Newsletter X/2017 (Neue Beetgestaltung, Seminar in Kiev)

Liebe Pamina, hallo Papageno!

Die Zeit vergeht wie im Flug, manchmal erschrecke ich richtig vor diesem mühlenartigen Ablauf der Tätigkeiten und Geschehnisse. Während ich dir diesen Rundbrief schreibe, befinden wir uns endlich wieder in einer sonnigeren und warmen Herbstphase, wo Gräser und Stauden sich in all ihrer Fülle präsentieren. Herbst ist zum Schwelgen, es ist Erntezeit, aber auch Pflanzzeit!

Ich möchte dir einmal unser neuestes Staudenbeet vorstellen, das wir dieses Jahr noch im zeitigen März bepflanzten, bevor die Hektik losging. Es handelte sich um ein Inselbeet, welches seit langem bestand und in die Jahre gekommen war und das mir einfach nicht mehr so recht gefallen wollte. Da es sich inzwischen ziemlich verwahrlost präsentierte, machte ich kurzen Prozess und ließ die gesamte Vegetationsschicht mit einem Minibagger abziehen. Dieser war letzten November in Aktion, er baggerte unsere Stellflächenerweiterung, bei der unser Präriegarten nach 15 Jahren leider komplett weichen musste. Anschließend kam gut ausgereifter Kompost als Ergänzung der verlorengegangenen Erdschicht auf die abgezogene Beetfläche und wurde mit der unteren Lehmschicht gehörig durchmischt. Anschließend ließen wir die gesamte Fläche über den Winter brach liegen und nach alter Väter Sitte durchfrieren. So entstand der viel gepriesene Ton-Humus-Komplex, wunderbare, wertvolle Erde für Beetstauden aller Art. Bepflanzt haben wir dieses Beet dann im Vorfrühling. Besieh dir doch einmal die Bilder, die dir verdeutlichen mögen, was in so kurzer Zeit möglich ist und welches Wachstum Stauden an den Tag legen, wenn für sie optimale Bedingungen geschaffen wurden. Übrigens könntest du dieselbe Vorgangsweise schon früher starten und gleich noch im Herbst neu bepflanzen!

Hier erkennst du das alte, birnenförmige Beet, es macht zwar auf den ersten Blick noch einen ganz passablen Eindruck, allerdings näher hättest du nicht hinsehen dürfen!

Dann ließ ich den Bagger auffahren! Wir schrieben Mitte November 2016

Und hier unten siehst du das Resultat, vor wenigen Tagen fotografiert, also nach einer Zeit von sieben Monaten. Gefällt mir schon jetzt wesentlich besser als vorher. Und ich hatte neuerlich versucht, mein Motto „Geh spielerisch mit deinen Stauden um!“ anzusetzen. Allegro Filigrano war wieder einmal das Thema, lockere Natürlichkeit mit malerisch wirkendem Resultat. Besonders neugierig macht das erste Bild, wo der Beinwell sich mit der Chrysantheme ‘Paul Boissier‘ verbandelt hat. Wie dies wohl in ein paar Wochen aussieht, wenn die braunroten Blüten der Chrysantheme dominieren? Wird sich dann der Beinwell im herbstlichen Vergehen von der Bühne verabschiedet haben oder wird er Paul Boissiers Feuerwerk noch unterstreichen? Ich bin sehr gespannt!

Unten links das Patagonische Eisenkraut (Verbena bonariensis), zusammen mit meiner weißen Sanguisorba ‘Figaro‘. Ich weiß, Eisenkraut ist schon mehr als abgedroschen, aber so vereinzelnd in Beeten umher vagabundierend ist es einfach liebenswert und unübertroffen. Nur eine massive, sehr einseitige Verwendung erdrückt den Betrachter und assoziiert Gedanken an übermäßigem Gebrauch an Gartenschauen.

Rechts daneben die bemerkenswert steif aufragende ‘Blackthorn‘, die über viele Wochen ein gutes Bild abgibt. Das luftige, helle Gras im Vorder- und Hintergrund ist übrigens das Liebesgras (Eragrostis curvula), welches ich vor vielen Jahren aus der kleinen, englischen Gärtnerei „Hannays of Bath“ mitbrachte. Damals wurde behauptet, es sei nicht winterhart, allein, es steht dort seit über zehn Jahren.

Ganz unten links siehst du Aster novae-angliae ‘Wineflower‘. Sie entstammt ursprünglich der bekannten Stauden- und Alpenpflanzengärtnerei Frei aus Wildensbuch/Schweiz. Ihr nicht zu hoher, sehr füllender Wuchs und ihre warme, weinrote Farbe macht sie allseits äußerst beliebt.

Und anschließend ein Gesamteindruck dieses Teil des Schaugartens nach sieben Monaten – , eingewachsen, als wäre nichts verändert! Im letzten Jahr gegen Ende November war der Zustand verheerend, Baggerspuren überall, Trostlosigkeit machte sich allenorts breit. Wie schnell Stauden doch imstande sind, eine Szene positiv zu verändern und sich schnellstens anzupassen!

Hier möchte ich dir noch einmal kurz im Detail einige der Stauden aufzählen. Beherrschend sind im neuen Beet vor allem die neuartigen Auslesen der Wiesenknöpfe (meine eigenen Sorten ‘Scapino‘ und ‘Figaro‘, sowie die straffe ‘Blackthorn‘). Auf Anisysop wollte ich auf keinen Fall verzichten, und schon gar nicht auf Indianernesseln. Mein Nachbar und Hobbyimker Karl hatte auf meinen Wunsch gleich daneben drei Bienenvölker untergestellt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, welches Insekteneldorado hier entstand, durch die Verwendung einiger Astern, des Goldbaldrians, sowie verschiedener Ehrenpreissorten wurde der Insektenflug zusätzlich gefördert. Dann war mir noch der dominante, panaschierte Paukenbeinwell (Symphytum x uplandicum ‘Axminster’s Gold‘) wichtig, welcher imstande ist, entstandene Löcher auszufüllen. Und natürlich durften auf keinen Fall eine Handvoll russischer Phloxsorten fehlen.

Im Vorbeigehen im Schaugarten rasch noch dieses Bild einer Herbstzeitlose aufgeschnappt, welche sich erfolgreich gegen die breit wüchsige Segge behauptet, und dies nun schon über Jahre!

Was geschah noch in letzter Zeit? Anfang September war ich in der Schweiz, sowie Ende September in der Ukraine unterwegs, an beiden Orten in Sachen Weiterbildung und Vorträgen. Eigentlich nehme ich mir ja nur während des Winters für solche Dinge Zeit. Die Firma Hauenstein in Rafz ist die größte Baumschule in der Schweiz, sie war Anfang der 80er-Jahre für drei Jahre mein Brötchengeber, dort hatte ich meine erste Gehilfenstelle als Staudengärtner in der dortigen Staudenabteilung. Und entstand mein Staudenenthusiasmus. Die Firmenleitung von Hauenstein organisiert alle zwei Jahre ein Weiterbildungsseminar für ihre Großabnehmer und ich wurde dieses Jahr eingeladen, einen Vortrag zu halten. Das Thema war „Schwierige Situationen unter Gehölzen mit Stauden planen und realisieren“. Es war für mich eine Herausforderung, dieses Referat ausschließlich auf das Hauenstein-Sortiment abzustimmen. Vor den anwesenden 150 Landschaftsgärtnern und Planern kamen mir während des Vortrages etliche Erinnerungen von früher hoch. Auch traf ich nach langer Zeit wieder einige Bekannte und Freunde von früher.

Ganz frisch in mir ist auch die Zeit in der vergangenen Woche, denn da war ich für vier Tage nach Kiew, der Hauptstadt der Ukraine eingeladen worden, um dort ein Seminar für Landschaftsgärtner in Sachen Staudenverwendung zu gestalten und abzuhalten. Ich hatte darin ja schon im letzten Dezember Erfahrungen in St. Petersburg gemacht, doch dieses Mal wurde der Wunsch geäußert, einen Tag Theorie in Form von Präsentationen, am darauf folgenden Tag mit einem Praxisteil zu kombinieren, deswegen im September! Das war für mich natürlich eine Megaaufgabe, denn zunächst war abzuchecken, welches Staudensortiment in der Umgebung von Kiev überhaupt verfügbar war. Um es auf den Punkt zu bringen, es wurde tatsächlich ein voller Erfolg mit einer nur bescheidenen Staudenauswahl! Aber gerade deswegen überlegt man und beschränkt sich auf das Wesentliche.

Die 35 Teilnehmer waren äußerst ambitioniert und wissbegierig, sie stellten unentwegt Fragen. Wir gestalteten südlich von Kiev in einer neu errichteten Staudengärtnerei ein Beet von ca. 10 x 10 Meter, um eine Werbetafel herum. Da ziemlich viel an Gräsern im Sortiment vorhanden war, legte ich den Fokus auf eine ausgewogene und kontrastreiche Gräserpflanzung.

Jeder durfte seinen Teil dazu beitragen, im strengen Wechsel, damit wir uns nicht zu viel in die Quere kamen. Du kannst nebenbei im Bild unschwer erkennen, dass in Sachen Kreativität und Staudenverwendung offenbar auch in der Ukraine die Damen bei weitem die Oberhand behalten! Dieses Seminar war von Nina und Roman perfekt organisiert, die Teilnehmer kamen aus allen Teilen der Ukraine, sowie aus Weißrussland. Anschließend wurde in einem eigens aufgestellten Partyzelt gefeiert und wir aßen original ukrainisches Schaschlik und tranken Wein aus Moldau und Georgien. Ich liebe diese lockere Ungezwungenheit mit jungen Leuten bei gleichzeitigem internationalen Flair!

Einerseits sind wir mit unseren Vermehrungsarbeiten sehr weit vorangekommen, ich bin recht zufrieden. Andererseits hat man natürlich auch ein Auge auf das, was alles noch geschehen soll. Und dies ist leider nicht wenig! Momentan vermehren wir die Storchenschnäbel und die Aurikel, denn der Herbst ist eine ideale Vermehrungszeit, er wird von vielen Gärtnern nicht umsonst als der zweite Frühling bezeichnet.

Unser Herbstversand läuft bereits auf Hochtouren. Bitte sei nicht enttäuscht, wenn wir die von dir bestellten Astern zumindest auf die Hälfte zurückschneiden müssen, denn sonst bringen wir sie nicht ins Paket hinein. Am besten, du kommst in diesem Herbst doch noch einmal in unsere Gärtnerei, denn unsere Astern präsentierten sich noch nie so makellos!

Übrigens haben wir selbstverständlich auch am 3. Oktober („Tag der Deutschen Einheit“) den ganzen Tag für dich geöffnet, falls du aus dem benachbarten Bayern kommst. Gönn dir doch ruhig einen gemütlichen Ausflug von Deutschland ins benachbarte Innviertel, in unsere Staudengärtnerei!

Denn auch die Gräserbeete wuchsen sich in diesem Jahr fantastisch zusammen. Heuer wurden die Gräser in der Gärtnerei in ihrer Optik von uns ganz nach vorne gerückt, um dir und deinen Freunden und Bekannten die volle Schönheit dieser wichtigen Gartenpflanzen zu verdeutlichen.

So wünsche ich dir noch einen schönen Herbst!

Dein Staudengärtner Sarastro

Viele Grüße/ Best regards/ С уважением

Christian H. Kreß und Mitarbeiter

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