Newsletter IV/2018 (Buchprämierung, Corydalis)

Liebe Pamina, hallo Papageno!

Über das Wetter möchte ich mich am heutigen Tag gar nicht mehr allzu sehr auslassen, denn dies deprimiert uns alle nur unnötig. “Der Frühling kommt bestimmt“ oder „Ich will jetzt endlich Frühling“, tönte es gerade die Tage von allen Seiten, gerade so, als könnten wir den Einzug des Frühlings bestimmen. Die Realität hat sich leider gewandelt: milder Vorfrühling um Weihnachten, im Januar und den halben Februar, erst dann kommt der Winter viel zu spät und mit Macht. Um danach wahrscheinlich gleich nahtlos in den Sommer überzugehen, wir hatten am Berliner Staudenmarkt schon vor Jahren des öfteren Temperaturen, die an Sommerklamotten denken lassen. Aber auch schon das Gegenteil, ich denke mit Schaudern an dortige, eiskalte Samstage mit Graupelniederschläge, wo ein scharfer Wind unsere stabilen Marktstände um ein Haar wegblies.

Erfreue dich derweil an diesem Schneeglöckchenbild, sie mussten dieses Frühjahr arg leiden!

„Wie bringe ich meinem Partner bei, nicht nur mich, sondern endlich auch unseren Garten zu lieben, samt den vielen kostbaren Pflanzen?“ Auch diesen Ausspruch konnte ich immer wieder hören, übrigens ganz und gar nicht geschlechterbezogen! Ich kann dir immer wieder nur den Tipp geben, deinen Partner/in wesentlich mehr an die schönen Dinge des Gartenlebens heranzuführen, ihn/sie nicht nur mit Hecken schneiden zu quälen oder sich mit Motorsägen austoben zu lassen. Macht einfach mal eine Art Arbeitsteilung. Warum sollst du nicht auch mit Rasenmähern und ähnlichen ohrenbetäubenden Werkzeugen umgehen können? Gartenarbeit besteht nun wirklich nicht nur aus diesen in meinen Augen äußerst stupiden Arbeiten, wenngleich uns manche einschlägige Werbung gelegentlich Gegenteiliges verklickern will.

Denn warum sollte deine angeheiratete Hälfte nicht auch einmal mit der Grabschaufel in der einen Hand, die Pflanze in der anderen im Garten hin und her rennen, vor lauter scheinbarer Verzweiflung oder Glückseligkeit, diese oder jene Bereicherung sinnvoll unterzubringen? Lass deinem Partner doch bitte einen kleinen Teil deines Gartens über, wenigstens eine Zeitlang! Dann fängt er entweder Feuer und wird zu einem extremen Pflanzen- oder Gartenfanatiker oder er beginnt, dich endlich zu verstehen, falls bei euch tatsächlich schon die totale Verständnislosigkeit Einzug gehalten hat.

Am besten, du fängst bei Adam und Eva an, falls dein GG (Göttergatte, im Internetjargon) mit Garten und Pflanzen wirklich nichts am Hut haben sollte. Am besten gelingt dies mit einem winzigen Gemüsebeet, hier stellt sich Erfolg und Misserfolg am schnellsten ein, das „bringt echt was“, denn man kann das Resultat sogar noch essen. Vergiss es, ihm zum Geburtstag eine Araukarie zu schenken, nur weil er diese prächtige Andentanne im letzten Italienurlaub oder in England so toll fand. Entweder du bist danach arm wie eine Kirchenmaus, weil du ein fünf Meter hohes Exemplar mit dem Tieflader kommen lassen musstest oder er verliert bei einem erschwinglichen, wesentlich kleineren Teil sehr schnell seine Begeisterung am Garten und Pflanzen, denn heutzutage muss bekanntlich nahezu alles schon bei der Anschaffung an die Endgröße heranreichen, kein Mensch hat Warten gelernt. Ein Hauptübel unserer heutigen, westlichen Zeit. Dabei gehört gerade das Beobachten, das Werden und Wachsen zur Quintessenz jeglichen Gärtnerns. Und zu guter Letzt noch ein kleiner Tipp: ein gemeinsames Gläschen guten Rotweines während eines gemeinsamen Gartenrundganges wirkt Wunder, hebt das Gemüt beiderseits und lässt Ideen und Träume entstehen, die dann ebenfalls mit vereinten Kräften schnell in Erfüllung gehen. Lebt den Garten!

Und nun wieder zurück zur knallharten Botanik. Heute möchte ich dir ein wenig von den Lerchenspornen erzählen und hiermit eine Staudengattung vorstellen, die mich seit jeher fasziniert und wo die Sammelleidenschaft kein Ende nehmen kann, sofern du es wirklich darauf anlegen solltest. In unserer Gärtnerei vermehren wir ja nur einen kleinen Bruchteil von den vielen Lerchenspornarten, die es in der nördlichen Hemisphäre gibt. Nahezu alle Farben sind vertreten, die Blütezeit erstreckt sich von März bis etwa Juni, je nach Art und Herkunft. Schon sehr früh machte ich mit ihnen Bekanntschaft, denn ich kann mich noch genau an einen meiner ersten Besuche bei Jacob Eschmann, den bekannten Alpenpflanzengärtner in Emmen in der Schweiz erinnern. Es war Ende der 70er-Jahre, gerade hatte ich den Führerschein und schon fuhr ich zu dessen Alpenpflanzengärtnerei, etwa eine Stunde von uns weg. Dort stand eine Gruppe von Corydalis cashmeriana in kleinen Tontöpfen, alle blühten sie in einem unbeschreiblichen, bestechendem Eisblau. Ich erwarb mir eines und pflanzte es in den Garten meiner Eltern, wo es bis zum kommenden Frühjahr überlebte, um sich dann für immer zu verabschieden. Dabei hatte ich ihm den gewünschten, kühlen Standort gegeben, der humose Boden war ohnehin sauer, da wir an den gneishaltigen Ausläufern des Südschwarzwaldes wohnten. Ich aber hatte mein Glück ausgerechnet mit einer der schwierigsten Arten begonnen! Später hatte ich mehr Erfolg damit, es reichte offenbar nicht, dass man sich um einen heiklen Bruder nur alle drei Wochen kümmert, dies war ein Juwel, was in der Zwischenzeit von allerlei Raupen und Schnecken befallen werden kann, abgesehen von seiner Empfindlichkeit, was kurzzeitige Sommertrockenheit anbelangt.

Corydalis cashmeriana, hier in seiner vollen Pracht und Größe!

Wenn wir schon von blauen Lerchenspornen reden, sind die Hybriden um Corydalis flexuosa und C. elata wesentlich robuster und deswegen bedeutend gartenwürdiger. Neben ihrer bezaubernden Blüte im Juni haben sie auch den Vorteil, sommergrün zu sein. Gib ihnen einen leicht sauren, mit etwas Torf versetzten, humosen Oberboden, dann wachsen sie auch bei dir zu prachtvollen Exemplaren heran. Nimm Abstand von den reinen C. flexuosa-Auslesen aus China, auch wenn sie vielfach angeboten werden, diese sind wesentlich empfindlicher und vor allem kurzlebig. Hingegen zählt der hohe, sommergrüne Corydalis elata vom Omei Shan zu den wirklich wertvollen Gartenpflanzen, erst recht aber seine Hybriden, wie beispielsweise Corydalis ‘Craighton Blue‘. Du siehst ihn unten auf dem nächsten Bild. Er ist zur Blütezeit wirklich eine Schau und bestechend schön, da werden dich deine Freunde stets darum beneiden! Gib ihm einen halbschattigen Standort vor Rhododendren oder zwischen Funkien und du wirst deine helle Freude an ihm haben!

Aus der Region um Vladivostok, dem Fernen Osten Sibiriens, bekamen wir Corydalis buschii, welcher kleine Teppiche bildet. Hier haben wir ein ganz zartes Geschöpf mit dunkelweinroten Blütchen, das bald nach dem Flor wieder einzieht. Gedeiht problemlos und ist entsprechend seiner Herkunft natürlich vollkommen winterhart.

Corydalis buschii aus dem Fernen Osten Sibiriens gehört zu den leicht gedeihenden Arten

Neben den chinesischen Arten und solchen aus Sibirien, dem gewöhnlichen Gelben Lerchensporn und dem einheimischen, sowie dem Hohlen Lerchensporn beglückt uns vor allem eine rumänische Art mit einer wirklich bestechenden Farbe. Corydalis solida ssp. transsylvanica schwankt in seinen Rottönen, bis hin zu Orange und Ziegelrot. Einmal angesiedelt vermehrt er sich über Samen, die die Ameisen verbreiten. Mit der Zeit ist dann dein ganzer Garten voll davon! Da kann man selbst selektieren, in dem du die weniger schönen ausreißt und nur die tief roten stehen lässt. Auch bei dieser Art ist es sehr wichtig, dass du niemals mit der Hacke herumfuhrwerkst!

Es gibt kaum einen schöneren Vorfrühlingsstart als mit ‘Georg Baker‘!

Auch Corydalis malkensis aus dem Kaukasus ist eine wundervolle und sehr genügsame Art, die schon sehr früh im März blüht. Er sät sich nur wenig aus, dafür wächst er schnell zu breiten Horsten heran. Die reinweißen Blüten besitzen eine breitere Unterlippe und längere Sporne. Er stellt keine allzu großen Bodenansprüche, lediglich in Ruhe will er gelassen werden, umso schöner wird er.

Der Kaukasische Lerchensporn (Corydalis malkensis) hat vor allem eines:
Eine gute Fernwirkung!

Der König unter den Lerchenspornen aber ist Corydalis nobilis. Wir ziehen ihn immer vom Samenkorn bis zur Verkaufspflanze, was naturgemäß 3 Jahre in Anspruch nimmt. Im Garten hat er sich aber als sehr ausdauernd und widerstandsfähig erwiesen, mit seinen 60 cm Höhe ist er einer der stattlichsten Arten! Lediglich die Schnecken meinen ab und zu, bei dieser Schönheit mitnaschen zu können. Auch der Königslerchensporn stammt aus dem riesigen Sibirien, auch er zieht bald nach der Blüte ein. Ein guter Pflanzplatz findest du unter einer Hasel oder Magnolie. Wenn er einmal seinen Platz gefunden hat, ist Sommertrockenheit kein Problem, auch nicht von Sträuchern durchwurzelter Oberboden. Und er kann sehr beständig sein!

Ich erzählte dir ja, dass ich eine Einladung zur Preisverleihung des Deutschen Gartenbuchpreises auf Schloss Dennenlohe bei Ansbach bekam, da mein neuestes Buch „Meine Welt der Stauden“ dort zur Prämierung in die engere Wahl kam. Mein Umfeld zuhause behauptete allerdings, dass es dort wohl so wie in Hollywood zugehen wird, du bekommst entweder einen Oscar oder du gehst mit vielen anderen leer aus, Einladung hin oder her. Nun, ich fuhr doch hin und hatte mir schon alles Mögliche ausgemalt, aber nicht im Entferntesten geahnt, nicht einmal im Traum dachte ich daran, gleich den 1. Preis in der Kategorie „Bester Ratgeber“ zu ergattern. Dies ist nämlich die sogenannte Königsdisziplin unter den etwa 10 Rubriken, denn hier werden die meisten Bucheinsendungen aus dem deutschsprachigen Raum getätigt.

Dabei hat mein Buch ja keinerlei roten Faden! Heutzutage sollten ja Fachbücher möglichst ein handfestes Thema haben, dabei möglichst mit allerlei Praxisbezug. Abgesehen von etlichen Tipps kann man wirklich nicht von einem reinen Praxisband sprechen, auch die Thematik springt von hier nach dort. Vielleicht ist aber gerade dies der Reiz von „Meine Welt der Stauden“, ich plaudere zudem aus dem Nähkästchen. Die Juroren schienen sich jedenfalls sehr einig gewesen zu sein, wie ich hinterher erfuhr. Im Nachhinein kann ich es immer noch nicht glauben und bin darüber sehr dankbar und überglücklich! Der Abend der Preisverleihung war wundervoll, ich habe mich unter der schreibenden Zunft sehr wohl gefühlt, denn auch unter den Schreiberlingen befinden sich etliche, mir langjährige Bekannte und Freunde.

Du kannst das Buch nach wie vor bei uns bestellen, auf der Startseite gelangst du zum Bestellformular. Oder noch einfacher ist es, wenn du es entweder parallel zu einer Pflanzensendung gleich mit bestellst oder du erwirbst es an einer unserer Veranstaltung oder Gartentage, an denen wir vertreten sind. Selbstverständlich bekommst du in jedem Fall ein von mir persönlich signiertes Exemplar! Du kannst auch gerne deine Wünsche äußern, für wen dein Buch gewidmet sein soll.

Gleichzeitig wurde meine liebe Haus- und Hoffotografin Rachele Cecchini mit dem 3. Platz unter dem Europäischen Fotowettbewerb (European Photography Award) bedacht, hier fand die Preisverleihung ebenfalls in Schloss Dennenlohe statt. So etwas kommt auch nicht alle Tage vor, denn Rachele hatte zu meinem Buch einiges an Bildermaterial beigesteuert, der Kreis schließt sich wieder. Und bei ihrem Preis, verbunden noch dazu mit einem Bild von unserer Hütte in unserer Staudengärtnerei, wie du unten siehst! Auch das Bild von mir zum Schluss des Briefes, inmitten der Tulpen ‘White Triumphator‘ stammt ebenfalls von Rachele. So sehr ich viel und gerne fotografiere, Rachele nimmt sich dafür wesentlich mehr Zeit und packt das Thema Fotografie viel professioneller an. Leider muss ich mich um den Verkauf und die Produktion kümmern, da bleibt mir leider keine Zeit zum Fotografieren mit Stativ und viel Technik. Aber die Bilder im Webshop stammen ausschließlich von mir, wenngleich ich mir bei einzelnen durchaus bessere Qualitäten wünschen würde. Das kommt eben von dem ewigen schnell, schnell! Aber ich bin ständig am Verbessern und ich glaube, dass wir mit anderen Online-Shops durchaus mithalten können. Falls du übrigens Verbesserungswünsche hast, kannst du diese jederzeit äußern, allerdings bin ich der Meinung, dass ein Webshop sich durchaus von anderen seiner Art abheben sollte, Individualismus kommt bekanntlich vor Gleichmacherei!

Die Schneeglöckchenausstellung steht bei uns übrigens immer noch, aus besagten Wettergründen. Wir hatten uns entschlossen, die Ausstellung in einem anderen Gewächshaus etwas größer aufzuziehen, wie du unten im Bild erkennen kannst. Dies war eine sehr gute Entscheidung!

Zunächst lief es recht gut an, durch die zweite Kältewelle aber kam naturgemäß alles ins Stocken. Im Vorfrühling einen Termin punktgenau abzuhalten, würde ich nicht wagen, zu leicht kann dieser im Schneetreiben versinken oder durch zu mildes Wetter zur Farce geraten. So entschieden wir uns schon vor Jahren, diesen ersten Termin in der Gärtnerei flexibel zu gestalten. Du siehst, selbst dies gelingt nicht immer!

Du kannst also trotzdem jederzeit mit Herzenslust und in aller Ruhe nach „Schmankerln“ schmökern oder auch so manche der Schneeglöckchenschätze über den Webshop bestellen. Wir haben die Verfügbarkeit dort sehr genau dokumentiert. Es stehen aber einige wertvolle Schätze in nur geringer Stückzahl hier vor Ort, bei denen es sich nicht lohnt, über den Webshop zu verkaufen. Lass dich also überraschen!

Der Berliner Staudenmarkt wird der erste Markt sein, wo wir uns wieder sehen, in diesem Jahr hoffentlich bei anständigem Wetter. Ich werde wieder mit Anemonen und einem exklusiven Phloxsortiment aufkreuzen, desweiteren mit viel Seltenem, bei dem ich denke, es könnte dich sicher interessieren. Etliche deiner Freunde haben schon Vorbestellungen getätigt, worüber ich sehr dankbar bin, denn alles, was nicht verpackt werden braucht, ist für uns eine enorme Arbeitsersparnis, und dies zu einer Zeit, wo wir ohnehin Kopf stehen! Wir erlassen dir bei einer Vorbestellung für Gartentage dafür stets die Verpackungskosten.

Und das Wochenende gleich darauf ist auch schon die Wiener Raritätenbörse! Auch hierhin nehmen wir gerne deine Vorbestellungen mit. Aber du solltest möglichst drei Tage vorher die Bestellung an uns absenden, damit wir die Logistik besser schaukeln!

Durch die hartnäckige Kälte verschiebt sich der allgemeine Versand um rund zwei Wochen. Vor Ostern kann daher nur ein kleiner Teil weggehen. Aber wie ich dich kenne, bist du ja geduldig, denn das Wetter lud ja bisher nicht gerade zum Pflanzen ein und du möchtest außerdem etwas von deinen Schätzen sehen!

Leider hat sich herausgestellt, dass der Winter mit seinen Kahlfrösten einige garstige, unbarmherzige Spuren hinterließ. Uns sind neben einzelnen Kulturen wie die Schaftdolde beispielsweise alle Duftveilchen komplett erfroren, sowie einzelne Sorten des Kaukasus-Vergissmeinnichts, Schäden bei manchen Iris, erst in den kommenden Wochen stellt sich heraus, was da noch alles daran glauben muss. Für uns Staudengärtner ist es immer interessant und spannend, zu erfahren, welche Opfer zu beklagen sind, denn jedes Jahr ist nicht mit anderen gleichzusetzen. Vorkehrungen gegen Winterschäden zu treffen ist sehr wichtig, wenngleich kein Allheilmittel. Schäden akzeptieren zu lernen und mit der Natur zu leben, das kommt erst mit den Jahren des Gärtnerdaseins.

Nun bin ich für heute auch schon wieder am Ende. Ich wünsche dir ein besonders schönes Gartenjahr und bleibe bitte vor gröberen Wetterkapriolen verschont.

Dein Staudengärtner Sarastro

Viele Grüße/ Best regards/ С уважением

Christian H. Kreß und Mitarbeiter

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