Newsletter V/11 (Anemonen, Nelkenwurz, Freisinger Gartentage)
Liebe Staudenfee, lieber Staudengnom!
Der Wonnemonat Mai steht vor der Tür. Die Natur verführt uns, sie ist überschwänglich geworden. Man ahnt kaum, was noch alles im Garten zum Vorschein kommt. Es ist dies für mich die allerschönste Zeit, genieße sie in vollen Zügen! Allerdings könnte es bei uns einmal ausgiebig regnen, denn es kam vorgestern gerade mal ein 2 Liter- Guss pro Quadratmeter, davor hatte es bei uns über 5 Wochen nicht geregnet, ein viel zu trockenes Frühjahr, zumindest hier im Innviertel. Sicher zieht dafür wieder ein nasser Sommer ins Land!
Die Buschwindröschen blühen in höheren Lagen noch, in milderen Gefilden sind sie schon verblüht. Zwischen Funkien oder im Verein mit horstig wachsenden Elfenblumen oder anderen edlen Waldstauden setzen sie den Flor der Leberblümchen fort. Mit der Zeit bekommst du größere Horste, manche Sorten entwickeln sich ganz schön in die Breite! Die meisten lassen mit ihrem Blühreichtum nie nach, sondern legen eher noch zu. Ein Tipp: pflanze deine Buschwindröschen überall in halbschattige Stellen unter Gehölzen, aber tunlichst nicht unter eine Magnolie! Die verblühenden Magnolienblüten fallen ab und bis sie vertrocknet und somit unsichtbarer werden, sind deine Buschwindröschen ebenfalls verblüht und niemandem fallen sie neben den großen Magnolienblütenblättern auf, die überall herumliegen. Eine Erfahrung, die ich im eigenen Garten machte!
Du weißt inzwischen vielleicht auch, dass wir von den Buschwindröschen alles an Sorten zusammentragen, was wir bekommen können. Durch Pflanzentausch mit Liebhabern aus Großbritannien, Estland, Russland und Skandinavien bekam ich wunderbare Neuheiten. Das Sortiment ist bereits auf über 100 Sorten angewachsen. Hier scheint mir wichtig, dass wir sozusagen eine private Sichtung betreiben und die Sorten untereinander vergleichen, deren Wüchsigkeit und Blütenreichtum beurteilen. Falls du also in deinem Garten einen besonderen Findling entdeckt hast, der dir außergewöhnlich und wertvoll vorkommt, so schick mir doch im Tausch ein kleines Stück Rhizom davon. Du kannst dir etwas anderes dafür aussuchen, was du noch nicht hast!
Die Nelkenwurz (Geum) sind typische Stauden, welche unbedingt standortgerecht gepflanzt werden wollen. Dabei verkörpern sie Charme und erfreuen in nicht zu trockenem Boden ihren Besitzer über viele Jahre. Ich schätze sie besonders am Teichrand oder in Pflanzungen im Verband mit Wiesenrauten und Sibirischen Iris. Falls deine Horste schon zu dick geworden sind und nicht mehr üppig blühen wollen, dann reiße sie im zeitigen Frühjahr auseinander und pflanze sie in kleinen Gruppen wieder neu. Vergiss aber nicht, eine gehörige Portion ausgereiften Kompost dazuzumischen! Von den Nelkenwurzen sind in den Sortimenten eine Menge Sorten aus vergangenen Epochen erhalten geblieben, erfreulich ist aber auch, dass einige neuere Sorten zu finden sind. Besonders die Hybriden mit Geum rivale und ihren halb nickenden Blüten finden an feuchteren Stellen im Garten Verwendung.
Kaum zu glauben, dass aus den Hochlagen Afrikas Stauden herkommen, die bei uns gut winterhart sind. Über die Mittagsblumen schrieb ich dir ja bereits. Im Garten einer betagten Kundin in Niederösterreich konnte ich vor vielen Jahren Haplocarpha rueppelii kennenlernen, die diese Matten bildende Pflanze irgendwo her bekam, wo genau, das wusste sie nicht mehr. Die Blätter erinnern entfernt an einen Löwenzahn. Leider besitzen wir keinen deutschen Namen für diese schöne Pflanze, die besonders am Fuße eines Steingartens oder an einem Teichrand gepflanzt werden kann. Die leuchtendgelben Blüten erscheinen Mitte bis Ende Mai. Vielleicht fällt mir noch ein passender Name ein, ich bin hier leider nicht so erfinderisch wie einst Karl Foerster, der vielen bekannten Gartenstauden den passenden deutschen Namen gab!
Auch im Steingarten sind gelegentlich durchaus Stellen vorhanden, wo kaum Sonne hingelangt. Oder hast du vielleicht eine Trockenmauer mit einer schattigen Rückseite? Hier entwickelt sich der Rhodopenrächer (Haberlea rhodopensis) besonders schön. Dieses Tertiärrelikt stammt aus Bulgarien und Nordgriechenland und begeistert mich jedes Jahr von neuem. Nach einer längerer Trockenperiode schrumpeln die Rosetten wie eine Rose von Jericho zusammen, entfalten sich jedoch nach dem ersten Guss von oben. Wusstest du, dass Haberlea neben Ramonda und Jancaea die einzigen winterharten Vertreter der Usambaraveilchen in Europa sind? Am richtigen Ort gepflanzt werden diese Stauden mit dir alt und blühen jedes Jahr prächtiger.
Selten und bei Liebhabern sehr begehrt ist eine nahe Verwandschaft des Mohnes aus dem Land der aufgehenden Sonne. Einmal im Garten etabliert ist Glaucidium palmatum aus den Bergwäldern Japans äußerst langlebig, sie wird aber immer selten bleiben, da sich nicht nur die Aufzucht äußerst langwierig gestaltet. Diese Staude ist nämlich in jeder Größe und zu jeder Jahreszeit geradezu ein Magnet für Schnecken! Wir haben stets viel zu wenig davon!
Du solltest unbedingt diese Schleimer auf breiter Front in Schach halten. Dies gelingt dir am besten mit biologischem Schneckenkorn, welches du breitwürfig (schon ab März!) im gesamten Gartenbereich ausstreust und Wochen später die Aktion wiederholst. Nur eine Handvoll um deinen Rittersporn herum gestreut nützt überhaupt nichts! Hingegen im September im ganzen Garten locker verteilt hilft uns sehr, dass die Biester keine Eier für die nachkommenden Generationen ablegen.
Ein seltenes Gehölz aus den Südalpen ist Amelanchier ovalis ‘Pumila‘, unten im Bild steht sie auf meiner „Versuchsverkehrsinsel“ in Ort an einer viel befahrenen Bundesstraße, quasi zwischen Asphalt und Verkehr, unbeeindruckt von Staub, Trockenheit, Salz und Abgasen. Schon als kleines Exemplar blüht sie bald überreich. Meine Mutterpflanze in der Gärtnerei hat nach 15 Jahren die Höhe von einem Meter gerade erreicht! Die schwarzen Beeren sind geradezu ein Leckerbissen für die Amseln!
Gefunden wurde diese Zwergfelsenbirne in Südtirol, vom Alpenpflanzengärtner Max Frei, eines meiner großen Vorbilder. Wir besitzen mit dieser Zwergfelsenbirne eine wunderbare Bereicherung für Steingärten und Tröge, aber auch als skurrilen Bonsai! Dieses relativ unbekannte Zwerggehölz kultivierten wir von Beginn an in geringer Stückzahl in unserer Staudengärtnerei.
Immer wieder begeistern mich auf Reisen und Ausflügen schön gestaltete Vorgärten und Hauseingänge. Als besonders gelungenes Beispiel hierfür fielen mir einige liebevoll gestaltete Gärtchen in Burghausen an der Salzach auf. Diese Wohnhäuser befinden sich direkt inmitten der größten Burganlage Mitteleuropas. Dabei kannst du sehen, welch geringen Aufwand es braucht, um ein nettes Ambiente durch wenige Stauden und Gehölze auf ein paar Quadratmetern zu schaffen. Und stell dir diese Häuserfront einmal ohne die weiße Strauchpfingstrose, den Iris und den paar Rosen samt ihrem Begleitgrün vor. Um wieviel langweiliger würde sie auf uns einwirken!
Im Mai finden einige Veranstaltungen statt, die ich dir sehr ans Herz legen möchte. Vielleicht machst du mit deiner Familie einen Ausflug und wir sehen uns? Besonders angetan sind wir stets von den Freisinger Gartentagen, die für uns zu einem außerordentlich wichtigen Event geworden sind und zu den wohl bedeutendsten Gartentage im gesamten süddeutschen Raum zählen. In diesem Jahr bereichern einige hochkarätige Vorträge französischer Gärtner und Gartengestalter die Szenerie. Du findest übrigens unseren Stand direkt vis a vis vom südlichen Haupteingang. Für mich ist Freising einer der Höhepunkte im Staudenjahr! Sehenswert ist übrigens auch der in der Nähe liegende Staudensichtungsgarten, der als die Wiege der Staudensichtung gilt.
Auch im fränkischen Pommersfelden bei „Faszination Garten“ sind wir wieder vertreten, dank der Mithilfe meiner ältesten Tochter Katharina und meinem Mitarbeiter Sebastian, die beide Spaß daran gefunden haben, den Stand an einigen Gartentagen zu betreuen, während ich im Stift Reichersberg bei den dortigen Gartentagen die Stellung halte. Falls du nach Reichersberg einen Ausflug machen möchtest, dann kannst du auch gerne einen Abstecher zu uns in die Gärtnerei machen. Wir halten am Samstag die Gärtnerei extra für dich den ganzen Tag offen!
Und dieses Jahr bin ich das erste Mal bei den „Blühenden Träumen“ in Innsbruck vertreten. Es hat terminlich nie geklappt, ich bin schon sehr gespannt auf das dortige Ambiente. Alle genauen Termine findest du auf unserer Homepage unter Events.
So dann, bis zum nächsten Rundbrief, ich wünsche dir eine schöne und erfolgreiche Gartenzeit!
Dein Sarastro
PS. Hier zeige ich dir endlich einmal unser großartiges Team, falls du noch nicht mit ihm in Berührung gekommen bist!
Diese herrliche, fast schon übernatürlich wirkende Zierkirsche stammt übrigens direkt aus dem Kaisergarten in Kyoto. In Österreich existieren meines Wissens nur zwei Exemplare dieser früh- und reichblühenden Sorte. Einen Baum kannst du hier hinter unserem Team bewundern. Und die zweite Prunus x yedoense steht bei einem Freund im Garten, dessen Vater sie einst mitbrachte.