Newsletter X/2020 (Newsletter aus USA, Pflanzenschutz, Gräserneuheiten)

Newsletter Oktober 2020

Liebe Pamina, hallo Papageno!

Wir freuen uns so sehr, dass wir wieder unseren FreundInnen auf der anderen Seite des ‘Grossen Teiches’ schreiben können! Viele von ihnen, das haben wir in den letzten Tagen ja gelernt, leben anscheinend in großen Waldstädten, mit hoch explosive Bäumen! Aber wir versprechen euch, dass dieser Brief nicht ganz so verrückt sein wird, wie andere Dinge, die du vielleicht von dieser Seite des Atlantik zu lesen bekommst! Gott sei Dank sind die großen Feuer im Westen zum Großteil erloschen, aber wir befinden uns dennoch inmitten der jährlichen Hurrikan-Saison. Hoffentlich wird auch diese bald vorbei sein und wir koennen in unseren “neuen 2020-Alltag” zurückkehren.

Wie du vielleicht schon weisst, besuchte Mike ein 2-jähriges Kollege für Gartenbau in Pinehurst, North Carolina. Solltest du dich etwa für das Golfen interessieren, kennst du diese kleine, unscheinbare Stadt, denn sie ist sehr berühmt für ihre luxuriösen Golfplätze und dem großen US Open – Wettbewerb. Wir schätzen sie eher für ihre ungewöhnliche und sehr rare Kiefernsavannen die es hier noch original gibt. Es existieren ein paar Stellen in Pinehurst, wo man diese bewundern kann, meist aber besuchen viele doch eher die Weymouth Woods Nature Preserve, wo man noch bis zu 500 Jahre alte Langkiefern betrachten kann. Wandert man durch diese Wälder, könnte man meinen, man wandert durch die Vergangenheit!

In den letzten vier Jahren hat Mike in der weitum bekannten Staudengärtnerei Plant Delights gearbeitet und ist zuständig für deren Pflanzenschutzprogramm. Während fast alle Gärten dort bestmöglich biologisch gepflegt werden, verwenden sie dennoch einige chemische Mittel in der Gärtnerei, um alle Pflanzen gesund zu halten, denn der amerikanische Markt verlangt dies.

Als Kata vor 4 Jahren dort als Praktikantin anfing, fand sie es eher verwunderlich, warum eine doch so kleine Gärtnerei eine Vollzeitkraft braucht, die sich nur um Chemie und Pflanzenschutz kümmert. Sie lernte jedoch schnell, dass die klimatischen Begebenheiten in North Carolina derart anders sind als zuhause in Österreich: Das unglaublich lange und schwülheiße Klima, welches hier ¾ des Jahres herrscht, macht jegliche Pflanzen wesentlich anfälliger als die doch relativ kurzen Sommer in Oesterreich. Seit Mike dort arbeitet, hat er eine Vielfalt an verschiedenen Insekten, Viren, Bakteriosen, Pilzkrankheiten und anderen Problemem beobachtet, welche eine Staude im Nu vernichten oder unverkäuflich machen, wenn man nicht schnell genug eine Diagnose stellt und sie sinnvoll behandelt. Heute stellt Mike dir sehr gern zwei viel zu oft vorkommende Probleme vor und zeigt dir auf, wie du sie relativ einfach und natürlich biologisch bekämpfen kannst.

Echter Mehltau:
Echter Mehltau ist eigentlich der deutsche Name für den Pilz des Stammes Ascomycota. Die Sporen dieses Pilzes befinden sich quasi überall in der Luft und können sich jederzeit auf ein Blatt absetzen. Sobald die Sporen einen geeigneten Wirt gefunden haben, werden sie keimen: Um dies zu tun dringt er in die oberste Schicht des Blattes direkt in die Blattzellen ein, wo er einerseits der Pflanze Nährstoffe entzieht, aber andererseits auch Licht blockiert und so der Staude die Fähigkeit nimmt, Energie durch Sonnenlicht zu gewinnen. ( hinterhältig, nicht wahr?) ???? Die guten Neuigkeiten: Echter Mehltau ist extrem heikel und gibt sich nicht mit allem zufrieden. Während eine Art des Mehltaus zwar deine Paeonien befällt, wird diese spezifische Art nicht auf deine geliebten Phlox überspringen, und jener der gern deinen Phlox vernascht, wird nicht an deine anderen Schätze gehen. Das bedeutet also auch, dass nur weil deine Dahlien letztes Jahr Mehltau hatten, brauchst du dir keine Sorgen machen, heuer eine Clematis in ihre Nähe zu pflanzen. Aber, wie du dir wahrscheinlich nun schon denken kannst: Es gibt quasi für jeden Topf den perfekten Deckel: Jede Mehltau anfällige Staude hat also seine eigene Art von Mehltau.

Nun lass uns darüber sprechen, wie wir dem Mehltau vorbeugen können! Die grosse Grundregel ist: Wenn du immer wieder an denselben Pflanzen Jahr für Jahr Mehltau bekommst: Reiss sie raus und such dir etwas Neues. Sich neue, mehltauresistentere Sorten zu suchen wäre natürlich hier von großem Vorteil. Gerade auch auf dem Staudensektor spezialisieren sich Züchter auf nicht mehr nur tolle, neue Farben, sondern bemühen sich besonders darum, krankheitsresistentere Sorten auf den Mark zu bringen. Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt ist, dass du deinen Stauden im Gartengenug Platz einräumst!

Dies hilft vor allem, das Licht und Luft an die gesamte Pflanze kann und wenn sie eventuell schon Mehltau haben sollte, so wird dieser sich dieser nicht unnötig auf die gesamte Pflanze verbreiten. Genug Luftzirkulation ist extrem wichtig für die Gesunderhaltung von Stauden. Pflanz deinen Phlox nicht in die dunkelste Ecke deines Gartens, umgeben von hohen anderen Stauden sondern lieber in den sonnigen Vordergrund in einen guten, nährstoffreichen Boden.

Aber es gibt natürlich auch noch eine andere Option: Du kannst solche Krankheiten auch einfach “verstecken”. Mehltau beginnt fast immer an den unteren Blättern. Denn ist die Blüte der eigentliche Fokus, so ist es relativ einfach, andere Bodendecker ringsrum zu pflanzen. (z.B. mit einem niedrigem Gras wie Eragrosis spectabilis oder Carex cherokeensis) Wenn man Stauden geschickt kombiniert, wird dies gar niemanden auffallen, dass ein wenig Mehltau vorhanden ist! Wenn du in deinem Garten jedoch absolut keine Krankheiten oder sonstigen Schädlinge tolerierst, dann gibt es auch hierfür eine sehr gute organisch/biologische Lösung für alle Perfektionisten.

Ich hatte damit sehr gute Ergebnisse bei Plant Delights, fast noch besser als professionelle, syntethische Chemie, die im Gartenbau üblich ist: Man mischt Kaliumhydrogencarbonat (KHCO3) und Bacillus subtilis, ein Bakterium, zusammen und gibt diese Mischung in eine Sprühflasche. Diese Mischung dient nicht nur vorbeugend, so dass der echte Mehltau nicht mehr in die Pflanze eindringen kann, sondern sie kann auch einen bereits existierenden Befall unterbrechen. Die Kaliumhydrogencarbonate dienen dazu, das Feuchtigkeitesniveau zu senken und gleichzeitig den PH-Wert zu steigern. Beides ist sehr unvorteilhaft für das Wachstum des Pilzes. Bacillus subtilis, ein allelopathisches Bakterium hingegen hemmt jegliches Wachstum von anderen Mikroorganismen. Es sind quasi zwei Fliegen auf einen Schlag, ohne dabei Resistenzen zu bilden.

Ein weiterer Schädling, der bestimmt auch schon zig Mal deine Pflanzen aufgesucht hat, sind Läuse. Wir finden immer wieder Tausende beim Wandern in den weiten Wäldern in North Carolina. Es gibt schaetzungsweise rund 5000 verschiedene Arten von Läusen und sie existieren demnach auch in allen Regenbogenfarben: Blau, Grün, Gelb, Rot, Weiß, … Es gibt bestimmte Läuse, welche pflanzenspezifisch vorkommen, aber die meisten geben sich mit fast allen zufrieden. In den meisten Fällen rate ich Gärtnern eigentlich stets, rein gar nichts gegen Läuse zu tun, aber bei starken Befällen kann es dann auch mal ein bisschen eklig werden. Und eigentlich wie vorhin: Am besten wäre es, sich bereits vor dem Pflanzen der Stauden sich eine geeignete Kombinationen zu überlegen, den auch hier kann man bei gelungenen, vielfältigen Kombinationen den Läusen das Leben von Anfang an etwas schwerer machen.

Beim nächsten Satz könnte es sein, dass Christian mich gleich anruft, wenn er das liest und sich beschwert …. ABER: Einjährige Pflanzen können hier wirklich was Gutes tun. Einen vielseitigen Garten zu schaffen und auch einjährige mit einzubeziehen kann den Vorteil haben, dass sich auch Nützlinge ansiedeln. Aber natürlich gilt auch hier: Nicht irgendeine einjährige Pflanze wird hier so mir nichts dir nichts den geschwünschten Effekt erzeugen. Capiscum annum ‘Purple Flash’ zum Beispiel wäre perfekt! Andere einjährige Paprika können natürlich auch verwendet werden, aber diese Sorte scheint besonders wirkungsvoll für den stärksten Kämpfer im Garten zu sein : Orius insidiosus, die Piratenwanze.

Diese kleinen Kreaturen sind allgegenwaertig hier in North Carolina und ich sehe sie regelmäßig in der Gärtnerei, was mich immer total erfreut! Die erwachsene Piratenwanze frisst nicht nur jede Menge an Läusen, sonder auch junge Spinnmilben, Weiße Fliegen und auch Wollläuse. Demnach sind sie nicht direkte, spezialisierte Nützlinge, sondern einfach Allesfresser, bei dem man sich freuen sollte, wenn er in deinem Garten wohnt. Andere Pflanzen, die diese Piratenwanze anziehen, sind auch Steinkraut und Ringelblumen. Auch Stauden können sie anlocken, jedoch sind die genannten Einjährigen eine Delikatesse für diesen Nützling, denn er bedient sich an deren Pollen, wenn kaum noch Schädlinge übrig sind.

Ein weiterer Nützling ist Dicyphus hesperus. Ich habe noch nie probiert, diesen Nützling in der Gärtnerei zu halten bzw. für den Pflanzenschutz zu besorgen, den leider wächst dessen Wirtspflanze Verbascum extrem schlecht in North Carolina. Dieser Nützling ist unersetzlich und vermehrt sich am schnellsten, wenn er sich von der weißen Fliege ernährt. Es frisst jedoch auch Blattläuse, Milben und manchmal auch sogar kleine Raupen. Es ernährt sich zusätzlich vom Saft der Verbascum (Königskerze), wenn keine Schädlinge mehr da sind und verwendet diese Staude auch, um darauf seine Eier abzulegen. Verbascum sollten in Österreich sehr gut wachsen und wäre generell eine tolle Wahl für allerlei Insekten. Natürlich ist mir klar, dass Dicyphus hesperus in den USA heimisch ist, und ich denke nicht in Europa, aber es ist mittlerweile ein sehr gängiger Nutzling, welcher vor allem im “Integrated Pestmanagement” im Gartenbau verwendet wird.

Im geeigneten Umfeld etabliert er sich recht schnell und bleibt eigentlich immer präsent. Ich habe dies mit großer Freude schon bei einigen Insekten bei Plant Delights beobachtet, die ich für diesen Zweck gekauft habe. Insekten einzukaufen mag vielleicht noch etwas komisch klingen, aber es kann so viel Spaß machen, diese freizulassen und dann über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Natuerlich braucht es etwas Übung, um diese kleinen Kreaturen zu entdecken, aber nach einiger Zeit sieht man sie fast wie von alleine. Vor einiger Zeit haben wir bei Plant Delights einige Pflanzen zugekauft, welche die sogenannte Jägerfliege an sich hatte. Nun sind wir eine der wenigen Stellen in den USA, bei der sich dieses hoch exotische und rare Insekt etabliert hat und ich beobachte sie nun fast täglich.

Gräser werden gerne immer als recht simple und vor allem krankheitsfreie Stauden verkauft. Und gerade im Herbst, denn jetzt ist ihre Prime Time! Und für Kata natürlich bei Hoffman Nursery ihre absolute Lieblingszeit. Gräser können jedoch ohne viel Probleme fast die ganze Gartensaison über gepflanzt werden: Vom letzten Frost im April bis hin zum ersten Frost, wann auch dieser immer bei dir eintrifft. Als ich bei Hoffman Nursery zu arbeiten begann, haben wir noch Mitte November ein riesiges Design realisiert, welches zu 70 % aus Gräsern bestand, und das, obwohl wir zu der Zeit schon regelmäßig unter Null Grad in der Nacht hatten. Im nächsten Frühjahr sah alles schon so frisch aus, und wir hatten extrem wenig Verluste. Auch wenn wir so gut wie gar keinen Schnee hier in North Carolina haben, kann es trotzdem sehr kalt werden und gerade im Januar und Februar haben wir teilweise bis zu einer Woche -10 Grad. Generell denke ich aber, dass es mindestens so gut ist, im Frühling zu pflanzen, den auch so kann man dann schon im Herbst die Gräser in vollen Zügen genießen und ihre Herbstfarben bewundern. Wir möchten dir heute zumindest vier der unzähligen Lieblingsgräser von Kata vorstellen.

Als eine sehr grundlegende Regel spricht man bei den Ziergräsern von zwei Typen: den “Warm Season” und den “Cool Season”- Gräsern. In den Unterschieden dieser zwei Typen steckt relativ viel und eine komplizierte Wissenschaft dahinter, aber wir wollen es uns ja einfach machen und dir nur das erklären, was für dich auch wichtig ist: Die “Cool Season Grasses” lieben das kühlere Wetter und vor allem die kürzeren Tage. Sie treiben erst dann so richtig aus und du wirst sehen, dass sie in den kühleren Herbsttagen bzw. im Vorfrühling so richtig „Gas“ geben. Dies ist auch nicht unrelevant für die Vermehrung in den Gärtnereien, den diese Graser sollen vor allem dann vermehrt werden, wenn sie kurz davor oder mitten in ihrer Hauptwachstumsphase sind.

“Warm Season Grasses” hingegen lieben richtig heißes Wetter, lange Sonnentage und können auch längere Trockenphasen ohne Probleme aushalten. Die meisten Gräser, die du vielleicht schon in deinem Garten hast, sind höchstwahrscheinlich in dieser Gruppe zu finden, denn diese Gruppe ist die bei weitem größere, vor allem wenn man alle Seggen wegrechnet. Aber denke bloss nicht, dass man diese 2 Typen von ihrem Aussehen generell unterscheiden kann – sieh dir mal hier unser erstes Beispiel an:

Nasella tenuissima, das Mexikanische Federgrass. – was für ein so toller, deutscher Name für dieses unglaublich schöne Gras! Jedes Mal, wenn wir zu unseren Freunden nach Coats, North Carolina fahren, fahren wir an einem riesen Kreisverkehr vorbei, in welchem dieses Federgrass mit Hemerocallis kombiniert steht. Während die Taglilie im Sommer der absolute Hingucker ist, ist das Federgrass eher nebensächlich, im Herbst und Winter wendet sich das Blatt jedoch. Es wiegt sich so schön im Wind, oder besser gesagt im Fahrwind der Autos, sodass es fast schon den Autoverkehr ablenkt. Naja, Gott sei Dank sind wahrscheinlich nicht alle Autofahrer so besessen auf Gräser wie wir. Schau, dass du es auch nur dann zurückschneidest, wenn es wirklich sein muss, den es ist auch im braunen Zustand wirklich sehr attraktiv. Wir schneiden es hier eigentlich immer erst im August, den dann treibt es hier bis zum Herbst wieder schön grün durch.

Uebrigens finde ich, dass dieses Federgrass ein tolles Beispiel an einer Staude ist, die vor noch nicht zu langer Zeit wahrscheinlich keinerlei Gefallen bei österreichischen Gärtnern gehabt hätte. Wenn ich mich zurückerinnere, dann lag in meiner Kindheit fast den ganzen Winter über Schnee. Jetzt aber, in diesen oft sehr schneearmen Wintern macht es ja schon viel mehr Sinn, solche Gräser in deinem Garten zu pflanzen. Suche dir einfach einen sehr sonnigen, und trockenen Platz aus, du könntest es auch in einen Kübel pflanzen, denn auch dort macht es sich hervorragend. Oder aber in deinem Kiesbeet oder vielleicht hast du ja auch ein begrüntes Dach? Wenn du doch in einen der kälteren Ecken Europas wohnst, kann es natürlich sein, dass es nicht so einfach überwintert, Gott sei Dank versamt es sich aber ganz nett, so dass du bestimmt über Jahre hinaus daran Freude hast. Ich bin mittlerweile bei Hoffman Nursery neben der vegetativen Vermehrung auch für die gesamte Samenvermehrung zuständig, und so sammeln wir, putzen und säen wir unglaublich große Mengen aus, denn die Amerikaner lieben dieses Grass, und nicht nur dieses!

Ein weiteres Cool-Season Grass und einer unter den Lieblingen von Kata ist natürlich Calamagrostis brachytricha ! Während es auf Englisch hauptsächlich unter dem Namen Koreanisches Reitgras bekannt ist, nennt man es im deutschsprachigen Raum auch “Diamantgras”. Es blüht Anfang Herbst und wenn es blüht, schimmern die Halme und Rispen durch den ganzen Garten, vor allem in eher dunkleren Ecken. In North Carolina pflanzen wir es eher im Vollschatten, wo es die Hitze des Sommers besser aushält, aber bei dir in Europa kannst du es gerne auch indie sonnigeren Teilen deines Gartens pflanzen. Es kommt aus Ostasien und wächst zu einem schönen Horst heran, ist wunderbar zu kombinieren mit jede Menge an anderen Blütenstauden. Zum Beispiel ist es toll neben Herbstanemonen, Waldphlox (Phlox divaricata), selbstverständlich auch Funkien. Das Diamantgras verträgt auch recht trockenen Schatten, wobei es in so ziemlich jedem Boden gut wächst, wenn es erst einmal eingewachsen ist. Wenn die Bedingungen gut sind, dann säht sich dieses Gras auch gerne ein wenig selbst aus, was ich hier in North Carolina allerdings noch nie beobachtet habe. Es ist defintiv eines der wenigen Gräser, welches wirklich auch im Schatten blüht, ausgenommen natürlich alle Seggen!

In den letzten paar Jahren haben Schizachyrium scoparium wirklich an Beliebheit dazugewonnen und viele neue Sorten wurden eingeführt. Eine dieser relativ neuen Sorten ist Schizachyrium scoparium ‘Prairie Blues’, welche von unseren guten Freunden von Jelitto eingeführt wurde. Dieses blaue Praeriegras, welches oftmals auch unter Andropogon verbreitet wurde, fällt durch das geniale Blau und seiner unglaublichen Herbstfärbung jedem auf! Zudem ist es auch noch viel standfester als die meisten anderen Sorten. Für uns ist das wirklich ein Allrounder, da es zu jeder Jahreszeit interessant ist. Es bildet schöne grau-blaue Klumpen für den größten Teil des späten Frühlings und Sommers und ist ein großartiger Begleiter für andere, sommerblühenden Stauden. Die Hochblüte dieses Präriegrases ist deswegen so besonders, da zu dieser Zeit die meisten Dinge nicht mehr so interessant sind.

Im Herbst ändert sich langsam die Farbe und die Samenköpfe sind noch atemberaubender als die Blüte selbst. Das Gras ist ein typischer Vertreter eines “Warm Season Gras” und gedeiht im heißesten und sonnigsten Teil des Gartens. Solange die Erde nicht zu nass ist, waechst es in jedem Boden. Um es im ersten Jahr zu etablieren, empfehlen wir, Schizachyrium frühzeitig zu pflanzen und sicherzustellen, dass es im ersten Jahr einen starken Zuwachs hat und gut einwurzelt. Dies gilt besonders für kalte Gegenden.

Die letzte Gruppe, die wir dir zeigen möchten, ist Molinia! Leider koennen wir Molinia hier in North Carolina kaum im Garten halten, weil es einfach viel zu heiß ist und Molinia wirklich auch kühlere Nächte braucht, um gut zu wachsen. Für Mitteleuropa, d.h. Österreich, Deutschland und weiter in den Norden ist dieses Gras jedoch ein “must-have” in jedem Garten. In den Monaten Oktober und November sind diese hohen Blütenstände und die wohl einzigartige Herbstfarbe nicht zu übertreffen. Auch sind die Pfeifengräser, wie sie auf Deutsch genannt werden, wirklich sehr problemlos und brauchen kaum nennenswerte Pflege.

Das Tolle an ihnen ist, dass es viele verschiedene Sorten gibt und fast für jeden Gartenbereich etwas dabei ist: Während einige von ihnen fast 2 Meter hoch werden, bleiben andere etwas kleiner und passen möglicherweise besser in einen kleineren Vorgarten. Zum Beispiel: Molinia caerulea ‘ Winterfreude ‘bleibt 80 cm groß, während Molinia caerulea ssp. arundinacea’ Skyraker ‘etwa 1,80 m hoch ist. Das Tolle an ihnen ist, dass fast alle im Durchmesser gleich sind und sie sich meist nur in der Höhe und in der Rispenfarbe unterscheiden. Während alle Molinia den ersten Teil des Jahres ein schöner, grüner und eher unscheinbarer Gräserhorst darstellen, stehlen ihre leuchtend gelbe Herbstfarbe und ihre hohen Rispen jegliche andere Show, dann, wann es Zeit für sie ist, im Mittelpunkt zu stehen.

Aber ganz egal, ob es eben ein “Cool Season“ oder ein „Warm Season” – Grass ist, alle sind sehr pflegeleicht und demnach wurden sie bei uns in den letzten Jahren auch stets beliebter. Und Gräser sind nicht nur bei neuartigen Entwürfen und Projekten, sowie bei Designern beliebt (wie z.B. der Highline in New York) oder anderen ähnlichen Projekten weltweit, sondern sie erfüllen auch eine ganz besonders wichtige Rolle, wenn es um die ökologischen Funktion in einem Garten geht. Auch wenn Gräser nicht jedermann sofort in den Sinn kommen, wenn man von insektenfreundlichen oder anziehenden Stauden spricht, sind sie dennoch immens wichtig für Insekten und Krabbeltierchen aller Art, als auch für kleine Säugetiere.

Viele der Wildbienen hier in den USA, aber auch Vögel, Mäuse, Igel etc. verwenden Gräser zum Rückzug während des Winters, was immer mehr dazu führt, dass wir vom Zurückschneiden der Gräser im Herbst stets abraten und empfehlen, hier bis zum Frühling zu warten. Falls du aber jemand bist der einfach einen sehr gepflegten und sauberen Garten hat, so könntest du dir trotzdem überlegen, einige Gräser verstärkt in den Hintergrund zu pflanzen und diese trotzdem über den Winter stehen zu lassen.

Ein weiterer Grund, warum Gräser hierzulande so schnell populär geworden sind, ist hauptsächlich der sogenannten “grünen Infrastruktur” zu verdanken. Sie erfüllt einen wichtigen Zweck in Bereichen, in welchen man mit häufigen Überschwemmungen zu kämpfen hat, bzw. verschmutztes Abwasser abfliesst – dies ist nicht nur ein wichtiges Thema in den USA , sondern auch in Europa. Wenn du dich mehr für diese Thematik oder auch generell andere Informationen über Gräser interessierst, dann kann ich dir die Website von Hoffman Nursery nur wärmstens empfehlen. Unter “Learn” findest du zahlreiche Informationen, aber du kannst auch einfach durch den Katalog online durchblättern.

Unsere Marketing- Abteilung investiert viel Zeit, um so nicht nur allen Kunden, sondern allen Interessierten eine sehr spezialisierte Plattform zu bieten. Vergiss nur nicht, dass Hoffman Nursery “nur” rund 5 Millionen Jungpflanzen pro Jahr an andere Grosshandel verkauft bzw an Landschaftsarchitekten. Aber wie gesagt nicht wenige nennen unseren Katalog die “Gräserbibel”. Und man lernt schliesslich nie aus!

Es gibt noch ein letztes Foto, dass wir gerne mit dir teilen möchten: Während eines Wanderwochenendes mit unseren guten Freunden und Arbeitskollegen sind wir in den Westen North Carolinas gefahren, nach Panthertown Valley, einer Schlucht, in welcher ich eine der atemberaubensten Pflanzengesellschaften in North Carolina vorgfunden habe. Panthertown Valley liegt am suedlichen Ende der Appalachen und ist botanisch gesehen ein Regenwald. Waehrend wir eine Stunde bergauf von unserem Lager gewandert sind, fanden wir auf einigen Felsen die fast perfekte Kombination von Andropogon ternarius und Astern. Es hat wirklich so ausgesehen, als würde ein begnadeter Designer dort Heimlich ein Pflanzkonzept umsetzen.

Unten in der Schlucht, direkt neben unserem Lager sind wir dann noch durch ein kleines Moor gewatschelt, in welchem wir eine unglaublich tolle Flora vorfanden: Drosea (Sonnentau), verschiedene Carex (Seggen), Farne und Orchideen und alles bedeck von Torfmoosen in allen Farben. Die ganze Schlucht war ein einziger Rhododendronwald, welchen wir natürlich noch einmal im Frühling während der Blüte besuchen möchten.

Naja und das bringt uns auch schon zum Ende: Wir wünschen dir alles Gute und vor allem eine erfolgreiche, herbstliche Pflanzeit! Wir hoffen, dass du gesund bleibst und du 2020 deinen Garten in vollen Zügen trotz allen Umständen genießen kannst!

Falls du doch noch mal ein paar genauere Fragen an uns hast, sei so frei und schreib uns einfach ein Mail: kata.kress@gmail.com. Wir freuen uns immer über jeglich Post und sind offen für begeisternde Gartengespräche!

Alles Liebe, Kata und Mike

Christian H. Kreß und Mitarbeiter

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