Newsletter VI/2024 (Rittersporn, LGS Schärding)
Liebe Pamina, hallo Papageno!
Die Jahreszeit ist schon viel weiter fortgeschritten, die Vegetation mutet zumindest bei uns ähnlich dem Rosenmonat Juni an, viele Stauden sind weit aufgeblüht. Der Rittersporn in unseren Schaubeeten steht kurz vor seiner vollen Schönheit. Blühender Rittersporn bedeutet, dass endlich den Schnecken ein Schnippchen geschlagen wurde.
Hatte ich dir die Story nicht schon öfters erzählt? Laufend kommen Kunden und erklären mir, dass sie keine Gartenrittersporne (Delphinium) kaufen, da sie wenig Glück mit ihnen hätten, anscheinend sei der schlechte Boden schuld an der Misere. Daraufhin fragte ich immer, was denn für ein Boden vorläge? Da bekomme ich in vielen Fällen zur Antwort, dass der Lehmboden schuld sei. Dabei ist Lehm, in Verbindung mit Kompost, die beste Ausgangssituation, die man sich wünschen kann! Bekommt dein Rittersporn obendrein einen freien, offenen Stand, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen, außer den alles vernichtenden Schneckenfraß in der Austriebsphase! Eine Funkie erholt sich wieder, doch ein Rittersporn ist hoffnungslos zerstört! Und diesen ersten Schnecken kannst du entschieden vorbeugen, in dem du rechtzeitig biologisches Schneckenkorn streust, aber bitte in der gesamten Umgebung, nicht nur um deine Rittersporne, sondern wenn schon, dann aber überall! Das kreisförmige Ausstreuen um deine Funkien, Glockenblumen oder Rittersporne nützt wenig bis gar nichts, da die weiter entfernten „Schleimer“ dann zuschlagen, wenn sich nach einiger Zeit dein Schneckenkorn verflüchtigt hat. Das biologische Schneckenkorn, welches unter mehreren Namen im Handel zu finden ist, stellt eine Eisenverbindung dar. Es ist bedenkenlos anzuwenden, auch in deinem Gemüsegarten, du bekommst es beinahe überall! Es sollte allerdings schon ab März ausgebracht werden, dann, wenn deine Schneeglöckchen blühen! Und streue unbedingt deinen ganzen Garten damit ab, auch auf den Rasen, unter die Sträucher und auch in Richtung deiner Nachbarin, denn von dort wandern ebenfalls Spanische Wegschnecke und Konsorten ein. Eine Handvoll auf 30 qm genügen vollauf! Und nun kommt das Wichtigste: im September diesen Großeinsatz wiederholen, da im Herbst die Schnecken ihre Eier für die nächste Saison legen. Wenn du dies zwei Saisonen lang so befolgst, hast du wenig bis gar kein Problem mehr mit Schnecken. Und falls du Weinbergschnecken im Garten hast, dann sperre sie kurzerhand in Quarantäne, füttere sie ordentlich mit Salat und lasse sie nach zwei, drei Wochen wieder frei.
Rittersporn galt schon immer als der wahre König aller winterharter Beetstauden. Die Anfänger sollten wissen, dass es innerhalb der Zuchtrichtungen mehrere Kategorien gibt. Da wären zum einen die Wildarten. Delphinium zählen zu den Hahnenfußgewächsen, sie sind unglaublich vielgestaltig. Man kennt über 800 unterschiedliche Delphinium-Arten, nicht nur in den Farben Violett und Blau, sondern sogar in Rot! Ob du es glaubst oder nicht, aber der Gattungsschwerpunkt liegt in Südamerika, vor allem in den Anden, es existieren aber auch Arten in Sibirien oder dem Himalaya. In den Alpen kommt eine Art vor (Delphinium elatum), die ich ein einziges Mal in der Nähe der Turracher Höhe in der Steiermark in blühendem Zustand auf einer Bergwaldwiese bewundern konnte. Aus dieser Art, aber auch durch Einkreuzung weiterer Arten wurden diese herrlichen Hybriden gezüchtet, die jedermann so begeistern. Einige Hybridgruppen wie die University- oder Neuseeland-Hybriden, aber auch die Pacific-Hybriden sind auf Blütengröße und Imposanz als reine Schnittsorten selektiert worden, auf Kosten ihrer Winterhärte und der Langlebigkeit.
Wenn du nach ausdauernden Sorten Ausschau halten möchtest, dann rate ich dir, entweder auf die reichblühenden Belladonna-Hybriden oder auf die bewährten Elatum-Sorten aus dem Hause Foerster und andere Züchter zurückzugreifen. Das Problem ist nur, dass es immer weniger Staudengärtnereien gibt, welche diese Rittersporne vermehren. Diese Vermehrung ist sehr aufwändig und es bedarf in erster Linie gesunder Mutterpflanzen, aus denen eine ergiebige Vermehrung überhaupt stattfinden kann. Dazu kommt, dass die Vermehrung selbst Fingerspitzengefühl erfordert und Jahr für Jahr ein Lotteriespiel darstellt, was die Anwachsquote anbelangt, denn bei allzu großer Frühjahrswärme werden die Stecklinge gestresst und der Ausfall ist vorprogrammiert! Ein späteres, zu tiefes Eintopfen gibt ihnen den Rest, all dies tut sich kaum noch wer an und so ist es nicht verwunderlich, dass Foerster-Rittersporne fast nur noch im deutschsprachigen Raum vertreten sind, und dies bei abnehmender Tendenz! In Großbritannien, ja schon in den Niederlanden sind sie kaum vertreten, in weiteren Gartenländern gar nicht. Dazu kommt, dass einige ältere Sorten aufgrund der ständigen, vegetativen Vermehrung abbauen, was auf Kosten ihrer Vitalität geht. Glücklicherweise ist es der Initiative einiger Staudenliebhaber in Thüringen zu verdanken, allen voran Hermann Oehring, sich nicht nur um den Erhalt der Foerster-Sorten zu bemühen, sondern diese auch als Basis für wüchsige und gesunde Neuzüchtungen zu sehen. Dies alles benötigt vor allem Zeit und viel Geduld.
Ähnlich wie beim Phlox und einigen anderen Stauden wird auch den Ritterspornen nicht mehr allzu viel Widerstandskraft zugetraut, was den Klimawandel anbelangt. Das mag sein, wenn man nicht genügend Umsicht walten lässt. Unsere Verkaufszahlen sprechen nämlich eine gänzlich andere Sprache, denn gerade die Staudengattungen Delphinium, Phlox, Astern und Chrysanthemen sind offenbar immer noch die großen Lieblinge all deiner Freundinnen und Freunde! Wenn du den Ritterspornen, diesen so stolzen Paradestauden einen freien und offenen Stand im Garten gönnst, noch dazu in gut aufbereitetem Boden, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ich kannte Gärten, wo Delphinium-Cultorum-Elatum-Hybriden über viele Jahre das Bild beherrschten, ohne in ihrer Vitalität nachzulassen, und dies im städtischen Umfeld von Stuttgart.
In diesem Jahr laufen in Schärding die Vorbereitungen für die im Jahr 2025 stattfindenden Oberösterreichische Landesgartenschau. Die Stadt Schärding am Inn in Oberösterreich ist ein barockes Kleinod, ja ein echtes Juwel, das du unbedingt besuchen solltest, wenn du mal auf Urlaubsreise in den Süden oder Südosten bist. Das Gelände der Landesgartenschau befindet sich hauptsächlich am südwestlichen Stadtrand, wo sich auch ein schmuckes Restaurant befindet. Genau dort habe ich mich für einen Beitrag beworben, der mir auch zugesagt wurde. Und ich sann nach, welche Art von Bepflanzung dort wohl ein gutes Bild abgäbe? Eine barocke Bepflanzung? Nein, hier sicher nicht, nicht vor dieser alten Mauer, die tatsächlich Geborgenheit und Wärme abstrahlt und deswegen geradezu prädestiniert für ein trockenes Sandsteppenbeet ist. Also wieder einmal zeigen, dass es auch anders geht! So plante ich eine unkonventionelle Bepflanzung, die zwar mediterran anmutet, teilweise aber eher einer Steppe gleicht. Der tiefere Sinn aber lag darin, zu beweisen, dass in eingewachsenem Zustand keinerlei zusätzliche Wassergaben notwendig sind. 15 cm Sand mussten über dem aufgelockerten, gewachsenen Boden genügen, es geht ja hier nur darum, mit dem Sand den Charakter zu wahren, aber auch, um den Stauden ein stimmiges und passendes Umfeld zu gönnen! Ich wählte eine Menge verschiedener trockenheitsliebender Stauden aus 5 Kontinenten aus, die sich alle harmonisch verbanden. Eine genaue Staudenliste lass ich dir dann zukommen, wenn alles so eingewachsen ist, wie ich mir das vorstelle. Am meisten bin ich gespannt auf die Resonanz der Besucher im kommenden Jahr, denn unter einem Staudenbeet verstehen Gartenleute immer noch üppig blühende Mixed Border.
Hier in lockerer Folge ein paar Einblicke in meine Pflanzaktion! Die Fläche beträgt etwa 120 qm. Ich informiere dich selbstverständlich über alle weiteren Pflegemaßnahmen und bin sehr neugierig, wie sich das Beet nächstes Jahr während der Gartenschau präsentiert!
Hier die blanke Fläche, auf der die Bepflanzung realisiert werden soll:
Ich verteilte zuerst die prägenden Leitstauden
Danach kam der Rest dran. Sehr wichtig waren mir sogenannte Aspektbildner, als da wären Steppensalbei (Salvia nemorosa), Artischocken (Cynara scolymus), viele graublättrige Stauden wie Eberrauten und natürlich auch etliche Gräser, die sich durch die Pflanzung zogen und zur entsprechenden Jahreszeit impulsgebend sein würden.
Auf los geht’s los! Zunächst wurden die mitgebrachten Stauden vor dem Verteilen gründlich gewässert, dann verteilt und gleich danach alle in einem Zug hintereinander ausgetopft und dann gepflanzt. Mit einer Setzschaufel in Sand pflanzen ist ein doch wesentlich leichteres Vergnügen als in aufgelockertem Lehmboden! Trotzdem verlangten 650 Stauden mir einiges ab, aber ich schaffte diese Aktion in knapp fünf Stunden.
Ich werde dich über weitere Pflegeaktionen, Ergänzungen und besonders über die Entwicklung informieren. Da wir ein ähnliches Beet in unserer Staudengärtnerei vor zwei Jahren verwirklichen konnten, ist uns diese Art und Weise nicht unbekannt. Schon vor ewig langen Jahren während meiner Schweizer Zeit bepflanzten wir ein reines Sandbeet mit Dünencharakter, wenngleich die Artenvielfalt damals bedeutend geringer war.
So ähnlich stelle ich mir die Bepflanzung in Schärding auch vor, hier ein Bild, welches nur ein paar Tage alt ist, in unserem Schaugarten aufgenommen. Das Beet ist zwei Jahre alt und findet bei unseren Kunden und Besuchern großen Anklang.
Zum Abschluss darf ich dir ein paar Stauden vorstellen, welche kaum bekannt sind, zumindest in ihrer Art ungewöhnlich. Da wäre zum einen Inula orientalis, den Orientalischen Alant, der aus dem Kaukasus stammt und bei uns ganz hervorragend gedeiht! Besonders schön zeigt er sich vor einer ostseitig gelegenen Mauer oder Hauswand, aber auch im Schlagschatten vor Gehölzen, am besten in trockenem, durchlässigem Boden, der jedoch nicht der schlechteste seiner Art sein sollte! Seine spektakulären, warmorangen Blüten messen einen Durchmesser von ungefähr 8 cm und gleichen fast schon einer Gerbera, ich war von Anfang an begeistert! Und ich durfte diesen wunderschönen Alant schon ziemlich früh kennenlernen, wunderte mich aber die ganze Zeit, dass er weder bei uns und schon gar nicht in den Gärten vertreten war. Das haben wir nachgeholt!
Eine weitere Staude haben wir ebenfalls schon lange in Kultur und Vermehrung, nämlich eine Trollblume (Trollius stenopetalus), neuerdings unter dem gültigen Artnamen Trollius kytmanovii verbreitet. Welcher Name sich wohl durchsetzen wird? Diese überaus großblumige Art mit ihren imposanten Schalenblüten stammt urspünglich aus Sibiriens Fernem Osten und Teilen Chinas. Ein frischer, leicht feuchter Boden sagt ihr am meisten zu. Du kannst sie im trockeneren Wasserrand deines Teiches versuchen, aber auch in jedem Staudenbeet, wo der Boden nicht zu trocken ist. Ich bekam sie einst persönlich von Beth Chatto geschenkt, seitdem halte ich diese Trollblume ihr zuliebe in Ehren.
Die Freunde panaschierter Pflanzen nehmen erfreulicherweise wieder zu, wenngleich immer noch in sehr bescheidenem Rahmen. Als ich mich vor fast 30 Jahren selbständig machte, fuhr ich so ziemlich jedes Jahr nach Großbritannien und hielt in allen möglichen Gärtnereien unter anderem Ausschau nach panaschierten Stauden. Sie gefielen mir sehr und ich trug von panaschiertem Giersch und „Mottled leafed Lamium“ bis zu gestreiften Maiglöckchen alles zusammen, wessen ich habhaft wurde! Allerdings kam die Ernüchterung auf dem Fuß, denn ich stellte fest, dass man in Österreich und Deutschland der 90er-Jahre sich gerade mal auf dem Niveau buntblättriger Funkien bewegte, alles andere galt als unschön oder krank und wurde geradezu verächtlich niedergemacht! Ganz anders war die Situation in England, den USA oder ganz besonders in Japan, wo panaschierte, buntblättrige Pflanzen schon immer einen hohen Stellenwert genossen.
Hier eine von uns eingeführte, buntblättrige Schönaster (Kalimeris yomena ‘Fuji Snow‘), bei der sich besonders im Austrieb ein wundervolles Farbspiel offenbart. Du kannst es unten unschwer erkennen! Diese noch seltene Sorte mit ihrem rosalila Blütenflor erfreut uns besonders im Frühsommer. Anscheinend findet ‘Fuji Snow‘ auch bei dir Anklang, denn immer wieder sehe ich diese Sorte in den Einkaufskarren.
Als krönenden Abschluss möchte ich dir eine Besonderheit vorstellen, die zu unseren absoluten Top-Favoriten gehört, welche in den vergangenen Jahren immer sehr schnell ausverkauft war. Die Feuerlilie (Lilium bulbiferum ssp. bulbiferum) war einst in ganz Mitteleuropa verbreitet und gehörte an vielen Feldrainen und auf extensiven Wiesen zum gewohnten Bild, im Flachland, aber auch in den Alpen und im Bergland. Heute ist sie leider dank unserer intensiven Landwirtschaft sehr selten geworden. Ich kenne sie noch aus Südtirol, aber auch von wenigen Stellen der Nordalpen. Seit vielen Jahren vermehren wir dieses Kleinod und klemmen uns dahinter, einen größeren Bestand aufzubauen. Inzwischen bekommt man nahezu alle Wildlilien angeboten, auch seltene, allein die Feuerlilie fehlt auf weiter Strecke. Nun können wir diese Wildlilie endlich erneut anbieten! Sie wächst in deinem Garten problemlos in jedem nicht zu schweren Boden in voller Sonne, aber auch im Gehölzrandbereich. Ab Herbst stehen dann auch unterschiedliche Zwiebelgrößen zur Verfügung, momentan aber kräftige Pflanzen in größeren Containern!
Treffen wir uns an diesem Wochenende in Kohfidisch im südlichen Burgenland, einem der schönsten Gartenmärkte Österreichs? Eine gediegene Auswahl an Pflanzen und Zubehör erwarten dich. Außerdem liebe ich diese Gegend über alles, nicht nur den Wein! Und dann sind wir im Juni auch in Seitenstetten im westlichen Niederösterreich anzutreffen. Diese Gartentage steuern wir schon seit Beginn an, allerdings mit kurzzeitiger Unterbrechung. Katharina hatte den Wunsch geäußert, an dem einen oder anderen Gartenmarkt trotz unseres Versandstresses in der Gärtnerei wieder mitzumachen. Ich verstehe sie ja, denn zu Beginn machten mir die Gartenmärkte noch wesentlich mehr Spaß, allein die Fahrerei hängt mir im Laufe der Jahre zum Hals heraus, ganz abgesehen von den unglaublich aufwändigen Vorbereitungen für jeden Gartenmarkt!
Ich wünsch dir zwar keinen Sonnenbrand, aber dafür sonnige Wärme und ein gutes Gedeihen deiner Staudenvielfalt im Garten!