Newsletter IV/2013 (Einige seltene Schattenstauden, Knöteriche)
Liebe Pamina, hallo Papageno!
Wieder einmal spielte das Wetter mehr als verrückt. Es ist fast zum Verzweifeln, obgleich wir hier in Oberösterreich gegenüber anderen Regionen wiederum mit einem blauen Auge davonkommen. Zwar hat uns der Winter in diesem Jahr vor allzu strengem Frost verschont, dafür will er sich dieses Jahr einfach nicht verabschieden. Es wurde mit diesem andauernden, scharfen und schneidend kalten Ostwind einfach nicht wärmer! Und es scheint zur Normalität zu werden, dass sich der Herbst mit trockenem und schönem Wetter bis Anfang Dezember hält, dafür bleibt offenbar der Winter weit über den kalendarischen Frühlingsanfang hinaus präsent. Aber nicht verzagen, es kann nur noch aufwärts gehen! Und darum soll der Rundbrief dich ausnahmsweise schon in den Ostertagen, dieses Mal vor dem 1. des Monats erreichen.
Seit der Gärtnereigründung vermehren wir jedes Jahr eine ganze Reihe an Sorten von Scharbockskräutern. Damals bezog ich sie direkt von Sammlern und Züchtern aus Großbritannien, mit denen ich schon lange Jahre in Kontakt war. Auch einige alte, gefüllt blühende Reliktsorten aus Botanischen Gärten vermehrten wir. Ich erwartete mit der Zeit eine größere Verbreitung, denn Mitte bis Ende der 90er-Jahre waren diese Sorten bei uns noch vollkommenes Neuland und wie mit so Vielem gehörten wir zu den ersten Gärtnereien, die sich mit diesen reizenden Vorfrühlingsblühern beschäftigten. Sie besitzen einen vielfältigen, gärtnerischen Nutzen, denn ihr Frühlingsblüten-Potenzial und ihre Formenvielfalt sah ich eigentlich als recht groß an.
Doch ich wurde bald bitter enttäuscht, die Realität belehrte mich eines Besseren! Die meisten Gartenliebhaber sehen, hören oder lesen „Scharbockskraut“ und verbinden dies mit jenem verheerenden Unkraut, welches bald ganze Flächen in Beschlag nimmt. Dabei handelte es sich bei diesen Sorten um eine spezielle Unterart, welche keine Brutknöllchen in den Blattachseln bildet und sich daher sehr geziemt benimmt, dabei allerlei besonderen Farbspiele und Blattschönheiten hervorbringt, ohne hierbei je lästig zu werden. Den Kunden und Besuchern an Gartentagen konnte ich die schönsten Exemplare präsentieren, es war immer dasselbe Spiel. „Scharbockskraut? Verschon mich bitte mit so etwas!“ Diese Aktionen waren schon so etwas wie Negativwerbung! Ein holländischer Kollege kaufte damals bei mir einige Sorten in einer größeren Stückzahl, vermehrte diese alsbald zu Abertausenden und exportierte die Knollen mit Erfolg in die USA. Und bei uns? Ich wollte mich nach so vielen Jahren Geduldsspiel mit viel Frust schon endgültig von ihnen verabschieden, bis diese abwechslungsreichen Frühlingsblumen plötzlich wie aus heiterem Himmel bei einer ganzen Reihe von Kunden auf einmal Akzeptanz fanden. Haben sich die Zeiten geändert oder wurden findige Gourmet-Köche aktiv? Besonders bei Kunden in Nord- und in Osteuropa finden derzeit einige Sorten großen Anklang.
Du kannst die Ranunculus-ficaria-Sorten zusammen mit Vorfrühlingsalpenveilchen, Schneeglöckchen, Lenzrosen und Frühlingsanemonen zu beglückenden Vorfrühlingsbildern kombinieren. Gerade schwarzblättrige Sorten wie ‘Brazen Hussy‘ oder die metallische ‘Brambling‘ fallen im farbenfrohen Umfeld schon lange vor ihrer Blüte auf. Merke dir auch die beiden gefüllt blühenden Sorten ‘Colarette‘ und ‘Button Eye‘, deren wunderhübsche Blüten sich auch bei schlechtem Wetter nicht schließen. Beeindruckend ist auch die alte ‘Grandiflora‘, deren große Blüten schon eher an Sumpfdotterblumen erinnern. Einige Sorten stehen schon jahrelang in unseren Schaubeeten, ohne jemals zur Plage geworden zu sein! Ein frischer Boden in leicht halbschattiger Lage sagt ihnen am besten zu. Manche der Sorten treiben schon im Herbst aus und zieren durch ihre metallischen Blattrosetten. Vergiss nicht, dass Scharbockskräuter im Allgemeinen zu den Starkzehrern gehören, was bedeutet, dass sie einen guten Humusboden bevorzugen.
Hier unten möchte ich dir eine gute Auswahl an Sorten des Scharbockskrautes auf einem Teller kredenzen! Übrigens nenne ich sie seit einiger Zeit ganz bewusst nicht mehr Scharbockskraut, sondern spreche lieber von Zwergranunkeln, damit sie noch mehr Anklang bei dir finden! Die Beschreibungen von mehr als 20 Sorten dieser reizenden Ranunkeln kannst du unter www.sarastro-stauden.com in unserem Pflanzenshop unter Ranunculus ficaria finden.
Wie in jedem Jahr erwarten wir schon sehnsüchtig die Lenzrosen. Wie du sicher weißt, hat sich hier von der züchterischen Seite seit fast 20 Jahren eine ganze Menge getan. Nicht nur satte, reine Farben sind bis zur Perfektion selektiert worden! Neben Guttatus- , Plicatus- und anemonenblütigen Formen finden zunehmend zarte, geaderte Pastelltöne bei den Liebhabern Gefallen. Ich stellte dies schon sehr bald fest, dass offenbar einige meiner Kunden anders „ticken“ und im Gegensatz zu den allseits beliebten, satten Fernwirkung auch zarte, unauffällige Schönheiten bevorzugen und diese im Detail bewundern. Dabei kommt es anscheinend gar nicht darauf an, ob es sich nun um halb gefüllte oder gefüllte Sorten handelt. Wenn diese über Samen vermehrt wurden, bleibt uns die gesamte genetische Vielfalt erhalten, mit allen kleinen und großen Abweichungen. Neuerdings werden allerdings Lenzrosen im Labor geklont, was dazu führt, dass du lediglich einen einzigen schönen, aber mit der Zeit unspannenden Typ vor dir hast. Und entscheide selbst, ob du die alten Blätter abschneidest, ich finde aber, dass gerade an Wegen und in Eingangsbereichen, aber auch in repräsentativen Beeten sich die Blüten wesentlich besser präsentieren, wenn die Blätter frühzeitig abgeschnitten wurden.
Dieses Mal möchte ich dir auch von einigen Besonderheiten berichten, die mich in den letzten Jahren begeisterten. Bis Mitte April blühen die meisten der Elfenblumen in ihrer vollen Pracht. Wie auch bei den Lenzrosen empfiehlt es sich auch bei ihnen, das alte Blattwerk rechtzeitig im März bodeneben abzuschneiden, noch bevor sich die Blütenrispen zeigen. Dadurch präsentieren sich die zarten Rispen wesentlich eindrucksvoller. Wir sammelten und vermehren eine ganze Anzahl an Wildarten und auch neueren Sorten. Manche entpuppten sich als robuste Schätzchen, andere zicken ein wenig und möchten nebst säuerlichem Boden und kühlem Umfeld ein wenig umsorgt werden. Im letzten Katastrophenwinter sind mir leider einige wertvolle und seltene Arten aus China hopsgegangen. Natürliche Auslese? Ja, denn auch die ausgepflanzten Exemplare der seltenen Epimedium x omeienseverabschiedeten sich auf Nimmerwiedersehen, ohne den kleinsten Rest zurückzulassen.
Bald treiben auch wieder die Funkien aus. Hier schreibe ich dir zu späterem Zeitpunkt einmal einen gesonderten Brief. Aber von einer Funkie fand ich vor kurzem ein nettes Bild, das ich dir nicht vorenthalten möchte. Denn gerade Hosta ‘Tardiflora‘ ist es, welche als allerletzte erst im Oktober erblüht. Damit ist sie die späteste aller Blütenfunkien! Dies ist eine alte, japanische Kulturform, welche in der Literatur fälschlicherweise immer wieder als eigene Art angeführt wird. Eine geradezu klassische Kombinationsmöglichkeit bietet sich zusammen mit dem Oktobersteinbrech (Saxifraga fortunei), die sich beide im Halbschatten und humosem Boden pudelwohl fühlen!
In Deutschland sind letztes Jahr die gesamten Knöteriche zur Staude des Jahres 2012 gekürt worden. In den Rundbriefen der letzten Jahre schrieb ich dir schon mehrmals von der Pracht dieser Staudengattung, die botanisch in mehrere Gattungen aufgesplittet wurde. Auch hier sind noch manche unbekannte Überraschungen und Neuheiten zu erwarten. Besonders ein Knöterich hat es mir angetan, den ich als Samen auf Umwegen von einem befreundeten Pflanzensammler bekam. Aconogonum paniculatum ssp. frondosum ist nahezu unbekannt und entwickelt sich zu einer hüfthohen Staude, welche in ihrer Tracht an eine verkleinerte Form des bekannten Aconogonum ‘Johanniswolke‘ erinnert, also eine wesentlich verträglichere Höhe aufweist. Die Blütezeit liegt ebenfalls im Hochsommer und auch die gelbliche Herbstfärbung ist durchaus attraktiv. Im Moment ist sie noch in geringen Stückzahlen abzugeben, aber dies kann sich schnell ändern, wenn sie einmal bei dir Gefallen findet. Ebenfalls eher selten zu finden istAconogonum sericeum, ein sehr früh blühender Knöterich aus Ostasien, der mit seinen feinen Rispen bereits schon im Juni blüht. Ich empfehle ihn für normale Staudenbeete als Ergänzung, bis deine Rittersporne zur Hochform auflaufen.
Als wunderschöne, noch völlig neue und unbekannte Schattenstaude gilt ein horstig wachsende Günsel (Ajuga incisa) aus dem Fernen Osten. Er ist bei uns absolut winterhart und wächst sehr schnell zu einem großen Horst heran. Die tief blauen Blütentrauben erscheinen bei uns ab Juni. Auffällig sind auch die gezackten, dunkelgrünen Blätter! Überrascht hat mich auch die relative Trockenheitsresistenz dieses Schatzes. In Kombination mit Funkien, aber auch mit horstig wachsenden Elfenblumen oder als Orchideenbegleitstaude hat er sich innerhalb kürzester Zeit bewährt. Ich konnte auch eine panaschierte Form davon ergattern, die sich allerdings als viel weniger wüchsig herausstellte. Wir führen inzwischen ‘Blue Enigma‘. Ich bin schon sehr gespannt, ob nicht bald auch noch andere Farben auftauchen. Irgendwie erinnert mich dieses Ding an ein Bindeglied zwischen Ajuga und Nepeta.
Eine Staudengattung aus der Prärie Nordamerikas fiel mir ebenfalls durch ihre sprichwörtliche Bescheidenheit auf. Die Amerikanischen Bergminzen (Pycnanthemum) sind mit den Indianernesseln eng verwandt und führen in unseren Gärten ein unbedeutendes Schattendasein. Stimmt, farblich reißen sie dich und mich sicher nicht vom Hocker! Trotzdem, am richtigen Platz im Staudenbeet sorgen sie für ausgeglichene Ruhe und Ordnung. Klingt fast schon nach Polizei, oder? Wir vermehren sechs Arten, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Alle schätzen sie Trockenheit und volle Sonne, trotzdem steht P. virginicum hier zwischen Herbstastern und Rosen. P. tenuifolium dagegen bevorzugt es, einen Platz neben Stipa calamagrostis und Bartiris im Kiesgarten einzunehmen und dies schon seit Jahren! Nebenbei duften diese dauerhaften Stauden ganz aromatisch!
Rosenkavaliere waren schon vor Jahren in aller Munde! Doch solcher Schlagwörter bedarf es normalerweise nicht, besonders wenn man den Lavendel außer Acht lässt! An Rosenbegleitstauden steht uns derart viel zur Verfügung, dass man schon gar nicht mehr darüber schreiben mag. Ob es Geranium oder Rittersporn sein sollen, bleibt allein deinem Geschmack und Farbempfinden vorbehalten. Zwei neue Katzenminzen möchte ich dir in diesem Zusammenhang vorstellen, die ich in den letzten Jahren ausgelesen habe. Da wäre zum einen ‘Florina‘, eine wesentliche Verbesserung von ‘Dawn to Dusk‘, die vielerorts zu hoch wird. ‘Florina‘ habe ich sie genannt, nach einem griechischen Dorf nahe der albanischen Grenze. Diese Sorte besitzt außerdem sehr kontrastreiche, dunkelweinrote Hüllblätter zu ihren hellrosa Blüten. Es brauchte einige Jahre, bis ich mit der Selektionsarbeit zufrieden war und du nun eine 70 cm hohe, reichblühende Katzenminze vorfindest.
Wesentlich kürzer dauerte die Selektion von einer Sorte, die bis zum heutigen Tag noch keinen treffenden Namen besitzt. Vielleicht fällt dir hierzu etwas ein? Ich fand diese stramme Katzenminze in einer Plattenfuge bei uns im Schaugarten, wo sie mir als vital wirkende und vor Kraft strotzende Staude auffiel. Ich pflanzte sie zur weiteren Beobachtung in unser Mutterpflanzenquartier, denn ich wollte wissen, ob sie sich selbst aussät, wie sie sich präsentiert und wächst. Die von mir gezüchtete ‘Blue Danube‘ wurde in Deutschland von der Staudensichtungskommision vor kurzem mit *** hoch bewertet, sie sät sich bei uns jedoch aus. Dies empfinde ich allerdings als einen entscheidenden Nachteil, vielleicht beurteilst du dies anders. Meine bärenstarke Katzenminze mit ihren dichten Blütenzweigen jedenfalls säte sich doch nicht aus und blüht etwa zwei Monate am Stück, nach Rückschnitt remontiert sie leicht. Im Online-Shop findest du sie unter ‘Flaschenbürste‘ als vorläufigem Arbeitsname! Sie ist eine Hybride, vermutlich entstanden aus Nepeta latifolia und Nepeta ‘Walker’s Low‘. Bei der Namensfindung dauert es bei mir immer länger.
Zum Schluss noch ein Bild einer historischen Strauchrose, mit Geranium psilostemon umspielt, ein Bild aus unserem Schaugarten! Ein Ostergeschenk an dich, obgleich es noch einige Zeit dauert, bis Rosen und Storchschnabel wieder um die Wette blühen werden!
Am 6. und 7. April sind wir wieder auf dem tollen, riesigen Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten Dahlem anzutreffen. Weit über 100 Ausstellungsstände, ausschließlich mit Pflanzen bestückt! Wie ich dir schon in den vergangenen Jahren erzählte, sind wir wie immer am Südportal „Unter den Eichen“ zu finden. Ich werde dich wieder persönlich bedienen, auch meine älteste Tochter und eine liebe Pflanzenfreundin werden mich dabei tatkräftig unterstützen. Durch den günstig gelegenen Standort am Südportal wird es für dich wieder sehr bequem sein, von uns Vorbestellungen in Empfang zu nehmen, ohne diese durch den ganzen Botanischen Garten schleppen zu müssen!
Mitte April sind wir dann an der Raritätenbörse in Wien im Botanischen Garten der Universität. Auch dorthin nehmen wir gerne deine Vorbestellungen mit. Wien hat sich in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten Veranstaltungen in Österreich gemausert! Auch hier wurde der Fokus ausschließlich auf Pflanzen gesetzt.
Eines unserer Hauptevents findet immer am letzten Aprilwochenende in der Gärtnerei statt, sozusagen als Start in die Saison. Es lohnt sich, nicht nur zu uns zu fahren, denn als Attraktion haben über das Wochenende auch sieben andere Gärtnereien und Baumschulen der nahen Umgebung geöffnet. Hier kannst du dich nicht nur an neuen Trends orientieren, sondern auch jede Menge Pflanzenneuheiten ergattern. Sarastro-Stauden präsentiert sich zusammen mit der bekannten Keramikerin Elselore Müller-Kraft und weiterem Kunsthandwerk, sowie einem ausgesuchten Kräutersortiment von Hannes Wagner. Ich rate dir, am Samstag gleich in der Früh oder am Abend zu kommen, denn sonst ist dir vielleicht der Trubel zu groß! Ich wünsche dir jedenfalls ein paar gemütliche Stunden zum Schwelgen, inmitten unserer Gärtnerei.
Aufgrund der anhaltend kalten Witterung haben wir uns kurzfristig entschlossen, mit dem Versenden deiner Bestellungen erst nach Ostern zu beginnen. Ich hoffe doch sehr, dass du dies trotz verständlicher Ungeduld einsiehst, denn wir möchten keine leeren Töpfe versenden und dich als zufriedenen Kunden behalten! Falls trotzdem die eine oder andere Staude nicht in Ordnung sein sollte, bitte schicke uns ohne Hemmung ein Mail, wir kümmern uns sofort um Ersatz! Außerdem wachsen die Stauden am besten weiter, wenn man schon etwas von ihnen sieht! Im Webshop ändert sich in der Verfügbarkeit beinahe tagtäglich unser Angebot, es lohnt sich daher, wenn du öfters hineinschaust. Der April wird für uns wohl immer der hektischste Monat bleiben, so werden wir in diesem Jahr mit noch mehr gebündelter Kraft den Versand bewältigen müssen!
Und falls du in Bayern, Salzburg oder Oberösterreich wohnst, dann empfehle ich dir, einmal die folgende Seite anzusehen: www.gartenreisen-halwax.de
Weiterhin alles Gute, ich wünsche dir ein möglichst schneefreies, frohes Osterfest und einen spannenden Frühjahrsstart mit möglichst vielen Erfolgserlebnissen in deinem Garten!
Dein Staudengärtner Sarastro