Newsletter XI/2024
Liebe Pamina, hallo Papageno!
Ich möchte zu Beginn einmal nicht über das Wetter schreiben, denn wir müssen es so und anders nehmen, wie es kommt. Doch wünsche ich mir noch einige sonnige Tage, wo man in der Gärtnerei noch einiges erledigen kann und nichts liegen bleibt, was uns dann im Frühjahr aufhält. Schließlich geht die Arbeit in einer Gärtnerei nie aus, aber man muss gerade im Herbst Prioritäten setzen.
Der Oktober begann farbenfroh, dies setzt sich hoffentlich fort bis in den November hinein. Hier im Bild siehst du eine sehr hohe und straffe Staudensonnenblume, die mit ihren hellgelben Blüten auffällt. Diese Situation entstand im Gehölzrandbereich, wo im Hintergrund ein nordamerikanischer Rotahorn (Acer rubrum ‘October Glory‘) stand, im Herbst ein wahrer Feuermagnet, dem man sich kaum entziehen konnte! Dieses wunderbare Zusammenspiel von Schwefelgelb und Feuerrot zeigt sich jedoch nicht jedes Jahr gleich, denn in manchen Jahren war das Rot des Ahorns nicht so farbenprächtig, weil die kalten Nächte fehlten oder die Sonnenblume war schon am Verblühen. Es spielt zwar oft der Zufall mit, aber auch ideale Wetterkonstellationen sind für farbenfrohe Bilder entscheidend.
Lange habe ich nachgedacht, über welches Gartenthema ich dir diesmal schreiben soll. Zu viel wurde schon geschrieben, die Gefahr des Wiederholens ist bei einem monatlichen Brief an dich leicht gegeben! Hatte ich dir eigentlich schon mal über die ideale Bodenbearbeitung berichtet, bevor man pflanzt? Das ist so sehr entscheidend, ob du Erfolg hast, ob das Wachstum zäh von statten geht oder deine Neuerrungenschaft womöglich sich sogar verabschiedet.
Primär geht es darum, deinen Stauden das Anwachsen zu erleichtern. Deshalb muss der Boden unbedingt aufgelockert werden, damit die neu gebildeten Wurzeln überhaupt eine Chance haben, das Erdreich zu durchdringen. Es ist hierbei völlig unerheblich, ob es sich um empfindliche Steingartenstauden, um Stauden für den Gehölzbereich oder um robuste Beetstauden handelt. Es ist auch zweitrangig, ob du nur eine einzelne Staude nachpflanzen möchtest oder ob du ein völlig neues Beet verwirklichen willst. In meinen Vorträgen im Winterhalbjahr erwähne ich dies wieder und wieder, da mir dies als einer der wichtigsten Punkte jeglicher Pflanzaktion erscheint.
Spielen wir einmal die Situation durch, mit der ca. 90 % der Pflanzenliebhaber konfrontiert sind. Du kommst mit deinen Neuerrungenschaften heim und möchtest diese in deinem Garten wohlplatziert unterbringen. Du suchst dir die entsprechenden Plätzchen wohlüberlegt aus, das allein stellt ja schon eine Wohltat für deine Gärtnerseele dar, im Geist siehst du ein prächtig entwickeltes Umfeld! Einige deiner FreundInnen möchten die Stauden sofort an Ort und Stelle pflanzen, andere lassen sich Zeit und da sammelt sich so einiges an Töpfen an, ein Teil des Gartens gleicht dann zunehmend einer Art Hinterhofgärtnerei. Nichts dagegen zu sagen, aber da wäre allerdings Umtopfen angesagt, damit deine Stauden im Wachstum zulegen und nicht verhungern.
Aber am heutigen Tag hast du dich doch entschlossen, lieber gleich zu pflanzen und du hast dir für jeden Topf einen guten Pflanzplatz ausgesucht. Und jetzt rate ich dir: vergiss die kleine Handschaufel, die kannst du im Steingarten verwenden! Bei Beetsituationen greife besser gleich zum Spaten und lockere mit ihm die ausgesuchte Stelle spatentief auf, damit die Staude eine Chance hat, sich gegenüber den danebenstehenden, älteren Stauden durchzusetzen. Denn vielfach wird qualvoll ein kleines Loch gebuddelt, welches kaum größer ist als der Topfballen, und dann soll das arme Individuum auch noch wachsen? Hast du Hornmehl parat, dann gönne den im Nachhinein gepflanzten Stauden eine gestrichene Handvoll, noch besser ist aber eine Portion ausgereifter Kompost, welchen du unter die ausgehobene Erde mischst. Du wirst sehen, so macht das Pflanzen richtig Spaß, der Erfolg ist vorprogrammiert, Angießen nicht vergessen! Dieses Umgraben vor dem Pflanzen klingt sehr banal, ist jedoch eine absolut wichtige Aktion, damit sich später ein ausgeglichenes Luft-Feuchtigkeitsverhältnis einstellt.
Oft hat man aber größere Flächen, von einigen Quadratmetern, auch hier leistet der Spaten gute Dienste. Nach dem Umspaten aber sollten vorhandene, grobe Schollen zerkleinert werden, denn nicht überall finden wir kultivierten, lockeren Sand- oder Humusboden vor, sondern öfters auch fetten, störrischen, zähen Lehmboden. Diesen musst du dir gefügig machen, je nachdem mit Sand oder Kompost, den du vor dem Umgraben aufbringst, hier ruhig großzügig sein! Nach deiner Umgrabeaktion nimmst du einen Kreil und harkst die Fläche durch, bis eine krümelige Struktur entsteht. Ja, ich gebe zu, all das erinnert an Sträflingsarbeit, gehört aber zum Gärtnerdasein dazu, du tust dir und den Pflanzen etwas Gutes! Einige Puristen verschmähen allerdings diese Aktion, sie behaupten, es genügt lediglich, wenn der Oberboden aufgelockert wird. Wir pflanzen aber Stauden, welche ihr Wurzelwerk in tiefere Regionen ausweiten sollen und keinesfalls Salat oder Kohlrabi! Ein Staudengarten ist kein Gemüsegarten, wenngleich auch heutzutage noch stets einige Kollegen aus anderen Fraktionen des Gartenbaues die Staudengärtner müde lächelnd in diese Richtung schieben.
Der Kreil! Hier bei uns in Österreich wird dieser kaum verwendet, man nimmt meist den Eisenrechen. In meiner früheren Heimat Baden-Württemberg, aber auch in der Schweiz war der Kreil so etwas wie das heiligste Werkzeug des Gärtners. Der Kreil, oder auch Greul genannt, ist auf hochdeutsch eine Art „Vierzackharke“, also mit nach unten gebogenen Eisenspitzen. Er ist unglaublich vielseitig einsetzbar, aber in der Hauptsache diente er uns, eine Fläche im Garten krümelig zu harken und topfeben zu machen. Wir bereiteten damals nicht nur Frühbeetkästen pflanzfertig vor, sondern verrichteten zudem ganze Rasenplanien mit dem Kreil, harkten Unrat zusammen, alles mit sehr viel Gespür für dieses Handwerkszeug. Damals tat ich mich sehr schwer mit dem Kreil, aber diese Fertigkeit geht dir mit der Zeit in Fleisch und Blut über. Und ein Beet mit allem Drum und Dran pflanzfertig vorzubereiten war damals sogar eine der praktischen Pflichtübungen während der Gärtnerprüfung, das musste jeder beherrschen! Wenn du mit diesem „Gärtnerneptun-Vierzack“ nicht umgehen kannst, dann nimm für kleine Flächen einen Eisenrechen. Das Zerkleinern von dicken Schollen geht aber mit einem Kreil wesentlich leichter vonstatten. Und noch etwas Wichtiges hätte ich beinahe vergessen! Gute Bodenvorbereitung sollte bei nicht zu nassem Wetter stattfinden, gleichfalls aber auch nicht bei zu trockenem Wetter! Wenn der Boden sich „frisch“ anfühlt, ist dies genau richtig, dann wird er krümelig und die Stauden freuen sich.
Wesentlich größere Flächen aber solltest du nach Möglichkeit fräsen oder fräsen lassen. Je nach Bodenbeschaffenheit genügt aber auch eine kleine Hackmaschine. Ein gärtnerischer Grundsatz, der leider fast in Vergessenheit geraten ist, lautet, dass dein Boden dir das richtige Werkzeug vorgibt, also sieh dich um, was die Landfrauen in deiner Region benutzen. Der schwere Baumschulspaten hat im Sandboden Berlins sicher nichts verloren. Und mit einem breitblättrigen, leichten Spaten aus einer Region mit Sandboden richtest du in unserem Lehmboden kaum etwas aus, es könnte dir dabei schnell der Stiel abknicken. Nebenbei hatte ich schon immer das Gefühl, dass die Werkzeuge früher wesentlich mehr aushielten, wahrscheinlich stimmt dies mit der Sollbruchstelle auch bei Gartenwerkzeugen!
Ich verdeutliche dir den Vorgang der Bodenbearbeitung anhand unseres neuen Schaugartens, wie ich das erste große Beet vor zweieinhalb Jahren angelegt hatte. Die großen Inselbeete von über 150 Quadratmetern konnten wir natürlich unmöglich von Hand bearbeiten. Sie wurden gefräst und anschließend mit einer Schicht guten Komposts versehen, zusätzlich kamen Hornspäne drauf. Danach nahm ich einen Rechen zur Hand, damit die Oberfläche topfeben wurde. Die anschließende Entwicklung kannst du in den Bildern nachvollziehen.
Auch dieses Mal möchte ich dir gerne wieder Stauden vorstellen, welche neu oder in irgendeiner Weise ungewöhnlich sind.
Beginnen möchte ich mit Salvia reptans, einer reizenden Salbeiart aus Texas, welche sich bei uns als vollkommen winterhart herausgestellt hat. Besonders auffällig wirkte sie in unserem Sandsteppenbeet, wo ich sie an mehrere Stellen auspflanzte. Für ein gutes Gedeihen benötigt sie einen leichten Boden mit gutem Wasserabzug. Zunächst hatte ich Bedenken, dass sie bei uns nicht zur Blüte kommt, aber sie begann schon Ende August mit ihren perlenartigen Blüten, die sich bis zum Eintritt von Dauerfrost fortsetzen. Eigentlich klingt der Name irreführend, denn „reptans“ bedeutet zu Deutsch „kriechend“. Erst als ich im Chicago Botanical Garden die unglaublich in die Breite wachsenden Horste entdeckte, konnte ich den Artnamen nachvollziehen. Jedenfalls eine echte Bereicherung für warme, trockene Lagen, welche momentan in unserem Sandsteppenbeet einen Blickfang darstellt!
Du hast sicher schon einmal etwas von der I.S.U. gehört. Dies ist die Internationale Staudenunion, eine Vereinigung von Staudengärtnern und Staudenfachleuten, Professoren, Lehrern etc., welche sich alle zwei Jahre zu einer Delegiertenversammlung treffen, an der Mitglieder aus unterschiedlichsten Nationen, einschließlich den USA teilnehmen. Darüber hinaus werden botanische Exkursionen in den verschiedensten Bergregionen organisiert. Ich hatte in der Vergangenheit schon drei Mal das Vergnügen, solche zu organisieren. Für mich ist dies eine Art Krönung des Berufes, viele bekannte und unbekannte Stauden am Naturstandort zu bestaunen und daraus Rückschlüsse zu ziehen, wie sie wachsen und mit welchen anderen Pflanzen sie in der Natur vergesellschaftet sind, um daraus vielleicht Parallelen mit einer Gartenkultur zu sehen.
Meine allererste I.S.U.-Exkursion Anfang der 80er-Jahre führte mich in die Dauphine im Südosten Frankreichs, dorthin, wo artenreiche, alpine Regionen sich mit der Flora des mediterranen Raumes die Hand reichen, wo ein Hauch des Südens auf Bergregionen trifft! Im Tal fallen dem Pflanzenliebhaber trockenheiße Hänge mit Pflanzengrüßen aus dem Süden auf, die Hänge waren voller Überraschungen, angefangen von Erdorchideen bis hin zu seltenen Wacholdern, die hier ihr nördlichstes Verbreitungsgebiet haben. Und genau dort fand der Schweizer Staudengärtner Hans Frei ein Individuum eines reichblühenden Teucrium chamaedrys mit tiefroten Blüten und dichten Polstern. Mit dem ihm eigenen, sehr kritischen Blick befand er, dass dieser wohl kulturwürdig sein könnte und nahm sich einige Risslinge mit, um ihn zuhause in seiner Stauden- und Alpenpflanzengärtnerei zu vermehren. Nachdem er diesen Findling etablieren konnte, benannte er ihn nach dem nächstgelegenen, markanten Berg, der einem Zuckerhut nicht unähnlich sah. Und so bekam dieser Gamander den Sortennamen ‘Pain de Sucre‘. Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen! Falls du eine trockene Stelle im Garten hast, die dich nicht befriedigt, dann rate ich dir, es einmal mit den Sorten von Teucrium chamaedrys zu probieren, für mich einer der robustesten Bodendeckern für trockene Lagen, ganz gleich ob Sonne oder Halbschatten!
Dem Pflanzentausch unter den Gärtnern und Pflanzenfreunden kann gar nicht genug Bedeutung beigemessen werden! Auf diese Weise gelangt man durchaus zu lohnenswerten Neueinführungen und man konnte sicher sein, dass diese in zweite Hände gerät, damit eine brandneue Sorte nicht doch einmal verloren geht. Dir ist sicher irgendwann an Gartentagen Dr. Ullrich Fischer begegnet, seines Zeichens Hostaspezialist und nicht nur das! Er ist ein großer Stauden- und Gehölzkenner von Rang und Namen, mit einem enormen Fachwissen ausgestattet und ein Netzwerker sondergleichen. Ich kann hinkommen wo ich will, man kennt Ullrich Fischer. Einmal im Jahr beehrt er uns, bleibt über Nacht und bei einer Flasche Wein wird intensiv gefachsimpelt. So bekam ich von Ulli eines Tages einen Ableger einer Trautvetteria, einer mir bis dahin nur nach dem Namen bekannten Staude, welche in den Wäldern Nordamerikas vorkommt. Besieht man sich die Blüten, so sieht man als Hahnenfußgewächs die Verwandtschaft mit den Wiesenrauten, die weißen Sternchenblüten erscheinen im Juni und Juli. Wir haben es mit einer sehr anspruchslosen, ca. 50 cm hohen Staude zu tun, die in kleinen Gruppen im Halbschatten ein gutes Bild abgibt und überdies mit ihren ahornähnlichen Laubblättern auch in nicht blühendem Zustand attraktiv ist. Den Standort kannst du frei auswählen, möglichst im Vordergrund, damit deine Gartenbesucher sehen, welch Besonderheit du hier präsentierst! Und hier ihr voller Name: Nordamerikanisches Wanzenkraut (Trautvetteria caroliniensis).
Anlässlich einer Bergtour sammelte ich zusammen mit einem Pflanzenfreund Samen des Berg-Laserkrautes (Laserpitium siler), eines stattlichen Doldenblütlers, der im Salzkammergut an trockenen, warmen Felshängen entlang einer stark befahrenen Straße wuchs. Um an die verblühten, samentragenden Dolden zu gelangen, mussten wir steile Felswände hochklettern, anders war es nicht möglich! Eigentlich war ich dumm, denn Jelitto Staudensamen bietet jede Menge Samen von Laserpitium siler an! Die Mühe hätte ich mir sparen können. In der Gartenkultur dauert es einige Jahre, bis sich Laserpitium zur vollen Schönheit entwickelt. Aber auch im Jugendstadium sind die grauen, schmalen Blattschöpfe sehr ansprechend. Ein guter Pflanzplatz ist die sonnige Seite deines Steingartens oder zwischen Blaurauten (Perovskya) und verschiedenen Salbeiarten. Der Boden sollte eher auf der kargen Seite liegen, zumindest wasserdurchlässig und wenn möglich kalkhaltig.
Kürzlich verstarb im hohen Alter Ruth Treff aus Darmstadt. Ich kannte sie schon seit langer Zeit, wir trafen uns an Vorträgen, wir telefonierten im Abstand von Monaten immer mal wieder. Sie war eine begeisterte Staudenliebhaberin, seit Jahrzehnten in der Gesellschaft der Staudenfreunde (G.d.S.) verankert. Mehrfach durfte ich ihren Garten bewundern, wo der Einzug neuer Winterlinge (Eranthis hyemalis) begann, vermutlich in Zukunft ein neuer Hype. Die Samensorten ‘Schwefelglanz‘ und ‘Grünling‘ entstanden bei ihr. Strenggenommen sollten ja Sortennamen entweder nur an gut durchgezüchtete Samenstrains vergeben werden, oder aber nach klassischer Nomenklaturregel an Auslesen, welche ausschließlich vegetativ weitervermehrt werden. Obige Winterlinge variieren jedoch so gering, dass ihnen der Sortenstatus zugestanden sei. Wir Staudengärtner sind gerade in dieser Sache sonst sehr kompromisslos! Aber egal, es sind dies inzwischen weithin etablierte Sorten, die mich jedes Mal an Ruth erinnern. Besonders aber schätze ich ihre Herbstchrysanthemen-Sorten, welche wir exklusiv in den Handel einführten. Bevor ein Päckchen ihrer Chrysanthemen ankam, telefonierten wir meist sehr lange, Ruth pries ihre Neuentdeckungen, ich müsse sie unbedingt ausprobieren und ihr dann mitteilen, was ich von ihnen halte. Der Reihe nach kamen die weiße ‘St. Stefan‘, dann die von mir benannte, gelbblühende ‘Ruth Treff‘, die von mir sehr geschätzte, wunderbar cremegelbe ‘Darmstadt‘ und vor allem ‘Goldtopas‘, deren Farbe nun wirklich einmalig ist. Nicht immer kommt es bei Herbstchrysanthemen auf die Größe der Blüten an, sondern vor allem auf die Winterhärte, deren horstiger Wuchs und Verzweigung, das Wichtigste aber ist ihre Dauerhaftigkeit. Ruth hatte ebenfalls stets ein kritisches Auge, sah aber in ihren Entdeckungen auch Chancen. Und deshalb sage ich dir hier und jetzt Dank für all deine Entdeckungen und deine Liebe zu diesen Stauden, in denen die Erinnerung an dich weiterleben wird!
Hier ‘Goldtopas‘ mit eher kleinen Blüten, aber in einer unvergleichlich warmen, kräftigen Farbe!
Du weißt, dass mir Farne sehr am Herzen liegen. Besonders mag ich die Formen des Schildfarnes (Polystichum setiferum), von dem es in der Victorianischen Zeit in England vor über hundert Jahren eine Menge Auslesen gab, aber nicht nur von diesem! Damals fand in Großbritannien eine regelrechte Farnorgie statt, von deren Sortenvielfalt leider kaum noch was übrigblieb. Trotzdem haben einige Sorten die Zeiten überdauert. Eine ganz markante Sorte ist der Moos-Schildfarn (Polystichum setiferum ‘Plumosum Densum‘), bei welchem die Wedelchen stark zerteilt sind und dachziegelartig übereinander liegen. Alte Exemplare sind eine absolute Augenweide, noch dazu kannst du dich jahrelang an ihnen erfreuen, so ausdauernd sind sie! Ich schätze vor allem auch die wintergrüne Eigenschaft dieser Schildfarne!
Auf einen Punkt aber möchte ich dich aufmerksam machen. Diese Farnbesonderheiten können ausschließlich auf vegetativem Wege erhalten werden, also durch unergiebige Teilung älterer Farne oder über deren Brutknospen, die sich in den Achseln der Wedelchen an der Mittelrippe im Herbst bilden. Dies ist eine langwierige und nicht immer ganz einfache Methode, welche allerdings Sortenreinheit garantiert. Neuerdings werden gewisse Sorten auch über Sporenaussaat vermehrt, die Nachkommenschaft ist aber uneinheitlich und längst nicht dasselbe, was du hier im Bild siehst.
Ganz allgemein gehören Farne zur Patina deines Gartens, wenn du ihnen den Platz zugestehst, welcher ihnen gebührt und wo sie zur Geltung kommen. Humoser, lockerer Boden in halbschattiger Lage, welcher nie ganz austrocknet. Und vergiss nicht, auch Farne mögen Kompost oder Lauberde, wollen gut ernährt sein.
Der Versand deiner Stauden erfolgt so lange es das Wetter zulässt, also bis zum Eintritt von Dauerfrost. Denke daran, dass die im Herbst gepflanzten Stauden den im Frühjahr gepflanzten einen Sprung voraus sind. Früher war der Herbst Hauptpflanzzeit! Dies hat sich deswegen geändert, weil Gartencenter und Baumärkte im Herbst den Räumungsverkauf bevorzugen. Umgekehrt ist es bei den Staudengärtnern, welche gerade im Herbst das größte Angebot vorweisen!
Dies war es auch schon wieder! Vergiss nicht, den Herbst zu genießen, denn er zählt inzwischen auch für mich zur schönsten Zeit im Jahr, wenn man sie für sich zulässt und das Vergehen akzeptiert, auf sich einwirken lässt, mit der Gewissheit, dass daraus neues Wachsen und Blühen entsteht!
In diesem Sinne alles Gute!
Dein Staudengärtner Sarastro