Newsletter VI/2015 (Pflegemanagement, Rasen etc.)

Liebe Pamina, hallo Papageno!
Wien, Berlin und Ort sind geschlagen. Ich meine natürlich unsere beiden wichtigsten Pflanzenmärkte, sowie unser Verkaufsoffenes Wochenende in der Gärtnerei. Für uns waren alle Veranstaltungen ein voller Erfolg und es hat mich riesig gefreut, dass nicht nur so viele Stauden in deinen Besitz gewechselt sind, sondern wir uns endlich einmal persönlich kennenlernen durften. Das hat mich und mein Team sehr gefreut!

Hier einige Impressionen vom Verkaufsoffenen Wochenende!

Eigenartig ist es, wie so unterschiedlich wichtig doch manchen Menschen gewisse gärtnerische Tätigkeiten und Begebenheiten sind. Wie hast du es mit deinem Unkraut? Ich für meinen Teil kratze die Kurve des Pflegezustandes in unserem Privatgarten immer gerade so la la, sodass der Garten nicht aus dem Ruder läuft und man sich durch seine Laxheit hinterher zehnmal mehr Arbeit aufhalst. Ich gebe allerdings zu, dass ich mein Hauptaugenmerk auf die Gärtnerei lege! Und meine Meinung ist dahingehend, dass ich nicht paranoid jedem Unkräutlein hinterher renne, jedoch den Garten nach Möglichkeit davor retten möchte, dass vorbeigehende Zeitgenossen ihn als „Gstättn“ bezeichnen. Nicht dass ich etwa auf Andernleutetratsch etwas halte! Unter einer „Gstättn“ bezeichnet man in Österreich unkultiviertes Brachland, wo die Brennnessel sich neben der Goldrute  ein Stelldichein gibt. Ein gelungener Staudengarten sei etwas für intelligente Faule, das kann man in Zeitungen und Büchern seit über 50 Jahren lesen. Dieser Satz gilt ja nicht gerade erst seit Karl Foerster ihn zitierte! Dennoch danach zu trachten sollte unser oberstes Ziel sein. Denn wenn Füllstauden wie Geranium, Epimedium und Co. es schaffen, deine Lücken dauerhaft zu schließen, ist mit dem Unkraut weitestgehend Ruhe.

Und wie hältst es du mit deinem Rasen? Der heilige Rasen, fast schon ein Reizthema, nicht wahr? Dieser doch wichtige Gartenteil reduziert sich in 90 % der Gärten auf das ohrenbetäubende, sehr rituelle samstägliche Mähen, nicht auf seine Funktion, ein Ruhepol der Betrachtung, aber vor allem der Begegnung darzustellen, egal, in welchem Zustand er sich nun gerade befindet. Gleicht dein Rasen eher einer sporadisch gemähten, mittelprächtigen Gänseblümchen-Löwenzahnwiese oder strebst du weitestgehend einen gut gebrauchsgepflegten Parkrasen an, von dem sich deine Staudenbeete wohltuend abheben? Von englischen Lawns will ich gar nicht erst reden!

Jedenfalls wundere ich mich immer mehr darüber, dass in vielen hiesigen öffentlichen Parks und Gärten geradezu mit Argusaugen auf den Rasen geblickt wird, dass diesen möglichst ja niemand betrete! Obwohl dieser in den meisten Fällen nicht einmal ansatzweise dem nahe kommt, was man vielleicht Rasen nennen könnte. Er ist meist auch von einer Blumenwiese weit entfernt. Trotzdem, niemand darf ihn um Himmels willen betreten, geschweige denn darf darauf gepicknickt oder gar Feste gefeiert werden, trotz der mannigfaltigen Unkräuter, die ihn schmücken! Überall  gestrenges „Betreten verboten“.

In Großbritannien beispielsweise käme kein Mensch auf den Gedanken, dies zu verbieten. Das Titelbild der  Homepage des Botanischen Gartens von New York zeigt eine vergnügte Gesellschaft inmitten eines gepflegten Rasens. Im Orient dienten die Rasenflächen schon immer der Erholung und Begegnung. Liegt dies an der unterschiedlichen Auslegung dubioser Gesetze oder hat Rasen ganz allgemein einen anderen kulturellen Stellenwert und wird nicht nur als Alibi-Behübschung angesehen?

Bei meinen etlichen Besuchen in englischen Parks und dortigen Privatgärten wurde stets der  Rasen betreten, dies war geradezu ein Ritual, ja man fühlte sich mit dem jeweiligen Garten erst dann verbunden, wenn man mit dem Rasen Fußkontakt schloss! Denn bitte,  wie sollte man auch sonst zu den herrlichen Staudenbeeten gelangen? In Sissinghurst Gardens beispielsweise wird an kleineren, neuralgischen Schädigungsstellen der Rasen unterm Jahr zwangsläufig durch Rollrasen erneuert, die von den geschätzten 150.999 Besuchern beschädigt wurden. Soweit wird es bei dir zuhause hoffentlich wohl nie kommen! Aber auch in solch stark frequentierten Gärten käme in Großbritannien selten ein Mensch auf den Gedanken, jemals das Betreten eines Rasens zu verbieten. Und viele wollen es einfach nicht glauben, auch stark betretener Rasen erholt sich erstaunlich schnell! Geradezu grotesk mutet es an, wenn in unseren Gefilden sogar an jährlichen Ausstellungen und Gartentagen der heilige Lawn mit Vlies und Netzen abgedeckt wird, zur Verhinderung menschlicher Trittfestigkeit, dabei sind die Schäden auch an den unabgedeckten Stellen nicht größer.

Wir sind zurzeit kräftig am Vermehren und Topfen, und wir stecken immer noch mitten im Versandgeschehen. Die meisten unserer Phloxe wurden vermehrt und sind bereits getopft. Hier herrscht derzeit sehr schwüles Wachswetter daher ist das Stecklingsauge sehr wachsam. Hast du den Samen deiner Winterlinge rechtzeitig abgenommen? Sie reifen zeitgleich mit den Samen der frühblühenden Lerchensporne. Pass genau auf, ein paar Tage zu spät und du kannst nur leere Hülsen vorfinden. Aber jetzt ist es ohnehin schon zu spät. Das Springkraut (Cardamine hirsuta) beginnt langsam gefährliche Ausmaße anzunehmen. Es wird höchste Zeit zu jäten!

Falls dir deine Astern, Phlox und Helenium zu hoch werden, dann hast du jetzt Gelegenheit, diese einzukürzen. Es genügt, wenn du nur die Triebspitzen ausknipst. Dies bewirkt einen kompakteren Wuchs auch bei Sorten, die normalerweise höher wachsen.

Was steht alles im Juni bei uns an? Zunächst findet das kommende Wochenende die reizenden Gartentage im Marienschlössl in Straß im Strassertale/Niederösterreich statt. Das Privileg, dort hinzufahren, habe ich meiner Tochter Katharina abgetreten, die unsere Gärtnerei schon sehr passabel vertritt! Ich kann dir nur raten, diese Gartentage zu besuchen. Ruth Wegerer und Gräfin Cathy Mattuschka haben sie als erste Veranstaltung vor fast 20 Jahren ins Leben gerufen. Du findest einen breiten Mix aus Pflanzen, inmitten eines Parks und einem lauschigen Schlösschen, denn „Gartenzauber und Rosenlust“ findet an zwei Orten statt, die nur wenige Kilometer auseinander liegen.

Und nur eine Woche später sehen wir uns wieder im Benediktinerkloster in Seitenstetten. Wir stehen hinter den Hecken, zentral inmitten des herrlichen Hofgartens, wo du über 150 historische Rosensorten bewundern kannst. Mal  sehen, was dann so blüht.

Im nächsten Rundbrief werde ich dir von meiner fantastisch tollen Reise in den Iran berichten, die ich vor kurzem erleben durfte. Nicht nur kulturelle Höhepunkte, sondern vor allem botanisch hochinteressante Highlights… aber ich will nicht vorgreifen!!

Wünsch dir einen schönen Frühling, genieße diese Zeit des überschwänglichen Blühens!

Dein Staudengärtner Sarastro

kress

 

 

 

 

 

 

 

 

Christian H. Kreß und Mitarbeiter

Viele Grüße/ Best regards/ С уважением

 

 

 

 

 

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