Newsletter V/2025
Liebe Pamina, hallo Papageno!
„Frühling, ja du bist’s, dich hab ich vernommen!“ Mit Schrecken denke ich zurück, solch eigentlich wunderschöne und sinnliche Gedichte mussten wir schon während des zarten Volksschulalters auswendig lernen, ich hatte damals überhaupt kein Hirn dafür! Trotz aller schöner Romantik war mir der Frühling schon immer die liebste Jahreszeit, trotz purem Vollstress und vollstem Einsatz. Endlich stellten sich auch bei uns milde Temperaturen ein, war es doch lange genug kalt. Hier machte sich tagelang ein lästiger, ja giftig kalter Ostwind breit, welcher zudem die Erde austrocknet und uns das Leben tagsüber schwer machte. Regen hatten wir nicht sehr viel zu Gesicht bekommen, obgleich wir mit einem blauen Auge davonkamen, was die Feuchtigkeit im Boden anbelangt. Ein paar Güsse hatte es immer wieder mal gegeben, meist aber eher drohende Gewitterwolken am Horizont. Weiter im Norden jedoch, im Nürnberger Raum oder überhaupt in Norddeutschland oder rundum Berlin ist es schon wieder richtig knochentrocken. Dies ist nicht gerade günstig, da die Frühjahrsfeuchtigkeit so wichtig für die gesamte Vegetation ist.
Dafür halten sich die Schnecken rar, wenigstens ein Vorteil, möchte man meinen! Ich streute nur einmal Feramol, nämlich zur Schneeglöckchenblüte, da schon Anfang März diese kleinen, hellbeigefarbenen Schnecken unterwegs sind und die Blütenblätter anfressen und damit verunstalten. Dieses Mittel ist ein Eisengelat und enthält einen Lockstoff, der Schnecken anzieht. Gleichzeitig stellt Feramol einen Eisendünger für unsere Pflanzen. Eisen ist ein wichtiger Kernnährstoff, lebensnotwendig für Pflanze, Tier und Mensch. Ich kann mich noch erinnern, wie mir meine Mutter im Kindesalter tagtäglich einen lebertranähnlichem Sirup verabreichte, da ich an Eisenmangel litt. Kurz und gut, für Feramol aber machte ich über die Jahre derart viel Werbung, dass ich eigentlich schon einen Vertrag mit dem Hersteller abschließen sollte, um Tantiemen zu kassieren. Es ist erwiesenermaßen das beste Mittel gegen Schnecken! Aber viele deiner Freunde kommen zu mir und behaupten, dass dies ja nichts nützt, man würde keine toten Schnecken sehen, geschweige denn sie ausschleimen sehen. Die Schnecken verkriechen sich und sterben, dies ist der ganze Unterschied.
Ein viel größeres Problem in diesem Jahr sind die Wühlmäuse, aber auch der Herr Maulwurf. Letzterer kann einen schon zur Verzweiflung bringen, auch wenn er zehnmal nützlich ist. Wir hatten noch nie so viele Maulwurfshaufen im Rasen des Schaugartens wie dieses Jahr, schubkarrenweise schaufelte ich die Erde weg! Allerdings, und das muss einem klar werden, wirft der Maulwurf am meisten Erde im Winterhalbjahr auf, wo er frische Gänge schaufelt und nach Nahrung sucht. Über den Sommer sind kaum einmal frische Haufen zu sehen.
Wühlmäuse dagegen können dich so richtig zur Verzweiflung bringen, ganz besonders nach diesem Winter! Manche Stimmen behaupten, milde Winter begünstigen den allgemeinen Schädlingsdruck, so würde auch die Vermehrungsrate von Wühlmäusen steigen. Andere dagegen sagen, dass ein kalter Winter keinen Einfluss auf weniger Schädlinge hat.
Im Garten eines langjährigen, sehr guten Freundes und richtigen Pflanzenfreaks in Niederbayern waren die Wühlmäuse ganz besonders aktiv. Er war so verzweifelt und nahe dran, alles hinzuschmeißen und seinen Garten ganz aufzugeben, da die Schäden immens waren. Die Wurzeln von wertvollsten Stauden und Sträuchern wurden derart geschädigt, dass man sie nur herausziehen und kompostieren brauchte. Bevor auch du verzweifelst, versuche alle Register gegen diese Plagegeister zu ziehen! Vergiss das Märchen, dass Wolfsmilch und Kaiserkrone Wühlmäuse vertreiben. Ich sah mit eigenen Augen, wie Wühlmäuse in einem Beet gleich neben mir einige Wolfsmilchstöcke anknabberten und nach unten zogen. Prächtige Sumpfwolfsmilch waren total abgebissen, man konnte sie mit zwei Fingern herausheben! Vergiss diese landauf landab getätigten Aussagen, dass Wühlmäuse Erschütterungen, Vibrationen und Geräusche nicht mögen. Das mag schon stimmen, aber nur im Umkreis von wenigen Quadratmetern. Willst du deinen ganzen Garten mit Bierflaschen ausstatten, wo der Wind Geräusche verursacht, die die Tierchen vertreiben sollen? Ich empfehle dir nur eines, nein zwei Dinge: entweder eine wirklich erfahrene Katze oder wohl oder übel Mäusefallen stellen. Und hier rate ich dir die Fallen der Firma Neudorff. Mit denen gelingt es sogar mir! Es sind diese viereckigen, schwarzen Fallen, die mit einer Möhre (Karotte, Gelbe Ruabm, Gääli Rüebe) als Köder ausgestattet werden. Wenn du frische Wühlmausgänge vorfindest, dann grabe an einer Stelle den Gang auf und lass diesen zunächst offen. Wenn dieser offene Gang nach einigen Stunden von den Mäusen wieder zugeschaufelt wurde, ist dieser Wühlmausgang von Wühlmäusen „befahren“, denn diese sind empfindlich gegen Zug. Dann stellst du zwei Fallen scharf, in jede Richtung eine! Den freigelegten Gang überdeckst du entweder mit einem umgedrehten Eimer oder mit einem Stück abgestochenen Rasenplaggen. Und vergiss bitte nicht, die Stelle mit einem Bambusstock zu kennzeichnen, am besten noch mit einem Schweizer Fähnli versehen, damit du deine Mäusefallen auch wiederfindest! Du wirst sehen, dein Jagdglück ist dir hold! Und noch ein letztes: an der gleichen Stelle die Fallen immer wieder scharf stellen, so lange, bis keine Wühlmaus mehr anbeißt. Und zu allerletzt: unbedingt Bio-Karotten verwenden, denn die Nager wissen auch, was schmeckt! Mit der Zeit machten auch einige andere, weniger schöne Methoden die Runde, um diese Plagegeister loszuwerden, über diese oder jene Möglichkeit schweige ich mich allerdings aus.
Vor kurzem jäteten wir unsere großen Beete im Schaugarten durch. Auch dort fielen mir heuer diverse Wühlmausschäden auf, wesentlich mehr als die letzten Jahre. Und mir fiel auch auf, welche Leckerbissen sie bevorzugen, nämlich so ziemlich alles. Wühlmäuse stecken einen regelrechten Rayon ab, den sie beherrschen und so sind auch die Schäden in diesem begrenzten Gebiet ziemlich groß. Nur ein paar Meter weiter waren dieselben Pflanzen unbeschädigt. Allerdings kannst du die abgefressenen Horste wieder zum Wachsen animieren, in dem du sie einfach wieder neu pflanzest!
Hier nun wieder wie gewohnt die fünf Stauden, die ich dir vorstellen möchte:

Phlox paniculata ‘Gzhel‘
Früher konnte ich Phloxe überhaupt nicht leiden! Sie waren mir zu schrill und zu hochgezüchtet, höchstens etwas für mondäne Bauerngärten oder für den Impulskauf in Gartencentern. Seit ich 2011 die spontane Bekanntschaft mit russischen Phloxzüchtern machte, änderte ich meine Meinung ziemlich radikal. Aber auch sehr viele Sorten aus den Händen Karl Foersters und einiger anderen Staudenzüchtern trugen zu meiner Begeisterung bei. Als ich dann vor einem Feld voller Phloxen nördlich von Moskau stand, machte ich einen regelrechten Kniefall! Ganz besonders lösten die Sorten von Elena Konstantinova ehrliche Begeisterung in mir aus. Eine der absoluten Sternchen ist ‘Gzhel‘, aus ihrer Hand. Der Name dieser fast schon wie in bayrischen Landesfarben gehaltenen Blüten ist einer Stadt nördlich von Moskau gewidmet, in der eine bedeutende Porzellanmanufaktur ansässig ist. Leider ist der Kontakt zu jenen legendären Phloxzüchtern gänzlich abgebrochen, sämtliche FB- und Mailverbindungen wurden gekappt, die Ursache hierfür kannst du dir wohl denken.

Tanacetum densum var. amanii
Wir nennen ihn den Türkischen Rainfarn, denn beim Zerreiben seiner dekorativen, grauen Blätter erinnert der Geruch an unseren gemeinen Rainfarn der Bahndämme (Tanacetum vulgare), auch seine gelben Blütenknöpfe erinnern stark an ihn. Doch noch nicht genug der Verwirrung, die sich nicht nur im völlig anderen Aussehen der äußerst dekorativen Blätter äußert! Dieser beliebte Halbstrauch wird bis heute unter dem Namen Tanacetum haradjanii (oder sogar unter Chrysanthemum haradjanii!) geführt, was sich jedoch als falsch erwies. Das echte T. haradjanii siehst du unten im Bild, es besitzt gröberes, lockeres Blattwerk. Beide Arten konnte ich vor vielen Jahren am Naturstandort in der Zentral- und Osttürkei bewundern. Sie wuchsen an trockensten, steinigen Abhängen, und genau so will dieser Rainfarn im Garten stehen! Bei meiner treuen Helferin Anna steht er goldrichtig, nämlich in einem Urgesteinstrog unter einem Dachvorsprung. Zuviel an Nässe in Form von Regen macht ihm den Garaus. Für uns ist die Vermehrung nicht ganz einfach, aber inzwischen haben wir wieder eine ausreichende Menge an Exemplaren für dich vermehrt, denn er ist bei deinen Gartenfreunden nach wie vor sehr beliebt!

Das echte Tanacetum haradjanii, welches nur selten in Kultur ist!
Im folgenden Bild erkennst du eine Staude, die dir sicher bekannt vorkommt, wenn du die Blüte näher betrachtest.

Dodecatheon pulchellum ‘Red Wings’
Von den fernen Rocky Mountains stammt die Götterblume, auch sie ist in unseren Gärten vollkommen winterhart und robust. Falls du eine leicht feuchte Stelle im Garten hast, so ist dieser Standort wie geschaffen! In der Natur wachsen sie auf Bergwiesen. Die Blüten erinnern stark an Alpenveilchen, mit denen die Götterblume auch verwandt ist. Nach ihrer Blüte im Mai zieht sie langsam wieder ein, das Blattwerk vergilbt und die Götterblume überdauert den Rest des Jahres eingezogen im Boden. Wir kennen eine Reihe an entzückenden Sorten. Der Boden sollte grundsätzlich von guter Qualität sein, um so schöner und üppiger wachsen die kleinen Horste.

Gentiana acaulis ‘Krumrey’
Der Enzian hat wohl stets die meisten Staudenliebhaber fasziniert! Wahrscheinlich ist die leuchtend „enzianblaue“ Farbe daran schuld. Immer wieder werden wir nach der Kultur im Garten gefragt, warum blüht mein Enzian nicht, was fehlt ihm? Ich muss jetzt etwas weiter ausholen, was den Kurzstieligen Enzian (Gentiana acaulis), seine Pflege und Ansprüche anbelangt. Wir kennen einige Unterarten, welche aus unterschiedlichen Alpenregionen stammen, manche sind kaum in Kultur, andere wurden züchterisch bearbeitet, auch in Hinsicht auf eine erfolgreichere Gartenpflege.
Eine Sorte ist wohl am häufigsten verbreitet. Wo die Ursprünge der Sorte ‘Krumrey‘ liegen, da tappen sogar die meisten Gelehrten im Dunkeln, vermutlich irgendwo im Allgäu oder in der österreichischen Voralpenregion. Egal, diese Sorte wächst nicht nur gut, sondern sie blüht auch reichlich, wie du auf dem Bild unschwer erkennen kannst.
Erstens will er Kalk, zweitens einen sonnigen Standort und drittens schätzt er puren Lehmboden, zumindest Böden, die einen hohen Anteil an Lehm aufweisen. Der Grund für nicht oder nur spärlich blühende Polster des Enzians liegt meist darin begründet, dass er entweder zu schattig steht oder aber ein schlechtblühender Sämlingstyp vorliegt. Der echte „Krumrey-Enzian“ blüht eigentlich immer reich und üppig, weil dieser Typ ausschließlich via Stecklinge oder durch Teilung vermehrt werden kann. Wenn er in guten Lehmboden gepflanzt wird, hast du über Jahre hinaus viel Freude an ihm.
Dieser Enzian erweckt in mir stets Erinnerungen an meine frühere Zeit als Vermehrungschef bei Stauden Feldweber, wo wir rund 20.000 Stück pro Jahr (!) vermehrten, eine Tätigkeit, die uns wochenlang in Anspruch nahm. Meine Finger schmeckten lange Zeit bitter…

Draba cappadocica
Hungerblümchen sind Kinder schroffer Gebirgsketten, wo du sie in Felsspalten vorfindest, nahezu jedes Gebirge der Nördlichen Hemisphäre hat wohl seine eigenen, endemischen Arten. Im Bild siehst du ein Hungerblümchen aus den umliegenden Bergen Kappadokiens, jener fantastischen Kulturlandschaft inmitten der Türkei. Wir kennen Draba, die schwierig in Kultur sind, andere hingegen sind anspruchslos und pflegeleicht, wie das hier gezeigte. Die meisten schätzen Kalkuntergrund, wobei es nach meinen Erfahrungen nicht so sehr darauf ankommt, in der Hauptsache mineralischer Untergrund! Du kannst sie in deinen Steingarten unterbringen, aber auch in Trögen und Schalen. Ein Tipp zu guter Letzt: möglichst ungestört lassen. Das war es auch schon wieder!
Und zu guter Letzt möchte ich dich auf einen neuen „Service“ aufmerksam machen, den wir dir gerne anbieten möchten. Da uns immer mehr Nachfragen nach Führungen durch die Gärtnerei erreichen und diese auch am Verkaufsoffenen Wochenende dankbar angenommen wurden, beschlossen wir, stets am ersten Samstag im Monat eine Gratisführung durch unsere Gärtnerei und deren Schauanlagen anzubieten, mit Fokus auf die eine oder andere aktuelle Staudengattung. Ich denke, dass dich das interessieren könnte, wenn ich dir im Juni einiges über Rittersporne und deren Pflege und Verwendung erzähle, dagegen im Oktober über Astern oder Chrysanthemen, was ja auch nicht uninteressant ist. Anschließend ein Miteinander und Beisammensein in netter Runde mit Gleichgesinnten bei Kaffee und Plauderei.
Mit dem ersten Rundgang beginnen wir in diesem Jahr am 3. Mai um 9.30, Treffpunkt vor unserem Pavillon, Dauer etwa eine Dreiviertelstunde. Selbstverständlich ist dieser Rundgang kostenlos! Die meisten der Führungen organisieren wir ja für Gruppen von im Voraus angemeldeten Bussen, die von weiter entfernt kommen, aber wir dachten, dass solche Rundgänge auch im Interesse unserer Kunden aus der unmittelbaren Umgebung sein könnten. Jedenfalls bemühen wir uns, dir auch Facetten und Besonderheiten abseits des Alltages einer Staudengärtnerei vorzustellen, ob es sich hierbei um Neuheiten, Pflegemaßnahmen, Kombinationen etc. handelt!
Bitte sei nicht ungehalten, wenn deine Bestellung nicht nach drei bis fünf Tagen erreicht, sondern erst nach zwei bis drei Wochen! Wir bemühen uns redlich, die Flut an Bestellungen schnellstmöglich abzuarbeiten. Mir ist bewusst, dass bei gewissen, großen Versandunternehmen die Logistik ganz anders abläuft. Kleine Firmen wie unsere hat da leider schlechte Karten! Aber die Überraschung ist dann ganz auf deiner Seite, wenn dich dein Paket erreicht, denn es gibt nichts Schöneres, als für die bestellten Stauden die geeigneten Plätze im Garten auszusuchen.
In diesem Sinne ein erlebnisreiches Gartenjahr wünscht dir dein
Staudengärtner Sarastro

Christian H. Kreß, Kata Wallace und MitarbeiterInnen