aller Art bedeckt wird, dies ist ein Naturgesetz, alles wird von Einjährigen und ausdauernden Pflanzen in Beschlag genommen! Ausnahmen sind Wanderdünen, welche vom Wind ständig in Bewegung gehalten werden, aber auch diese werden früher oder später durch Strandhafer besiedelt. Daher macht es überhaupt keinen Sinn, den Boden mit Folie zu bedecken, darauf eine Schotterschicht und zu hoffen, jetzt kommt keinerlei Unkraut mehr auf. Ohne mich jetzt in dieses leidige Thema zu vertiefen, aber wer glaubt, ohne ein gewisses Maß an Pflegemaßnahmen auskommen zu wollen, der hat die Sukzession der Natur nicht begriffen. Aber wir können uns übergangsweise mit Mulchen abhelfen!

Ein harmonisches Ensemble in unserem Schaugarten mit Dreiblatt (Trillium) und Funkien, die von Salomonssiegeln umspielt wird. Der Boden ist allein schon durch die Blattmasse bedeckt, da kommen kaum Wildkräuter auf!

Karl Foersters vielzitierter, teilweise schon überstrapazierter Spruch „Ein Staudengarten ist etwas für intelligente Faule“ besagt ja ausschließlich und nichts anderes, als dass durch eine gelungene Kombination von Leitstauden mit Begleitstauden (Füllstauden) aller Art ein schnelles Zusammenwachsen eine Art „Bodenschluss“ erreicht wird, nur wenig verdrängende Wildkräuter aufkommen und man sich auf diese Weise die Arbeit erleichtert. Wobei ich das Faulsein nicht zu wörtlich nehmen möchte, sondern eher Genießer sein will, faul sein darf man im Garten höchstens in der Hängematte!

Jetzt sind wir aber immer noch nicht beim Mulchen angelangt! Was hat demnach das Mulchen für einen Sinn, wenn doch die Fläche durch Pflanzen schnell geschlossen wird? Schnell kann innerhalb einer Saison bedeuten, aber dauert in der Regel aber doch zwei bis drei Jahre, je nach Art der Bepflanzung. Und bis dahin können sich eine Menge Unkräuter breitmachen.

Hier ein Beispiel: nach einer erfolgten Bepflanzung sollten alle leeren Flächen zwischen den Stauden mit einer dünnen Schicht aus Rindendekor versehen werden. Sie darf allerdings höchstens 3-5 cm dick sein, dabei keinesfalls frisch sein und nach Harz riechen. Man verwende zum Mulchen möglichst abgelagerte Rinde, ansonsten absorbiert die Rinde zum Verrotten den wertvollen Stickstoff aus dem Boden, den deine Stauden zum Wachsen benötigen. Also hier bitte nicht am falschen Platz sparen!

Diese Rindenmulchschicht besitzt eine unkrauthemmende Wirkung für alle einjährigen Wildkräuter (mir gefällt dieser Ausdruck besser als Unkraut oder gar diesen Verlegenheitsausdruck „Beikraut“!), welche ihren Zweck nur so lange erfüllen soll, bis deine Stauden weitestgehend zusammengewachsen sind.

Mulchen kannst du natürlich auch mit Kies oder Sand, mit Rindenhumus, mit Gartenfaser, in den USA wird vielfach mit Kiefernnadeln gemulcht. Der meiner Meinung beste Mulch ist aber gut verrotteter Kompost, mit diesem hatte ich nur gute Erfahrungen gemacht. Rinde hält zwar länger, Kompost stellt jedoch eine zusätzliche, dauerhafte Nährstoffversorgung dar.

Sehr wichtig erscheint mir aber, dass du die ästhetisch passende Mulchschicht für die jeweilige Bepflanzung verwendest. Auf diesen Punkt wird leider viel zu wenig Rücksicht genommen! Schattenstauden wie Funkien oder Salomonssiegel inmitten einer Kiesschicht funktioniert zwar, wenn sich darunter offener Boden befindet, mir erzeugt solcherlei Verwendung allerdings Kopfschütteln, denn solcherart strahlt auf mich keine Harmonie und Ruhe aus. In Schattenbereichen und Waldsituationen bist du besser mit Kompost, Rindenkompost oder Rindendekor dran. Ein Kakteen- und Sukkulentenbeet in einem Xerophytengarten oder auch eine trockene Freifläche wird man wohl kaum mit Rinde abdecken, sondern sehr naheliegend mit mineralischer Abdeckung wie Splitt oder Kies versehen. Sand als Mulchschicht ist eine feine Sache, aber auch hier solltest du unbedingt auf die Dicke der Schicht achten, als auch auf den Charakter des bepflanzten Beetes. Sand assoziiert man stets mit Trockenheit, mit Wüste oder Steppe. In Sand pflanzen ist überhaupt nichts Neues, wir taten dies in Holland sogar inmitten des Polders nahe der Küste, quasi auf dem ehemaligen Meeresboden, Sand pur. Sogar Enzian und Rittersporn wuchsen dort fantastisch! Es ist dies letzten Endes nur eine Frage der Versorgung mit Nährstoffen.

Gelungener Kiesgarten mit Euphorbien und Wildpäonien im Sichtungsgarten in Weihenstephan

In unserem neuen Schaugartenteil mulchten wir mit verrottetem Kompost, welchen wir kommen ließen. Ansonsten bin ich der Meinung, man sollte seine Bepflanzung rein nach dem vorhandenen Boden ausrichten. Da wir aber eine Staudengärtnerei mit unmittelbarem Kontakt zu Kunden sind, möchte ich wesentlich mehr Stauden in mannigfaltiger Kombination aufzeigen, in unterschiedlichen Beeten und Situationen.

Ich bin gespannt auf dein Urteil, wir befinden uns im Jahre Zwei des neuen Schaugartenteils und es sieht alles sehr gut aus! Ich wundere mich immer, warum die Besucher vor dem Ziegeltor kehrt machen und sich nicht recht in den Schaugarten trauen. Keine Angst, wir verlangen bei deinem Besuch keinerlei Eintritt und du siehst eine Menge spannender Stauden! Nur bei persönlichen Führungen von größeren Gruppen, sowie Busexkursionen verrechnen wir einen Obolus von 3 Euro pro Besucher. Die Führung dauert ungefähr eine Stunde. Du findest alles Weitere darüber auf unserer Website www.sarastro-stauden.com unter „Sarastros Gärtnereiführung“.

Hier beispielgebend eines der Beete im neuen Teil des Schaugartens, etwa Ende Juni

Und dieselben Staudenbeete im Herbst im gleichen Jahr. Auch hier wurden stets etwa 7 Stauden pro Quadratmeter gepflanzt, in einer sehr großen Artenvielfalt. Dies lässt sich natürlich auch in wesentlich kleinerem Rahmen realisieren!

Soll man Beete nun mulchen, ja oder nein? Ich würde ja sagen, aber mit Sinn und Verstand. Und nur bei Neuanpflanzungen oder gröberen Lückenflächen.

Eine „Must Have“-Staude möchte ich dir unbedingt vorstellen, nämlich die Camassia, fälschlicherweise Prärielilie genannt, neuerdings als „Kamassinthen“ umgetauft, denn mit Lilien haben sie rein gar nichts zu tun, sondern sie werden zu den Agavengewächsen gezählt. Diese stolzen Zwiebelstauden entstammen tatsächlich aus Nordamerika, wobei die Standorte der einzelnen Arten sehr weit auseinanderliegen. Am ehesten ist Camassia leichtlinii verbreitet, aber auch die niedere C. quamash ist nicht minder hübsch. Was aber macht die Camassia so wertvoll? Falls du stolzer Besitzer eines Präriegartens bist, dann bringen sie uns die allerersten Blüten im Jahr! Besonders zwischen austreibenden Gräserhorste entfalten sie ihre Wirkung. Je nach Sorte erblühen die Blütenkerzen von Hellblau bis Dunkelviolett oder auch Weiß. Was mich an ihnen so begeistert, ist deren Langlebigkeit, sowie ihr jährlicher Zuwachs. Ein vollsonniger Standort sollte gewährleistet sein, dazu ein kräftiger, lehmig-humoser Boden. Wenn deine Gräser im Sommer nahezu ihre Endgröße erreicht haben, dann sind die Camassia längst wieder eingezogen! Du kannst Camassia selbstverständlich auch in jedem Beet unterbringen, wo sie sich ebenfalls hervorragend präsentieren. Nebenbei sind Camassia um diese Zeit noch problemlos verschickbar, später werden sie abgeschnitten, da sie sonst nicht in dein Paket passen.

Ein wunderbarer Horst von Camassia leichtlinii ‘Coerulea‘ in einem unserer Schaubeete zwischen den Ziegelmauern, ein toller Eyecatcher!

Schrieb ich dir schon, dass bei deinen Freunden die Fuchsien voll eingeschlagen haben? Wahrscheinlich deswegen, weil das Thema Fuchsien bisher den wenigen, spezialisierten Fuchsiengärtnereien vorbehalten war, in Staudengärtnereien sind nur eine Handvoll an Sorten vertreten. Um das Sortiment etwas breiter zu gestalten, habe ich mich vor einigen Jahren dahintergeklemmt, um nach winterharten Freilandfuchsien zu suchen. Du siehst unser gesamtes Sortiment im Webshop, es existieren weit mehr Fuchsien, welche ausreichend hart sind, aber ich kann hier nicht ins Uferlose sammeln! Ein paar Seltenheiten sind auch hier aufzufinden.

Ein überstrapazierter Werbeslogan unserer Branche lautet „Jetzt ist Pflanzzeit!“, der allerdings ganz besonders für unsere Freilandfuchsien Anwendung findet, da diese bis in den Herbst wunderbar einwachsen und so gut über den Winter kommen. Der ideale Pflanzplatz kann durchaus sonnig sein, obgleich sie im lichten Halbschatten zwischen Funkien und anderen Schattenstauden wesentlich besser gefallen finden. Nimm den Spaten zur Hand und grabe ein ausreichend großes Pflanzloch, welches du mit gut ausgereiftem Kompost versiehst. Abdecken im Herbst nur mit ein wenig Falllaub, ansonsten schneidest du die abgestorbenen Zweige im Frühling dort zurück, wo deine Fuchsien wieder austreiben!

Ein liebenswertes Pflänzchen möchte ich dir bei dieser Gelegenheit auch noch hier im Rundbrief vorstellen, nämlich einen seltenen Blaustern (Scilla greilhuberi) aus dem Norden des Irans, wo er in lichten Wäldern wächst. Zu ihrer Geschichte: als eigene Art wurde sie von Dr. Franz Speta aus Linz beschrieben, einem Botaniker und Fachmann für spezielle Zwiebelpflanzengattungen, besonders aber für die Gattung der Blausternchen (Scilla und Anverwandte). Diese Art wächst in unseren Gärten zu breiteren Horsten heran und blüht mit blauen Rispen und relativ großen Einzelblüten, meist zwischen März und April. Sie ist selten in Kultur, dabei im Garten einfach zu halten, am besten vor Sträuchern, wo sie sich ungestört entwickeln kann. Ich bekam sie vor Jahren von Sigurd Lock, dem ehemaligen Stadtgartendirektor von Linz. So hat jede Staude ihre Geschichte! Wäre doch schade, wenn diese nicht weitergegeben würden!

Dir wird mit der Zeit aufgefallen sein, dass auch bei Stauden zwischen Klimagewinnlern und Klimaverlierern unterschieden wird. Phlox, Eisenhut und Rittersporn gehören neben anderen Stauden zu den letzteren. Es stimmt, dass diese drei Gattungen in trockenen und heißen Sommern leiden können, aber deshalb noch lange nicht absterben! Trotzdem brauchst du auf diese Paradestauden nicht zu verzichten, falls du tiefgründigen, lehmig humosen Boden hast und ihnen ab und an etwas mehr als einen Schluck Wasser vergönnst, aber im richtigen Moment, nämlich dann, wenn sie schlapp machen. Seien wir doch ehrlich, jeden Tag duschen wir, das Auto wird öfters gewaschen als nötig, also hier bitte kein schlechtes Gewissen, so lange man es auch im Garten nicht übertreibt.

Wichtig ist also ein effektives, durchdringendes „Gießmanagement“, lieber seltener, dafür aber durchdringend. Öfters Gießen, womöglich jeden Tag, bringt nicht viel, auf diese Weise wachsen die Wurzeln der Stauden nicht in die Tiefe und „suchen“, sondern ihr Wurzelbereich befindet sich dann nur in der flachen Zone knapp unter der Erdoberfläche und die Stauden dürsten wesentlich schneller. Außerdem züchtest du dir auf diese Weise nur die Schnecken!

Im Wiener Becken oder im Oberrheingraben solltest du oben genannte Stauden eher einen halbschattigen Pflanzplatz zuweisen. Unsere ausgepflanzten Phloxe machten im heißen und trockenen Sommer des Jahres 2018 einen höchst unerfreulichen und traurigen Anblick, aber sie überlebten diesen Horrorsommer ohne Ausfall! Erderwärmung und Klimawandel ist ein total ernstzunehmendes Thema, das mich traurig stimmt, noch aber wechseln die Jahre mit Starkregen und Hitze einander ab, es gibt keinen Grund, auf diese Stauden zu verzichten.

Vom 14. bis 16. April findet wieder die traditionelle Wiener Raritätenbörse im Botanischen Garten statt, liebevoll auch RARIBÖ genannt, eine der wenigen Adressen, wo der Schwerpunkt auf den Pflanzen liegt. Du findest in der Tat ein äußerst breites Sortiment vor. Nach den unseligen Zeiten von Covid 19 sind wir wieder dabei. Unser Stand wurde etwas weiter nach oben verlegt, also vom Haupteingang in Richtung Alpengarten, auf jeden Fall aber in der Hauptallee entlang der Mauer, nicht weit vom vorherigen Standort entfernt. Ich lasse mir die RARIBÖ nicht entgehen und bin selbstverständlich mit einem Mitarbeiter vor Ort.

Ich freue mich jedenfalls riesig darauf, das Wiener Gartenpublikum wieder zu sehen! Wir geben uns alle erdenkliche Mühe und präsentieren dir ein Sortiment, das von ausgefallenen Raritäten bis hin zu wertvollen, gängigen Staudensorten reicht, so ähnlich wie in all den Jahren zuvor, wie du es von uns gewohnt warst. Falls du Vorbestellungen tätigen möchtest, bringen wir diese selbstverständlich gerne nach Wien mit, aber bitte bis spätestens 3 Tage vor Ausstellungsbeginn! Und was das Wetter anbelangt, kann derzeit noch keinerlei Prognose gegeben werden. Ist ja auch nicht nötig, denn du weißt ja, dass es wie beim Berggehen lediglich schlechte Kleidung gibt.

Dasselbe gilt natürlich auch für das Verkaufsoffene Wochenende, welches stets am letzten Wochenende im April in unserer Staudengärtnerei stattfindet, also in diesem Jahr am 29. und 30. April, jeweils von 8 bis 17 Uhr! Du darfst natürlich jederzeit zu den gewohnten Öffnungszeiten zu uns kommen, aber an jenem Wochenende triffst du neben einem reich bestückten Staudensortiment eine Menge Bekannter und Gleichgesinnter, die teilweise auch von weiter herkommen, was von vielen Besuchern sehr geschätzt wird. Mit welchen Zusatzangeboten warten wir für dich auf? Lass dich überraschen, auf jeden Fall haben einige nahegelegene Baumschulen und Gärtnereien ebenfalls geöffnet. Aber man trifft sich bei Sarastro, dies war in der Vergangenheit nicht nur mir ein großes Vergnügen!

Dir wünsche ich einen wundervollen Frühling und vor allem Frohe Osterfeiertage!

Dein Staudengärtner Sarastro

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