Newsletter VIII/2012 (Trachystemon, Lobelia, Ratibida)
Liebe Papagena, hallo Papageno!
Müll vermeiden ist eines unserer wichtigsten Anliegen. Wenn ich mir betrachte, was in einem 4-köpfigen Haushalt in einer kurzen Zeit von 3 Monaten anfällt, wird mir ganz anders. Dabei wäre es doch ganz einfach, wenn jeder seine Behältnisse mitbringt und sich vom Reis bis zu den Linsen alles abfüllen lässt, wie früher, ohne lästige Verpackung, die zumindest entsorgt werden muss. Aber die Verpackung ist der Werbeträger! Und wie sieht es hier in unserer Staudengärtnerei aus?
Sind unsere Töpfe denn Werbeträger? Nein, natürlich nicht, aber ohne Plastiktöpfe kann eine moderne Staudenkultur nicht mehr funktionieren. Alle Versuche mit recycelbaren Töpfen scheiterten in jüngster Vergangenheit entweder an höherem Energieaufwand und den damit höheren Kosten, vor allem aber an mangelnder Ästhetik. Das Auge isst schließlich mit und so können Töpfe sehr wohl Werbeträger sein, wenngleich es doch eher auf den Inhalt ankommt.
Also wieder Tontöpfe? Heutzutage funktioniert Gärtnerei nur mit einem gehörigen Schuss Nostalgie und viel altem Eisen und Rost, zurück zur Natur, möchte man schon beinahe sagen. Nach außen scheinbar in den 20er-Jahren stehen geblieben, nach innen hochmodern mit Webshop und allem Drumherum. Alutische und Buntbildetiketten haben wir ja schon immer verbannt, aber nun auch noch auf Tontöpfe umsteigen? Nein, bei aller Liebe zu verblichenen Zeiten – das wäre Rückschritt pur. Und außerdem zu teuer, zu unhandlich und du würdest dich zu Recht über deren Gewicht beschweren!
Du kannst bei deinem Besuch die leeren „Plastikg’schirrl“ selbstverständlich wieder mitbringen – auch ungewaschen! Denn in diesem Punkt begreift man die Welt nicht, wenn ein Kunststofftopf nach nur einmaliger Verwendung in den Müll wandert oder mit viel Energie über die Mülltrennung entsorgt und wieder aufbereitet wird. Bitte bringe aber nur solche Töpfe mit, welche du auch bei uns gekauft hast. Manche Kunden meinen es besonders gut und versorgen uns nämlich mit einer Prachtmischung unterschiedlichster Topfgrößen aller Baumärkte und Gartencenter von nah und fern. Abgesehen, dass wir Entsorgungskosten bezahlen müssen, können wir lediglich 9×9, 11×11 und 13×13-cm-Vierecktöpfe für unsere Stauden gebrauchen.
Apropos Sommerloch. Der August brachte uns hauptsächlich Topf- und Vermehrungsarbeiten. Und schon wieder bin ich bei den Töpfen! Du wirst dir sicher schon Gedanken gemacht haben, warum das Mannsschild (Androsace villosa) in einem kleinen 8×8-cm-Topf wächst und der Rittersporn (Delphinium-cultorum-Elatum ‘Morgentau‘) in einem 13-cm-Topf steckt, der eigentlich für die Pflanze ebenfalls zu klein ist. Ich versuche dir dies einmal zu erklären. Unser oberstes Ziel ist eine artgerechte Kultur, fast wie in der Tierwelt! Ist auch beinahe dasselbe Prinzip. Das Mannsschild fühlt sich nämlich erst in einem beengten Gefäß so richtig wohl und würde in einem zu großem Topf schlichtweg „absaufen“. Außerdem kannst du nach deinem Kauf diese alpine Staude in ihrem scheinbar kleinen Topf problemlos in deinem Steingarten oder Trog integrieren, ja sogar in Felsspalten mühelos ansiedeln. Den Rittersporn würde ich dir liebend gerne in einem 20-cm-Topf anbieten, doch zwingt mich unser Versand dazu, vielen Stauden den 11er- oder 13er-Topf zu verpassen, damit nicht unnötig die Verpackungs-und Versandkosten in die Höhe getrieben werden. Übrigens fing der Trend zu größeren Töpfen in der Schweiz an. Schon 1980 wurden dort viele Prachtstauden in großen Rundtöpfen kultiviert, die es erlaubten, die Stauden auch in den Sommermonaten blühend anzubieten. Wir Sarastro-Staudengärtner müssen hier leider einen Kompromiss fahren, aber wir kultivieren trotzdem immer mehr Stauden in größeren Töpfen, damit du auch vor Ort gute Qualitäten vorfindest.
Noch einmal zurück zur Müllvermeidung. Ohne Holzkisten und Pappkartons könnten wir tatsächlich keine einzige Staude verkaufen, auch wenn dankenswerterweise immer mehr von euch Kunden die Pflanzentransportgefäße selbst mitbringen. Unsere Papiertüten vom hiesigen Gartenbau-Bedarfsartikel-Großhandels funktionierte in der kurzen Zeit des Einsatzes ganz hervorragend. Alles sehr löblich, denn wir wollen in Zukunft ganz weg von den Plastiksackerln! In Italien wurden sie nämlich schon verboten, ein Gleichklang in der EU scheint wieder einmal in weite Ferne gerückt. Aber dieses Verbot kommt ganz sicher – irgendwann.
Doch nun genug der unlöblichen Dinge. Heute möchte ich dir zwei relativ unbekannte Schönheiten der Prärie vorstellen, die gerade auch mit trockenen Böden vorlieb nehmen. Ratibida pinnata steht in unserem Schaugarten an einigen Stellen und erfreut uns jedes Jahr über viele Wochen. Gerade dieses Nichtrudbeckiengelb fasziniert, mit den hängenden Blütenblättern besitzen wir außerdem eine seltene Blütenform.
Noch außergewöhnlicher in ihren Blüten ist jedoch Rudbeckia subtomentosa ‘Henry Eilers‘! Die einzelnen Zungenblüten besitzen löffelförmige Enden und erinnern hier an manche Allerheiligenchrysanthemen. Diese noch wenig verbreitete Sorte ist standfest und ebenfalls sehr außergewöhnlich. Du kannst die beiden an einen Zaun setzen oder in deinem Präriegarten unterbringen oder ganz einfach ins sonnige Staudenbeet setzen.
Eine weitere Gattung aus Nordamerika ist Pycnanthemum, die Amerikanische Bergminze. Mit diesen Insektenmagneten lassen sich mühelos viele Lücken im Staudenbeet füllen. Wir haben fünf unterschiedliche Arten in Kultur. Alle blühen über Wochen und Monate, locken unheimlich viele Insekten an. Je trockener Pycnanthemum stehen, um so standfester und formschöner sind sie. Im hiesigen Kiesgarten wurde Pycnanthemum mit dem dauerblühenden Seifenkraut (Saponaria sicula var. intermedia), Perlkörbchen (Anaphalis triplinervis) und der Bergaster (Aster amellus ‘Veilchenkönigin) vereint.
Als Staudenliebhaber wirst du schon bald erkannt haben, dass sich bei manchen Pflanzen die Blütenschönheiten erst bei näherer Betrachtung offenbaren. Dies gilt vor allem für so manchen Vertreter der Boretschgewächse (Boraginaceae). Ein solcher ist Trachystemon orientale, der Rauling. Seine Blütenrispen erscheinen bald im Frühling, noch vor dem Austrieb der herzförmigen, sehr rauen Blätter, die später ganze Flächen einnehmen. Ein guter Bodendecker also, besonders unter Buchen und Eichen, wo nur noch wenig gedeiht. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Kaukasus bis nach Afghanistan, seit jeher eines meiner Reise-Traumländer! Ob sich dieser Wunsch wohl jemals ausgehen wird?
In letzter Zeit fielen mir einige der farblich sehr dominanten Lobelien auf. Diese wirst du in einem Staudenbeet nur schwer integrieren können, weil dir vielleicht ihre Farben zu aufdringlich erscheinen. Sie finden bei den Kunden trotzdem großen Gefallen. Probiere es einmal aus, vielleicht gelingt dir eine nette Kombination! Einige dieser Lobelien-Sorten wurden in Kanada und den USA selektiert. Sie gelten in ihren Heimatländern als ausreichend winterhart. Sicherheitshalber sollten sie trotzdem abgedeckt werden, besonders dann, wenn Barfrost ins Haus steht. Ich konnte sie bei einem kürzlichen Besuch im sagenhaft beeindruckenden Pfarrgarten in Saxdorf in der Unterlausitz bewundern. Die beiden Gartenkünstler hatten im letzten Februar immerhin unter -20 Grad zu beklagen! Und noch etwas. Pflanze diese exotisch wirkenden Schönheiten nicht zu trocken! Neben der Verwendung im Beet sind diese neuartigen Lobelien auch in den verschiedensten Pflanzgefäßen ein wahrer Blickfang und bieten uns effektvolle Pflanzenbilder.
Lobelia ‘Russian Princess’ war meine erste Sorte. Sie besitzt fast schwarze, glänzende Blätter, was den Pflanzen zusätzlichen Reiz verschafft. Rechts daneben siehst du Lobelia ‘Hadspen Purple‘, die die stattliche Höhe von 150 cm erreichen kann.
Besitzest du eigentlich staudig wachsende Waldreben (Clematis) in deinem Garten? Davon sind leider nur sehr wenige in Kultur, sie sind immer noch zu unbekannt, da man mit Clematis die Kletterer verbindet. Dabei gelten sie als sehr anspruchslos und robust. Einige von ihnen mauserten sich zu großflächigen Bodendeckern, während andere zu den Gustostückchen allerersten Ranges zählen. Diesen bleibt natürlich ein Plätzchen zwischen Funkien, Lerchensporn und anderen Schattenraritäten vorbehalten, wo sie im Spätsommer ihre Blüten entfalten. Einer der niedrigsten Sorten ist gleichzeitig eine der dunkelblütigsten.
Clematis x tubulosa ‘China Purple‘ blüht von August bis Anfang Oktober und vergeht danach mit einem warmen Gelbton ihrer Blätter. Gestehe ihr 2-3 Jahre Entwicklungszeit zu, denn dies benötigt diese Staudenclematis, um zu schönen Exemplaren heranzuwachsen.
Seit zwei Jahren haben wir begonnen, dir im Herbst in der Gärtnerei ein exquisites Zwiebelpflanzensortiment anzubieten. Dies fand überraschend großen Anklang, was uns natürlich sehr freut! Die Zwiebelchen wurden vorab abgepackt und entsprechend mit den richtigen Etiketten versehen. Ab 15. September kannst du bei uns wieder nach Zwiebelpflanzen schmökern! Inzwischen wirst du ein breiteres Sortiment wie in den letzten Jahren vorfinden. Narzissen, Wildtulpen, Crocus und vieles darüber hinaus….
Ein Schmunzeln wird uns immer entlockt, wenn das private Auto zum Pflanzentransporter umfunkioniert wird. Die Pflanzenliebe scheint so weit zu gedeihen, dass selbst unter den Füßen noch Raum für Pflanzen gefunden wird. Manch potentieller Liebhaber unternimmt regelrechte Pflanzenjagden und fängt in Dänemark an und hört bei uns auf….
Ab dem 15. September beginnen wir wieder mit unserem Staudenversand. Du wirst sicher schon ungeduldig auf deine vorbestellten Pflanzen warten. Aber gemach, gemach! Im September beginnt eine Pflanzzeit, die dem Frühjahr ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen ist! Der September ist nämlich unser zweiter Frühling, deine Stauden wurzeln im noch warmen Boden wunderbar ein und gehen dann in die Winterruhe. Du kannst dir mit dem Bestellen bis Ende Oktober Zeit lassen, denn selbst im November ist es noch nicht zu spät. Wichtig bei deiner Herbstpflanzung ist, dass du ja nicht zu flach pflanzst, da sonst die Gefahr des Hochfrierens bei Barfrost besteht. Stipa, Yucca, winterharte Kakteen, Kniphofia, empfindliche hochalpine Stauden gelten als tabu für eine Herbstpflanzung. Hier in der Gärtnerei findest du inzwischen das Allermeiste frisch vermehrt und beim Asternsortiment warten jede Menge Besonderheiten auf ihre Verwendung im Garten.
Auf welchen Veranstaltungen sind wir in diesem Herbst vertreten? Zunächst sind wir am 10. Und 11. September in Illertissen, wie gewohnt an der dortigen Gartenlust. Und unsere letzte Veranstaltung findet traditionell im fränkischen Weingartsgreuth am 29. und 30. September statt. Diese Gartentage liebe ich ganz besonders, weil die schönen Herbsttage uns ein letztes Stelldichein mit Freunden und Kollegen im Jahreszyklus verspricht.
Auf ein Wiedersehen, wünsche dir einen sonnigen Herbst und bis bald einmal!
Dein Sarastro