Newsletter IX/2014 (Althaea cannabina, Gärten in Niederbayern)

Liebe Pamina, hallo Papageno!

Von richtigem Sommer seit Wochen keine Spur, zumindest hier bei uns nicht. Das regnerische Wetter lässt unsere Stauden nach wie vor prächtig gedeihen, man könnte quasi rund um die Uhr pflanzen. So ähnlich geht es wohl im maritimen Klima Englands zu. Aber auch dort zeigte das das Wetter in den letzten Jahren Kapriolen der anderen Seite!

Verschwenderisches Wachstum und Blütenfülle zeigte sich an vielerlei Gartenecken. Unsere Hainbuchenhecke musste ich dieses Jahr schon zwei Mal schneiden, die davor stehenden Strauchmalven (Althaea cannabina) allerdings ebenfalls, damit die Besucher die dahinter liegenden Schätze überhaupt wahrnehmen konnten. Richtig schwindlig wird mir allein von der vielen Schneiderei! Denn in der Gärtnerei steht nicht nur diese eine Hecke, sondern drei vollkommen unterschiedlich lange, die zu verschiedenen Zeiten gekappt werden wollen, damit du bei deinem Besuch nicht denkst, die Gärtnerei verlottert zusehends und wir kämen zu gar nichts mehr.

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Zwei Schwertliliengruppen möchte ich dir bei dieser Gelegenheit nicht vorenthalten, die mir sehr am Herzen liegen, weil sie beide in ihrer Art sehr gartenwürdig sind, aber vollkommen unterschiedliche Gartenwünsche verlangen.

Die gesamte Sortengruppe der Iris spuria sind äußerst wertvoll und dauerhaft, und zwar nicht nur in ihrer auffälligen Blüte im Juli! Ihrem ornamentalen und straffem Wuchs solltest du Rechnung tragen, denn sie können dir mit ihrem schwertförmigen Blättern auf Augenhöhe begegnen. Ein guter, lehmiger Gartenboden in voller Sonne behagt ihnen sehr. Es gibt eine Menge feinster Gartenzüchtungen in unterschiedlichsten Coleuren und Herkünften. Sie stammen aus Australien, Neuseeland und den USA. Vor langen Jahren hatte ich mich mit der Vermehrung dieser Hybriden intensiv beschäftigt und damals festgestellt, dass die beste Pflanzzeit der Herbst ist! Durch ihre auffälligen Blüten, ihre dekorativen Blätter, welche bis in den Herbst hinein makellos dunkelgrün erscheinen, stellen sie für mich eine große Bereicherung für jedes Staudenbeet dar. Auch wir werden uns in Zukunft wieder verstärkt mit dieser Irisgruppe auseinandersetzen. Im Webshop erscheinen sie im Laufe der kommenden Wochen, wenn wir sie vermehrt und getopft haben.

Gänzlich andere Standortansprüche hingegen besitzen die Hybriden der Regeliocyclus-Iris. Sie entstanden aus einer Kreuzung der sehr heiklen, orientalischen Oncocyclus-Iris mit diversen Bartiris. Sie gelten als ausgesprochene Diven unter den Schwertlilien, da ihre Ansprüche nicht so leicht zu erfüllen sind, immerhin sind sie wesentlich einfacher zu handhaben als ihre richtigen Schwestern aus der Osttürkei und dem Iran, wo sie im Gebirge an sonnendurchglühten, steinigen Hängen zu finden sind. Wurden hier doch traumhafte Schönheiten gezüchtet, deren Blüten nur dann erscheinen, wenn du sie an einer geschützten Hausmauer in lehmig-sandigem Boden pflanzst, der in den Sommermonaten austrocknet. Hier ist jedoch die Frühjahrspflanzung von großem Vorteil! Mit ihren Rhizomen bilden sie bald dichte Horste, welche schon nach einigen Jahren unbedingt verjüngt werden wollen. Wenn du diesen Schwertlilien all jene Bedingungen erfüllst, dann bin ich mir ganz sicher, dass auch in deinem Garten diese Blütenwunder gut gedeihen. Diese feinen Adern, der auffällige Onco-Fleck in den riesigen Blüten gehören zu den auffälligsten Schönheiten im gesamten Staudenreich!

Zusammen mit meinen Angestellten machte ich vor zwei Wochen einen Ausflug in einige nahegelegene niederbayrische Gärten. Man kann nicht immer im eigenen Saft schmoren, liegt oft das Sehenswerte doch so nah! Im Garten von Gerlinde Halwax waren wir an einem sonnigen Sonntagmorgen verabredet und wollten anschließend der diesjährigen Landesgartenschau in Deggendorf einen Besuch abstatten. Wir wurden von Gerlinde und ihrem Mann überaus nett empfangen! Jedoch wurde aus einem kurzen Gartenbesuch eines einzelnen Gartens ein längerer. Denn gleich drei Gärten waren es, denn man reichte uns regelrecht weiter! Und es lohnte sich sehr, denn diese Privatrefugien waren so unterschiedlich, wie sie verschieden gar nicht sein können! In Gerlindes Garten entdeckte ich neben vielen, wunderschönen, individuell ausgearbeiteten Steinarbeiten und lauschigen Sitzplätzchen eine staudige Clematis mit panaschierten Blättern, die es ganz gewiss noch in keinem Sortiment gibt!

Im Garten von Elis kam dann so richtig ein artenreicher Hausgarten inmitten dörflicher Idylle zum Ausdruck, eine Vielfalt ohnegleichen. Farblich wurden gekonnte Akzente gesetzt, wobei allerdings ihre riesigen Tomaten den allergrößten Eindruck hinterließen!

Der dritte Garten erweckte zumindest auf mich den krönenden Höhepunkt dieser Gartenbesichtigungen, eine geradezu perfekte Harmonie und Einheit von gewachsenem Garten und liebevoll restauriertem Anwesen, zeitgemäß wie zeitlos. Danke nochmals an alle Gartenbesitzer, dass sie uns so bereitwillig empfingen!

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Du kennst inzwischen sicher das Buch „Blackbox Gardening“, geschrieben von Jonas Reif und mir. Auf der Landesgartenschau in Deggendorf konnten wir vor Ort eine derartige Initialpflanzung erleben, wo ein Bahnkörper einer Regionalbahn die Landesgartenschau durchkreuzte. Zu einem richtigen „Blackbox-Gardening“ wird es wohl in Deggendorf nie kommen, denn sobald sich die eingepflanzten Stauden über Samen verbreiten und kenntnisreiche, pflegend eingreifende Gärtner mit Wegzupfen oder Umpflanzen der Pflanzung Gestalt einhauchen, wird dieser gut gemeinte Anfang sicher wieder platt gemacht oder verwildert unkontrolliert. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren! „Blackbox-Gardening“ tun bekanntlich wir alle, die mit der Natur arbeiten, indem du deine Fingerhüte dort stehen lässt, wo sie dir gefallen, wie hier in Hallstatt entlang einer Hauswand.

„Blackbox-Gardening“ heißt aber nicht nur auf Kiesflächen oder mit Hochstauden arbeiten. Gewähren lassen, was gefällt, dies gilt auch auf allerkleinstem Raume. Vor etwa 3-4 Jahren brachen einige Ziegel aus einer unserer Mauern durch Frosteinwirkung heraus. Sofort kam mir die Idee, diese unschönen Löcher mit Hauswurzen zuzustopfen. Einige Rosetten genügten, das eingewachsene Resultat nach einigen Jahren kannst du gleich hier unten erkennen. Besonders reizvoll sehen Spinnwebhauswurz-Sorten (Sempervivum arachnoideum), kombiniert mit größerrosettigen, roten Sorten wie ‘El Toro‘ oder andere. Ein Zuviel darf herunterfallen und weiterwachsen, oder du kannst die Ableger in die nächste Ritze pflanzen.

Und dann entdeckte ich wenig später im Salzkammergut im altehrwürdigen Hallstatt eine zauberhafte Mauer, die dem so modern klingenden Blackbox-Begriff alle Ehre gereicht und dies wahrscheinlich schon Jahrzehntelang! Inmitten der zahlreichen Hanggärtchen dieses wohl einmaligen Weltkulturerbes fand ich auf einmal diese wackelig erscheinende Stützmauer, die von allerlei Fetthennen, Farnen und ähnlich dürftigem patinagleich überwachsen war. Besser kann man es nicht machen, ich war restlos begeistert! Und nicht nur ich, denn einige der vielen Besucher aus China und Japan machten sich gleichfalls Bilder knipsend über diese Mauer her. Eine Art Chinesische Mauer in Hallstatt? Oder ganz einfach Natur pur, aber nicht nach allen Regeln der Kunst kopiert, sondern in trauter Einheit wildnishaft gezäumt.

In unserer Gärtnerei wird immer noch fleißig getopft und vermehrt. Und jede Staude bekommt ein neues Quartieretikett, auf dem nun auch der deutsche Name vermerkt ist. Denn es mokierten sich in der Vergangenheit einige deiner Freunde zu Recht darüber, dass bei uns auf den Etiketten ausschließlich der botanische Name zu finden war. Und nun kannst du endlich auch Blütenfarbe und Höhenangaben darauf nachlesen, nicht nur in unserem Webshop.

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Endlich wurde die Hecke geschnitten, du kannst es auf dem Querbild gleich unten erkennen! Und gleich präsentierte sich unser Kiesgarten am Eingang wesentlich konturenreicher, zumindest auf seiner Westseite. Gegen Osten hin hat dieses Jahr mein Grundstücksnachbar eine Photovoltaik-Anlage errichtet. Auch wenn die Gärtnerei von der Harter Bezirksstraße nun nicht mehr so einsichtig ist wie früher, sind wir doch froh darüber, dass wir keine Asphaltschredderanlage als Nachbarn bekamen.

Apropos Ost und West, womit wir bei den Himmelsrichtungen angelangt wären. Eines meiner Reizthemen! Ich höre von vielen deiner Freunde, dass unsere Gärtnerei offenbar so schwer zu finden sei. Dabei kenne ich durchaus einige Staudengärtner, die noch wesentlich versteckter liegen, sprichwörtlich in der Pampas! Wenn ich dabei nur an meine vielen Reisen kreuz und quer durch England denke, wie lange wir oft nach einer Gärtnerei gesucht haben! Hier bei uns kannst du immerhin zwei Firmenschilder vorfinden, eines direkt am Kreisverkehr unterhalb der Autobahnabfahrt und das andere, wesentlich größere gleich an der Gärtnerei-Zufahrt.

Und falls du wirklich nicht ohne Navi zu uns findest, bitte halte dich an die Koordinaten, die du bei uns auf der Website unter „Anfahrt“ findest und eingeben kannst. Oder orientiere dich eben an jener großen Photovoltaik-Anlage, die zusammen mit der Gärtnerei schon von der Autobahnabfahrt weithin zu sehen ist. Ansonsten landest du nämlich mitten in Ort/Innkreis und suchst uns dort vergeblich. Zwar reden die Leute auch hier österreichischen Dialekt, wenngleich das Innviertlerisch nicht immer für jeden deiner Freunde auf Anhieb verständlich ist!

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Es wird endlich Zeit, dir einmal meine derzeitige Truppe vorzustellen. Ohne diese Mitarbeiter hätten wir es nie geschafft, Jahr für Jahr alle Kulturen zeitgerecht zu vermehren und unser jetziges Niveau zu erreichen. Links im Bild Sebastian Ehrl, er nimmt sich deiner an, wenn du zu uns kommst und unterstützt mich in vielen anderen Belangen. Dahinter Angela Doblhammer, sie ist für die Vermehrung und Pflege der Stauden zuständig. Daneben steht Anna im Blumenhemd, eine weitere Seele des Betriebes. Sie kümmert sich aufopfernd um die Schauanlagen und berät dich auch schon mal mit einfühlsamen Sachverstand, wenn du Gartenärger hast. Rechts hinten siehst du Margit Gebhartl. Sie sorgt mit großer Sorgfalt, dass die Pakete mit Umsicht verpackt werden. Davor unsere Vermehrungschefin Gerlinde Siegetsleitner, deren Stecklingsauge äußerst wachsam ist! Und ich bringe mich als Mädchen für alles überall dort ein, wo Not am Mann ist, kümmere mich um den Webshop, stelle Bestellungen zusammen, berate Kunden, fahre zu Gartentagen, usw. Und so ganz nebenbei schreibe ich dir diesen monatlichen Rundbrief!

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Im September sind wir auswärts an der Illertissener Gartenlust und bei „Faszination Garten“ im fränkischen Weingartsgreuth anzutreffen. Näheres findest du unter „Veranstaltungen“ auf unserer Website.

Wollte dir nur noch schnell mitteilen, dass unser Versand ab dem 7. September anläuft und je nach Wetter bis tief in den Herbst andauern wird. Orientiere dich am besten an der Startseite unserer Website. Dort kannst du alles Wissenswerte kurz und knapp erfahren. Unterschätze den Herbst nicht, denn die in dieser Jahreszeit gepflanzten Stauden sind den im kommenden Frühjahr gesetzten einen Sprung voraus!

Wünsche dir noch einen schönen Herbstbeginn und ruhige, vor allem besonnende Stunden in deinem Garten!

Dein Staudengärtner Sarastro

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