Newsletter XII/2022 (Vorträge und Freilandfuchsien)
Liebe Pamina, hallo Papageno!
Die Saison nähert sich ihrem Ende, trotzdem befindet sich der Winter offenbar in weiter Ferne, bei uns ist es im Schaugarten noch regelrecht grün, als befänden wir uns an den Gestaden des Mittelmeeres. Bisher erst zweimal einen leichten Bodenfrost! ‘Mei Kyo‘ und ‘Herbstbrokat‘ blühen in diesen Tagen als die letzten Chrysanthemenblüten ab, zwischen den vergilbenden Funkien einige Fuchsienblüten, die anscheinend durch die viel zu milden Temperaturen das nahe Jahresende nicht akzeptieren wollen. Und einige deiner Freunde bestellen immer noch fleißig, als befänden wir uns mitten im Lenz, während hier vor Ort schon länger „die Luft draußen“ ist.
Ja, die Fuchsien hatten es mir mit einem Male angetan. Nicht die Balkon- und Kübelpflanzenfuchsien, von denen noch zwei Uraltexemplare von meiner Oma rumstehen, sondern die winterharten Fuchsien. Und von denen gibt es wesentlich mehr Sorten, als wir allgemein annehmen. Was mich immer stark wunderte, war die Tatsache, dass winterharte Fuchsien in einer nennenswerten Auswahl lediglich in speziellen Fuchsiengärtnereien zu bekommen waren, keinesfalls aber in den Sortimenten klassischer Staudengärtnereien, geschweige denn in Baumschulen! Hier wie dort fand man höchstens Fuchsia magellanica ‘Gracilis‘ und vielleicht noch ein, zwei andere Sorten. Also fing ich vor drei Jahren an zu sammeln, ich bekam Stecklinge von mir befreundeten Liebhabern, ein Fuchsienverein aus Oberbayern half mir ebenfalls auf die Sprünge, und ruckzuck hatte ich 30 Sorten beieinander. Und das war gut so, mehr sollten es nicht werden, nur ein netter Querschnitt. Was aber zeichnet winterharte Fuchsien aus? Ganz besonders ihr reicher, überaus langanhaltender Flor, vor allem im Sommer und Herbst!
Winterharte Fuchsien stammen aus dem südlichsten Südamerika, genauer gesagt aus Patagonien und den angrenzenden, nördlichen Gebieten. Grundvoraussetzung für ein gutes Gedeihen in deinem Garten ist ein kühler, halbschattiger Standort in gutem, tiefgründigem Boden, welcher nicht allzu kalkhaltig sein sollte. Manche Liebhaber behaupten zwar, sie würden in der vollen Sonne wesentlich reicher blühen und zu kompakteren Exemplaren heranwachsen, was zwar sein mag, aber auf Dauer ist ihnen ein beschatteter, luftfeuchter Gehölzrand zuträglicher, sofern es sich um tiefwurzelnde Gehölze handelt. Noch idealer wäre allerdings ein Plätzchen in der Nähe eines Gewässers, denn Luftfeuchtigkeit lieben sie über alles. Auch schätzen sie eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit.
Wenn du schon mal durch Irland oder Schottland gereist bist, sind dir sicherlich die verwilderten, beeindruckenden Bestände noch in Erinnerung. Auch in Neuseeland kann man sie allen Ortes auf der Südinsel bewundern. Da wie dort zählen sie zu den Neophyten, diese Gefahr droht ihnen bei uns keinesfalls. Einige Arten und Sorten erreichen teilweise über zwei Meter, auch Kunden aus dem Bayrischen Wald erzählten mir von solch stolzen Exemplaren in ihren Gärten.
Wenn von winterharten Fuchsien die Rede ist, kommt unweigerlich die Frage des Rückschnittes. Wann ist hier der richtige Zeitpunkt gegeben und wie weit sollten sie zurückgeschnitten werden? Ich plädiere für den Rückschnitt im Frühjahr, denn du siehst dann, wo sich die frischen Austriebe befinden und schneidest sie ähnlich einer Blauraute oder wie deine Bartblume. Dieser Rückschnitt ist wohl sinnvoll, aber wesentlich wichtiger ist eine Laubschüttung, die gegen strengere Fröste im Wurzelbereich vorbeugt. Dieser Schutz gilt besonders dann, wenn Freilandfuchsien in der zweiten Jahreshälfte gepflanzt werden.
Wichtig ist außerdem, dass du deine Fuchsien-Neuerwerbungen mindestens 10 cm tiefer in die Erde bringst, damit sie sich von Beginn an gut verzweigen.
Die meisten Gartenfuchsien sind Fuchsia magellanica-Abkömmlinge oder Hybriden mit ihr.
Leider sind in der Vergangenheit immer wieder zwei Sorten miteinander vertauscht worden, man bekam für Fuchsia magellanica ‘Riccartonii‘ obige, verbreitete Sorte. Die echte ‘Riccartonii‘ besitzt eine runde, tiefviolette Corolle und nach oben gedrehte, rote Sepalen, wie du hier erkennen kannst:
Leider sind in der Vergangenheit immer wieder zwei Sorten miteinander vertauscht worden, man bekam für Fuchsia magellanica ‘Riccartonii‘ obige, verbreitete Sorte. Die echte ‘Riccartonii‘ besitzt eine runde, tiefviolette Corolle und nach oben gedrehte, rote Sepalen, wie du hier erkennen kannst:
Auch allerlei buntlaubige Sorten sind verbreitet worden. Vielleicht gehörst du ja zu jenen Liebhabern, welche panaschierten Pflanzen hinterherstellen? Die Anzahl dieser „Verrückten“ ist ja zum Glück am Zunehmen, nachdem ich früher bitter erfahren musste, dass sich bis auf wenige Ausnahmen kein Mensch für buntblättrige Pflanzen interessierte. Gerade mal Funkien waren akzeptiert, ganz anders in Japan oder den USA! Dort erfreuen sich panaschierte Pflanzen jeglicher Art großer Beliebtheit.
Du und die meisten unserer Staudenfan- und Kundengemeinde waren begeistert, der Verkauf gestaltete sich mehr als zufriedenstellend! Der absolute Star unter den Fuchsiensorten ist übrigens Fuchsia magellanica ‘Arauco‘ mit ihrer tollen Farbkombination!
Eine kuriose Fuchsie, welche durch ihren mattenförmigen Wuchs und der eigentümlichen Blüten aus dem Rahmen fällt, stammt ursprünglich aus Neuseeland Sie eignet sich zwar nur für milde Lagen, kann aber ohne Weiteres auch als Deckpflanzung zu Kübelpflanzen dienen. Die reizenden Blütchen stehen nach oben und erscheinen über einen langen Zeitraum.
Ich könnte dir jetzt eine nach der anderen Sorte regelrecht herunterleiern, hierzu empfehle ich dir jedoch unseren viel ausführlicheren Webshop unter www.sarastro-stauden.com , da ist zugleich deren Verfügbarkeit dokumentiert. Die Bilder werden in der kommenden Zeit entweder durch bessere ersetzt oder Neuaufnahmen überhaupt mit Bildern versehen, dies gilt im Übrigen für das gesamte Sortiment.
Im kommenden Frühjahr warten eine große Menge an Staudenneuheiten auf dich! Ich sagte zu meinen Leuten, dass jetzt mit Neuheiten für einige Zeit Schluss sein muss, denn man muss dies ja auch alles sichten, vermehren und bewältigen können. Einzige Ausnahme sind Phlox und Buschwindröschen, wo wir stets um Neuheiten bestrebt sind. Von letzteren besitzen wir schon jetzt wahrscheinlich das größte, gärtnerisch kultivierte Sortiment überhaupt.
Einige Gedanken über Vorträge!
Wie du sicher weißt, halte ich Präsentationen und Vorträge aller Art grundsätzlich sehr gerne und dies schon seit langen Jahren. Mir ist hierzu auch nie die Lust abhandengekommen, diese Art einer „Begärtnerung der Menschenseele“ nachzukommen! Ich habe mal über den Daumen grob zusammengerechnet und bin auf die Zahl 700 gekommen, eigentlich vollkommen unwichtig, denn ein Lehrer hält im Prinzip jeden Tag Vorträge, ein Staudengärtner nur zwischen Oktober und März. Insofern waren das Pagelssymposium in Papenburg und der Keynote-Speaker-Vortrag in Litauen in diesem Sommer eine große Ausnahme, denn im Sommer bin ich mit den Gedanken in der Gärtnerei.
Bei mir steigt die Spannung vor jedem Vortrag schon bei der Hinfahrt und ich frage mich stets, wie wird es mir wohl dieses Mal ergehen? Ein Fünkchen Nervosität sollte stets mit im Spiel sein, das zumindest behaupten selbst berühmte Schauspieler, denn so ausgekocht will ich gar nicht sein, sonst kommt auf einmal eine Art Negativroutine rüber, die in Kaltschnäuzigkeit mündet und man erreicht das Gegenteil. Meinen allerersten Vortrag hielt ich übrigens 1983 bei der Stuttgarter Fachgruppe für alpine Pflanzen, die damals Manfred Wagner leitete. Das Thema lautete „Der Thessalische Olymp und seine Pflanzen“. Ich war zwei Wochen vor dem Vortragstermin derart nervös, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte!
Ein guter Vortrag fällt und steht auch mit dem Publikum, das man so vor sich hat. Junggärtner, Studenten oder Meisteranwärter bekommen von mir eine gänzlich andere „Kost“ präsentiert als Freizeitgärtner aus einem Obst- und Gartenbauverein oder versierte Staudenliebhaber aus einer GdS-Regionalgruppe. Dies äußert sich nicht nur in der Quantität der Bilder, sondern auch im fachlichen Tiefgang der dazugehörigen Wissensvermittlung. Man hat das Programm und den Inhalt stets nach den jeweiligen Zuhörern zu richten und niemals umgekehrt! Deswegen versuche ich nach Möglichkeit schon vorher, durch Gespräche, Telefonate oder Schriftverkehr zu sondieren, wie und wo das Interesse liegt, wohin die Reise gehen soll.
Und hat man dann am Tag X ein positives Gefühl, dann läuft der Vortrag wie von selbst, man reißt sein Publikum regelrecht mit, unter Umständen kann man dann auch ans Eingemachte gehen, das heißt, tiefer als notwendig in die Materie eindringen oder etwas mehr über den glückseligen Garten philosophieren. Es ist wie mit dem Artikelschreiben. Ist man in einer überschwänglichen Hochstimmung, so sprudeln die Gedanken nur noch so, an anderen Tagen quält man sich dahin.
Bleibt die spannende Frage, wie lange kann ich den Zuhörern zeitlich gesehen einen Vortrag zumuten? Eine Stunde sollte schon das Minimum sein, anderthalb Stunden das absolute Maximum. 80 Bilder das Minimum, 140 Bilder sind schon grenzwertig. Ein Zulange zerstört den besten Vortrag, andererseits darf man bei einer interessierten Zuhörerschaft auch mal etwas weiter ausholen. Und vor allem liegt es an mir, ganz besonders auch an meiner Tagesverfassung, wie gut mein Vortrag ankommt oder wie weit man vom Thema ablenkt. War die vorausgegangene Herfahrt anstrengend oder ist man mit seinen Gedanken schon wieder bei der Gärtnerei? An guten Tagen fallen mir Tausend netter Dinge ein, die ich vermitteln möchte. Und ich versuche mit allen Mitteln, das Publikum vor mir zu begeistern und mitzureißen, es unmerklich einzubeziehen, zu verzaubern. Dies ist so wichtig und nichts leichter als über Stauden und Garten!
Es war damals in den 80er-Jahren gut und notwendig, dass ich zwei Rhetorikkurse besuchte. Sie gaben mir die nötige Basis, den Vorträgen eine sinngebende Struktur und der notwendige, rote Faden im Vortrag, das kam mit den Jahren dazu. Trotzdem ist man nur ein Mensch und es darf auch mal schlecht laufen.
Was mich bei manchen Präsentationen in der Vergangenheit immer wieder störte, seitdem jedenfalls digitalisierte Vorträge existieren, ist die nacheinander folgende Auflistung von sogenannten Moderatornotizen und Fakten, als wäre man in der Uni. Und diese meist kurzen Zeilen werden dann vom Vortragenden meistens wortwörtlich abgelesen, manchmal regelrecht heruntergeleiert, leider allzu oft mit nur wenigen, aber so notwendigen, persönlichen Erfahrungen und Ergänzungen. Wenn dann noch der ganze Saal ein Skipt zum gleichen Vortrag im Vorhinein bekommt und dann hörbar umblättert, wenn der Vortragende die nächste Folie aufzeigt, dann fragt man sich nach dem Sinn solcher Präsentationen, ich fühle mich nicht begeistert, sondern vergackeiert und regelrecht ferngesteuert! Moderner Frontalunterricht nach Feierabend könnte man dies boshaft bezeichnen! Bei Gartenthemen und Botanischen Reisen sind Vorträge solcherart vollkommen überflüssig, sie nehmen den Zuhörenden jegliche Fantasie und Träumerei!
Was mich bei meinen Vorträgen selten, aber gelegentlich ziemlich nervt? Gibt es das überhaupt? Ja, zum Beispiel eine nicht funktionierende oder mangelhafte Technik. Hier keine Übereinstimmung des Beamers oder Laptops mit dem USB-Stick, ewiges Herumhantieren, ein Pulk von Leuten und jeder weiß es besser! Andernorts ist keinerlei Fernbedienung vorhanden oder öfters eine im Verhältnis zur Saalgröße lächerlich kleine Leinwand, oder gar ein Beamer aus dem Jahre Schnee, dessen Farbwiedergabe schlechter ist als jene Bilder aus Büchern, die früher in den Anfangszeiten der DDR gedruckt wurden. Aber zum Glück sind diese Ausrutscher selten geworden und: es gibt bekanntlich Schlimmeres! Und es nervt mich vor allem deshalb, weil gerade ich bei Technik wenig Geduld aufbringe. Diese hat quasi zu funktionieren und punkt!
Auch Tellergeklapper, umfallende Flaschen, persönliches Getuschel, sowie Sesselrutschen während des Vortrages bringen mich keinesfalls aus der Fassung, stört aber als Zuhörer ungemein. Vielleicht sehe ich dies alles zu eng, denn die Leute haben ja Feierabend und im Saal sind nun mal Menschen unterschiedlichen Temperamentes, man muss sich ja nur selbst an der Nase nehmen! Nebenbei ist mir trotzdem ein unruhiger oder kritischer Haufen weit lieber als ein Verein, der den Vortrag hauptsächlich als interne Pflichterfüllung stoisch absitzt und das Gesehenwerden als vordergründig betrachtet, wo Teilnehmerzahlen statistisch eine wichtigere Rolle spielen. Man macht diesbezüglich so seine Erfahrungen und sollte sich lieber Gedanken darüber machen, warum mit wenigen Ausnahmen die Anwesenden im Alter von 55 + sind und kaum interessierte Jüngere nachrücken! Denn es gäbe einige gute Beispiele, wo dafür Sorge getragen wird, dass es auch anders geht, im Übrigen braucht man sich nur an Gartentagen umsehen. Es wird immer deutlicher unsere vorrangigste Aufgabe sein, jüngere, motivierte Menschen für das Thema Garten und Pflanzen zu begeistern und zum Mitmachen zu animieren! Hier im Ort ist bei Jugendlichen die Feuerwehr, die Musik, der Judoverein, der Fotoklub in aller Munde, die haben keinerlei Nachwuchsprobleme! Was mich dennoch schmerzt, ist die Tatsache, dass bei außertourlichen Pflanzenvorträgen kaum junge Leute aus dem Berufsstand zu sehen sind, an Gartentagen aber sehr wohl! So, das war es auch schon von meiner Seite, ich höre schon auf!
In den vergangenen, beiden Jahren verließen um den 15. Dezember die letzten Pakete die Gärtnerei. Die meisten deiner Bestellungen reihen wir kommenden Monat wunschgemäß schon für das Frühjahr ein. Je nach Witterung starten wir Mitte März mit dem Versand.
Momentan bin ich wieder inmitten an meiner alljährlichen Mega-Arbeit der kühlen Jahreszeit, nämlich am Webshop. Das bedeutet Neuheiten aufnehmen, alte, unrentable Posten löschen, neu Texten und Umformulieren der einzelnen Positionen. Ich bin ja ein Anhänger von „in der Kürze liegt die Würze“, bei den Pflanzenbeschreibungen keine langen „Liebesromane“ schreiben, sondern treffend, kurz und prägnant, so dass sich jeder auskennt. Mit den Neuaufnahmen und Kürzungen möchte ich bis in einer Woche fertig sein, damit alles fertig überarbeitet ist und du in Ruhe für das Frühjahr bestellen kannst.
Eine wichtige Neuerung habe ich mir dennoch einfallen lassen: es wird demnächst bei den einzelnen Staudenarten ein extra Feld angebracht, in dem Benachbarungsvorschläge einfließen. So fällt es dir etwas leichter, mit ein paar Beispielen neue Kombinationsmöglichkeiten von Stauden zu entdecken.
Und leider werden auch wir ein klein wenig an der Preisschraube drehen müssen. Ja, auch bei uns macht die Teuerung nicht halt, wenngleich ich das Gefühl habe, dass dies so manche Zeitgenossen schon wieder schamlos ausnutzen! Da wir aber in den vergangenen zwei Jahren die Preise nicht erhöht hatten, müssen wir es jetzt tun, aber auf eine moderate Art und Weise, eher indexangepasst. Ich denke, es wird dir kaum auffallen, wir freuen uns jedenfalls, dich auch weiterhin mit unseren Stauden beglücken zu dürfen!
Weihnachten naht mit Riesenschritten. Ich kann dir ein Angebot machen, dass du deinen Lieben einen Gutschein über Pflanzen bei mir bestellst, die Höhe nach deiner Wahl (minus 10 % Weihnachtsrabatt!), gültig zwischen 2. Dezember und 20. Dezember. Ich freue mich schon sehr, dir den Gutschein ausstellen zu dürfen!
Weihnachten bekommst du ja wieder eine Art Extrarundbrief. Und wir bleiben in Kontakt und gönnen uns die Winterruhe!
Dein Staudengärtner Sarastro