Newsletter VII/2021 (Neuheiten, Markus A.)

Liebe Pamina, hallo Papageno!

Unser Versand geht bereits dem Ende entgegen. Die momentane Hitze trägt entscheidend dazu bei. Und die Tage hatten wir eines der schlimmsten Unwetter der vergangenen Jahre! Die meisten Nachbargemeinden hatten Starkregen, sowie schweren, zerstörenden Hagelschlag zu verzeichnen. Von Hagel waren wir hier im Mittleren Innviertel bisher weitgehend verschont geblieben, trotzdem ist mit der Klimaveränderung leider auch bei uns nichts mehr ausgeschlossen. Ringsherum rückten die Feuerwehren aus, um Keller auszupumpen, eingeschlagene Dächer notdürftig abzudecken und umgestürzte Bäume freizuschneiden, nur nicht die Feuerwehr unserer Gemeinde. Wir blieben glücklicherweise von all dem verschont, als wären wir so etwas wie eine Insel der Seligen, noch! Es hatte stark geregnet, aber in der Früh präsentierte sich unsere Gärtnerei taufrisch, als wäre nichts gewesen. Ich hörte erst später von diesen schrecklichen Unwettern über den Nachbargemeinden und der weiteren Umgebung. Es zeigte sich einmal mehr, wie unberechenbar und ruppig das Klima geworden ist. Und es kommt so was wie Dankbarkeit auf, wenn man verschont bleibt.

Ein paar Neuheiten darf ich dir heute gleich zu Beginn vorstellen, die dich vielleicht interessieren könnten. Im Laufe der Zeit kommt man immer wieder an unbekannte Stauden heran, welche nicht nur mich persönlich interessieren, sondern eventuell auch bei dir Gefallen finden und denen ich einiges an Zukunftsmusik hineininterpretiere, sei es in Sachen dienender und pragmatischer Verwendung oder ganz einfach als eine Bereicherung für unsere Gärten.

Einen echten Gewinn sehe ich in der mir bisher vollkommen unbekannten Hypericum atomaricum. Irgendwo her bekam ich den Samen, ich kann dies wirklich nicht mehr nachvollziehen, ist ja auch gleichgültig! Dieses Johanniskraut ähnelt unserem Johanniskraut, aber es besitzt im Gegensatz zum heimischen sehr attraktive, graugrüne Blätter, welche bereits im Austrieb sich auffällig zeigen. Den Standort kannst du frei auswählen, jedenfalls sollte dieser einigermaßen trocken und sonnig sein. Ich konnte eine leichte Selbstaussaat beobachten, die sich aber nicht negativ auswirkte. Die verzweigten Rispen tragen sattgelbe, mittelgroße Blüten über einen recht langen Zeitraum.

Besonders überrascht waren wir alle, als ein neuer Steppensalbei erblühte, Salvia nemorosa ‘Alberich‘. Er zeichnet sich durch seine besonders kompakte Höhe von höchstens 40 cm aus, dazu kommt seine enorm reiche Blüte. Die Farbe ähnelt der von ‘Ostfriesland‘, also ein tiefes Violett, aber ich finde vor allem die Leuchtkraft überwältigend. Diese tolle Sorte hat Maria Ell aus Nürnberg ausgelesen, ein Zufallssämling auf einem ihrer Äcker, wie sie mir schrieb. Spontan kam mir die Erinnerung an Aster dumosus ‘Augenweide‘ hoch, die ich zu Beginn der 90er-Jahre in einem aufgelassenen Mutterpflanzenacker fand. Es kommt eben nicht darauf an, wie eine Sorte entstand, sondern dass man ein Auge für das Wesentliche entwickelt, außerdem entscheidet das Verhalten der Sorte über die Jahre, ob dieser eine gute Zukunft beschert ist oder nicht. Ganz ähnlich ist ja die kompakte Salvia nemorosa ‘Markus‘, doch ich finde, dass ‘Alberich‘ eine deutlich bessere Figur macht und mir leuchtkräftiger erscheint.

Zu einem absoluten Star hat sich bei uns Teucrium orientale entwickelt. Dieser Gamander war anfänglich eine Art Ladenhüter, niemand konnte mit dieser ausdauernden Staude aus dem Mittleren Orient etwas anfangen. Zur Blütezeit aber entpuppt sich dieser zu einem blauen Schatz, welcher jeden Trockenmauerwall und jede steppenartige Bepflanzung zur Hochform auflaufen lässt. Ich konnte ihn vor Jahren im Iran bewundern, als wir in der Höhe von Isfahan im Zagrosgebirge botanisierten. Dort wuchs er inmitten anderer Highlights trockener Felssteppen. Hier bei uns steht er auf dem Wall nebst Inula ensifolia, Arnebia pulchra, Pulsatilla grandis, einigen Sonnenröschen und etlichen anderen Trockenheitskünstlern. Nach der Blüte leicht zurückschneiden, das kräftigt!

Auf dem Bild zusammen mit meiner eigenen Bartfaden-Auslese (Penstemon x mexicale ‘Tabasco‘), eine Kombination, welche uns über einige Jahre erfreute!

Ebenfalls zu einem fixen Bestandteil unseres Sortimentes hat sich Ziziphora clinopodioides gemausert! Leider fand ich noch keinen treffenden deutschen Namen für diese intensiv nach Minzen duftende, flach wachsende Staude aus Zentralasien. Ich brachte sie mir von Kirgisistan mit, wo sie im Schotter und Sand zusammen mit Drachenköpfen und Blaurauten wuchs. Wenn du sie trocken und vollsonnig pflanzest, dann kommt sie tadellos über den Winter. Ich erfuhr, dass die Einheimischen diese Minzenverwandschaft als Universaltee gegen vielerlei Krankheiten benutzten. Nun, hier kennt sie kein Mensch und du kannst sie auch nicht käuflich erwerben, allein bei uns!

In diesem Zusammenhang möchte ich dir gerne auch eine schon sehr lange in Kultur befindliche Staude vorstellen. Seifenkräuter stehen in der Beliebtheitsskala nicht gerade ganz oben, über das Warum lässt sich nur spekulieren. An Gartentagen blühend präsentiert hörte ich gelegentlich vom vorbeidefilierendem Publikum „Hamma schon“, da einige Seifenkräuter stark dem Polsterphlox ähneln. Abgesehen von ihrer durchaus reichen Blüte sind die meisten überdies äußerst trockenheitsresistent. Ich denke hierbei besonders an Saponaria intermedia var. sicula, die ich dir ja schon mehrfach vorgestellt hatte, da ich enorm viel von dieser Staude halte. Aber greifen wir weiter zurück! Zum einen kennen wir Saponaria x lempergii ‘Fritz Lemperg‘, sie besitzt dunkelrosa Blüten im Hochsommer und entstand ursprünglich in der Steiermark. Nach einem Schweizer Gärtner wurde Saponaria x lempergii ‘Max Frei‘ benannt, die mit ihren größeren, hellrosa Blüten den Sommer einläutet. Sie wächst zu breiten Horsten mit einer verträglichen Höhe von nur 20 cm. Ich finde es jammerschade, dass diese wundersame Staude so wenig Beachtung findet, ist sie doch als Rosenbegleitstaude genauso gut zu gebrauchen wie auf Verkehrsinseln, in Trögen oder auf trockenen Freiflächen, besonders mit Gräsern, Satureia und Caryopteris, aber auch Bartfäden. Übrigens durfte ich Max Frei noch ausgiebig kennenlernen, er hatte die weitum bekannte Alpenpflanzengärtnerei in Wildensbuch im Kanton Zürich gegründet, die sein Sohn Hans dann weiterführte. Max war nicht nur ein allseits geschätzter Pflanzenkenner, sondern ein grenzenloser Individualist und Lebemensch, eigentlich war er ja ursprünglich Gastwirt. Mir bot er immer eine Toscani an, dieses Nervengift von Cigarillos, denn damals rauchte ich noch. Er konnte seine Zuhörer regelrecht in den Bann schlagen, er hatte nicht nur die Fähigkeit, Begeisterung auszustrahlen, sondern er war sehr weltoffen und mit der Natur und jedem per du. Und er legte den Grundstein für das inzwischen weitum bekannte Alpinum Schatzalp über Davos, welches nun Klaus Oetjen unter seinen Fittichen hat.

Öffentliche Gärten zu besichtigen, oder aber Gärten von KundInnen oder Freunden aufzusuchen wird für mich stets eine große Bereicherung sein. Man kann sich überall Erfahrungen und Ideen holen. Ich könnte damit wirklich Tage und Wochen verbringen, um mir all jene Privatgärten anzuschauen, welche von dir und deinen Freunden empfohlen werden. Und je mehr Gärten ich mir ansehe, desto mehr erfahre ich ganz nebenbei etwas über die persönliche Auffassung ihrer Besitzer und deren Sinn für Garten und Pflanzen. Der Gärtner reift an seinem Garten, wobei hier das Alter des Besitzers naturgemäß keine allzu große Rolle spielt. Ich lernte im Laufe der Jahre sehr viele junge, mit Elan behafteten Leute kennen, die mit ihrem Schaffensdrang manchen Älteren etwas vormachen könnten, wenngleich deren Ideen und Vorhaben nicht immer gefestigt sind. Ich habe dies selbst im Garten meiner Eltern hautnah erleben dürfen, nebenbei könnte ich viele Beispiele aufzählen, wo durch meine Unachtsamkeit Disharmonie entstand, gleich welcher Art!

Ich wurde in meinen jungen Jahren immer als Sonderling angesehen, Pflanzen und Garten waren damals wie heute ziemlich „uncool“, erst viel später bekam man Anerkennung, dann auch von Gleichaltrigen. Und solche Art Mitmenschen treffen wir auch heute noch an! Daher erzähle ich dir die Geschichte eines wesentlich jüngeren Freundes, dessen Garten sich inmitten des Eichsfeldes befindet. Dieser Teil Thüringens, welcher im Herzen Deutschlands liegt, stellt zwar fast schon so etwas wie einen Unzugänglichkeitspol dar. Das Eichsfeld liegt in einem idyllischen Landstrich teils bewaldeter Höhenrücken, wo man noch auf Magerwiesen jede Menge einheimischer Orchideen finden kann. Meine Mutter wuchs ja in ihren jungen Jahren in Thüringen auf, darum habe ich etwas Bezug zu jenem Teil Deutschlands, wo mit der Landeshauptstadt Erfurt schon vor langer Zeit ein Zentrum gärtnerischen Wirkens und Wissens entstand. Markus gärtnert seit früher Kindheit, ist aber von Beruf aus Friseur geworden, doch ein geradezu fanatischer Hobbygärtner. Wir lernten uns an einem Vortragsnachmittag bei den Weinheimer Gartengesprächen kennen, die damals Christine Bahlo organisierte und ich den Nachmittag mit Vorträgen über Chrysanthemen gestaltete. Hobbygärtner ist eigentlich ein vollkommen falscher Ausdruck, denn Markus verinnerlicht das, was ich bei vielen jüngeren Leuten der heutigen Zeit stark vermisse, er betrachtet seine Arbeitsweise des Gärtnerns umfassend, ist sich selbst treu mit den Pflanzen und dem Boden seines Gartens regelrecht verwachsen, darum würde ich ihn eher als ausgemachten Vollblutgärtner bezeichnen! Er gibt sich nicht etwa als ein abgefahrener Spezialist irgendeiner Pflanzengattung oder als eine Art schöngeistiger Traumtänzer dekorierender Behübschungen! Mit Markus verband mich in dieser kurzen Zeit enorm viel, vor allem die Lust am puren Gärtnern und gegenseitigem Begeistern, Schwelgen und Bestaunen von Pflanzen und deren gelungenen Kombinationen. Dort in seinem Heimatgarten erlebt man eingewachsene Beete von großer Vielfalt, als wären sie schon immer dagewesen, in einem topp Zustand von Gewährenlassen, das, was man heute Dynamik nennt, verknüpft mit Harmonie und Schaffenskraft. Gemüse und Obst inmitten von Steinmauern, zwar getrennt und trotzdem zu einer Einheit verschmolzen. Hier steht Altgewohntes neben Brandneuem, Buchsbaumumrandungen und Nelken finden sich als Beetbegrenzungen oder als Zeile inmitten eines Beetes, wie es gerade gefällt! Begeistert war ich über zwei alte Federnelken mit ihrem unbeschreiblichen Duft, deren Ursprung im Dunkeln liegt. Ich erbat mir einige Teilpflanzen samt Stecklingen und zuhause vermehrten wir sie, relativ problemlos. Dann waren wir uns einig, sie nach der Großmutter und der Uroma zu benennen, nämlich ‘Cäcilia‘ und ‘Maria Barbara‘. Kein Mensch wird je in der Lage sein, diese beiden herrlich duftenden und reichblühenden Nelken exakt zu bestimmen! Markus bekam seinen Gartenvirus von seiner Mutter und vor allem von seiner Oma quasi in die Wiege gelegt, so war diese Benennung vollkommen legitim! Hier auf dem Land inmitten des Eichsfeldes wurde gärtnerisches Wissen über Generationen weitergegeben, im jährlichen Rhythmus, im Kommen und Gehen, im Ernten und Verarbeiten und im Neubeginn, aber durchaus auch im Spannungsfeld der Generationen, denn Garten bedeutet Dynamik und Veränderung im Bereich des Möglichen, gegenüber der immer noch vorherrschenden Auffassung eines statisch clean wirkenden, erweiterten Wohnzimmers.

Auch eine Asternsorte fiel mir bei Markus auf, welche sich unglaublich reichblühend zeigte, nie zuvor sah ich eine solche Aster! Ich war begeistert und war überzeugt, dass dies tatsächlich eine Namenssorte vergangener Zeiten gewesen sein musste. Markus machte den Vorschlag, sie vorläufig nach seiner besten Freundin zu benennen. Wir vermehrten diesen großblumigen, hellblauen Schatz, sie hieß von nun an Aster novi-belgii ‘Cordula Goldenbow‘. Du kannst diese großblütigen Kaskaden hier bewundern:

Markus könnte man mit seinen jungen Jahren durchaus als einen verwurzelten Gartenprofi der alten Schule bezeichnen, denn für ihn stehen Rhabarber, Erbsen und Kartoffeln auf Augenhöhe mit Flieder, Feuerlilien und Storchschnäbeln. Dahlien werden in dieser Gegend noch Georginen genannt und Stangenbohnen werden mit der gleichen Hingabe betreut wie Tomaten an der geschützten Hauswand oder die Pelargonien vor Großmutters Veranda.

Hier siehst du Feuerlilien (Lilium bulbiferum) in einer unglaublichen Pracht. Leider ist diese Lilie höchst selten geworden, nicht nur in der Natur, sondern auch in Gärten. Ich sah sie bisher nur ein einziges Mal und das war in Südtirol an einem Berghang.

Nie hörte ich Markus in irgendeiner Weise klagen, dass ihm der Garten über den Kopf wuchs, denn er wohnte unter der Woche etwas weiter entfernt und kam nur über das Wochenende in seinen Heimatort, um sich dem Garten zu widmen. Sicher, seine Angehörigen taten das ihrige, um alles in Schuss zu halten. Denn in den letzten Jahren hatte das Eichsfeld wie auch einige andere Gegenden im Osten Deutschlands mit immenser Trockenheit zu kämpfen. Auch hier kann ich mit einer gewissen Hochachtung in Richtung Markus blicken, denn er sah, dass zwar sehr vieles möglich war, aber längst nicht mehr als optimal anzusehen ist. Mut zur Lücke, lautet ein saloppes Schlagwort, seine Liebeserklärung an Garten und Pflanzen bleiben trotz allem ungebrochen. Sein Garten versinnbildlicht in mir Sammlerfreude mit gärtnerisch Machbaren, verbindet Nutzgarten mit Ziergarten. Jeder von uns darf seine Grenzen ausloten, die ihm zur Verfügung stehen.

Mein Buch „Meine Welt der Stauden“ erschien vor Kurzem in neuem Outfit, denn es wurde in einer zweiten Auflage gedruckt und ist inzwischen verfügbar, was mich sehr mit Freude und auch etwas Stolz erfüllt! Auch hier hatte ich als Untertitel „Eine Liebeserklärung an blühende Beete und ans Gärtnern“ gewählt, ich denke, dass diese Einstellung essenziell notwendig ist, nicht allein meinerseits. Du kannst das Buch entweder direkt bei mir bestellen oder aber in jeder Buchhandlung. Der Unterschied liegt in der persönlichen Widmung, die ich dir gerne hineinschreibe, wenn ich es dir persönlich schicke!

Und das war es auch schon wieder! Noch nicht ganz, denn beinahe hätte ich es vergessen und dir das Wichtigste unterschlagen. Unser Webshop hat einen Relaunch erfahren. Auch hier gilt es, mit der Zeit zu gehen, aber zum Glück sind hier erfahrene Profis am Werk, bei denen wir uns bestens aufgehoben fühlen.

Ich bin mir sicher, dass du dich recht schnell mit der Neuauflage des Shopsystems zurechtfindest!

Du kannst es ab jetzt bei uns im Shop bestellen.

Hinweis: Die Konten aus dem alten Shopsystem wurden nicht übertragen, du kannst dir aber jederzeit ein Neues anlegen. Du kannst dir auch gleich vor dem Einkauf ein Konto erstellen.

Ich wünsche dir einen angenehmen Sommer und alles Gute bei deiner Gartenarbeit!

Dein Staudengärtner Sarastro

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