Newsletter V/2023 (Staudenkombinationen im Detail)

Liebe Pamina, hallo Papageno!

Dieses Mal muss ich den Rundbrief an dich etwas kürzer halten und es nur bei einigen, hübschen Staudenkombinationsbeispielen belassen, denn April ist unser stärkster und wichtigster Monat, wo die Arbeit kein Ende zu nehmen scheint. Noch dazu findet am kommenden Samstag und Sonntag unser Verkaufsoffenes Wochenende statt, wo wir viele deiner Freunde hoffentlich bei einigermaßen gutem Wetter begrüßen möchten. Nach einer lang andauernden Kälte, wo sich Regen und Spätfröste die Hand gaben, ist es nun zwar etwas milder geworden, aber immer mit ausreichend Feuchtigkeit von oben verbunden. Der Wind dreht von Ost nach Nordwest und umgekehrt. Für uns Gärtner, die im Freien arbeiten, ist diese Zeit, die schon seit März andauert, eine echte Herausforderung! Öfters trug ich den ganzen Tag lang die lästige Gummimontur, früher auch spöttisch Ostfriesennerz genannt. Wie wohl oder besser gesagt unwohl man sich darin fühlt, brauche ich dir wohl nicht näher zu erläutern. Aber mit durchnässten Klamotten deine Bestellungen herzurichten bedeutet noch weniger Gutes. Ich erinnere mich noch mit Schrecken an die diesjährige Raribö in Wien, wo es die ersten anderthalb Tage nonstop regnete! In meiner gesamten Kariere erlebte ich noch nie solche Wetterkapriolen an Veranstaltungen, aber der Umsatz war zufriedenstellend, die Hartgesottenen kamen trotzdem!

An früheren Pflanzenbörsen in Berlin gab es schon mal Graupelschauer und Kälte, dasselbe am Kiekeberg in Hamburg, Schneetreiben in Frankfurt, oder aber in Wien schon mal übernatürlich warmes Wetter mit Sonnenschein bei über 20 Grad, eben typisches Aprilwetter, jedes Jahr anders. Nicht aber durchgehend von März bis Mai eine so überaus statische Wettersituation wie in diesem Jahr! Verlangsamter Jetstream, daher stabile Wettersituation über Monate, ein Jahr heiß und trocken, und dieses Jahr zur Abwechslung mal Regen ohne Ende, kommt dir dies bekannt vor?

Wie dem auch sei, ich kann dir nur raten, in deinem Garten trotz allem etwas Neues an Kombinationen auszuprobieren. Es macht Spaß, mit Farben und Formen zu spielen, sie gleichzeitlich oder versetzt in Szene zu setzen. Warum also nicht mal Glockenblumen zu historischen Rosen? Romantischer geht es doch gar nicht! Im unteren Bild siehst du Campanula lactiflora ‘Prichard’s Variety‘ neben einer klassischen Damaszenerrose. Aufgenommen im herrlichen Rosengarten bei Moni in Niederbayern!

Hier eine gewagte Kombi, bestehend aus Knöterich und Taglilie, solche Farben, welche schon Gertrude Jekyll vor langer Zeit verwendete. Schön und abwechslungsreich sind immer große, auffällige Blüten wie hier mit Hemerocallis ‘Hot Town‘ in Verbindung mit dem orangen Persicaria amplexicaule ‘Orange Field‘. Harfe und Pauke, Kerzen und Teller… aus unserem Schaugarten!

 

Welche Kombination lange Jahre besonders gut gefiel, siehst du gleich im folgenden Bild! Der Orientalische Gamander (Teucrium orientale) möchte trocken und sonnig stehen, ebenso jener Bartfaden, der hier im Bild zu sehen ist, bei durchlässigem Boden. Den hatte ich vor vielen Jahren züchterisch ausgelesen, es ist dies eine Hybride zwischen Penstemon x mexicale ‘Red Rocks‘ und Penstemon ‘Sally Walker‘, eine Sorte, die sich zumindest bei uns durch seine leuchtend rote Farbe und seine Winterhärte außerordentlich bewährt hat. Diese beiden trockenheitsliebenden Stauden stehen in unserem Kiesgarten nebeneinander, ich hatte sie eines Tages „aus dem Bauch heraus“ miteinander kombiniert. Das einzigste, was du ihnen an Pflege angedeihen lässt, ist ein Rückschnitt nach der Blüte um die Hälfte, damit sie sich kräftigen. Sie danken es mit einer bescheidenen Nachblüte.

Ebenfalls eine ungewöhnlich auffällige und kontrastreiche Verbindung gehen die beiden folgenden Partner miteinander ein. Dabei sind es völlig verschiedene Lebensbereiche, aus denen sie ursprünglich entstammen. Was da so leuchtet mit den gelben Blättern ist eine Staude aus Japan, welche am Naturstandort sowohl im Wald als auch auf Freiflächen in der Sonne wächst. Auch bei uns kannst du sie mal hier mal dort pflanzen, aber immer schön in Szene setzen, denn ihre Leuchtkraft ist in ihrem Frühjahrsaustrieb sensationell! Bei Karin im oberen Bayrischen Wald steht Leucosceptrum japonicum ‘Golden Angel‘ in sonnigster Lage in unterschiedlichstem Verwendungsaspekt. Hier in der Gärtnerei schätzt sie kaum ein Besucher, vor einiger Zeit hatte ich einen Bus aus Frankreich, dessen Flowerladies geradezu versessen auf dieses Gelb waren und alle verfügbaren Exemplare aus dem Bestand an sich rissen!

Und so versuchte ich diesen Japaner neben der Bartblume (Caryopteris x clandonensis), natürlich wieder Gelb neben Blau! Caryopteris, die halbstrauchige Bartblume wächst in Zentralasien, hauptsächlich in der Mongolei. Mich wundert es immer von Neuem, warum einige Freunde von dir behaupten, die Winterhärte sei mangelhaft. Am Naturstandort herrschen Wintertemperaturen unter – 30 Grad! Sie sollte eben auch in mineralischem, eher durchlässigem Boden stehen, dies ist das ganze Geheimnis. Wir kultivieren in unserem Sortiment ausschließlich die Sorte ‘Ferndown‘, die ich einst aus Großbritannien mitnahm. Sie zeichnet sich durch einen äußerst kompakten Wuchs aus, die Blüten weisen ein tiefes Enzianblau auf, wie keine der viel zu hochwachsenden, anderen Sorten, die Blätter sind silbergrau bereift. Diese wohl gewagte Kombination gelingt über viele Jahre, wenn du die Bartblume im zeitigen Frühjahr bis an die Stelle zurückschneidest, wo der Neuaustrieb erfolgt.

Ebenfalls nachhaltig beeindruckt hat mich diese dominante Staude, welche du hier infolge mitten im Bild sehen kannst! Ja, es ist dies eine Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus), aber zweijährig bis kurzlebig, dabei unglaublich dominant. Du kannst auch mogeln und sie in ein normales Staudenbeet integrieren, obgleich sie eher einen trockenen Standort schätzt. Mir fiel sie in Niederösterreich an einem Straßenrand im Spätherbst auf, hier mussten sofort einige Samenkugeln mit! Und seither zählt sie zu den Fixsternen in unserem Sortiment. Die weißlichen Kugeln erreichen bis zu 7 cm im Durchmesser und stehen an straffen, dicken Stängeln. Hier steht diese Kugeldistel zwischen ausdauernden Sonnenblumen, Gräsern und Hohem Ehrenpreis, der aber durch seine langen Rispen auch im verblühten Zustand die Situation um einiges bereichert. Der Phlox hat sich im Übrigen sehr gemacht, er ist farblich ein Gewinn, jedoch würden mir in dieser Pflanzenzusammenstellung andere Stauden besser gefallen!

Und wir kommen zu einem wundervollen, sehr gelungenen Beispiel einer sogenannten „Trockenen Freifläche“, die farblich Harmonie und Ausgewogenheit ausstrahlt. Eine solche, wahrlich exotische Pflanzenzusammenstellung verspricht über Jahre Dynamik durch die Gräser und den zweijährigen Muskatellersalbei (Salvia sclarea), aber auch Statik durch die dominanten Palmlilien (Yucca). Es dauert eine Weile, bis solche Bilder Wirklichkeit werden, dann aber zeigen sie, was möglich sein kann, ohne jegliches Gießen!

Und selbst im kleinsten Umfeld lassen sich gute, stimmungsvolle Kombinationen verwirklichen, hier mit Hopfendost (Origanum). Links Origanum amanum, rechts Origanum ‘Kent Beauty‘, den ich damals auf einer ersten Englandreise im Jahr 1987 von Elizabeth Strangman, Washfield Nursery, als Neuheit mitnahm, heute ist er weit verbreitet, was für seine Qualität spricht. Ohne den Blaustrahlhafer dahinter wäre das Bild nur halb so stimmig. Die glühende Hitze scheint nun allein schon durch solche Pflanzen an Aussagekraft zu gewinnen, man spürt förmlich Sonne und Mittelmeer!

Eine neue und eine alte Staude nebeneinander? Aber sicher doch! Hinten siehst du Nepeta ‘Purssian Blue‘, welche Hans Hansen gezüchtet hat, jener erfolgreiche Staudenzüchter aus Michigan. Diese Katzenminze blüht als eine der ersten, sie bleibt sehr nieder, und ja, sie lockt durch ihre nach Kampfer riechende Inhaltsstoffe tatsächlich die Katzen an! Davor siehst du eine durch unterirdische Rhizome in die Breite wachsende Staude, die imstande ist, extreme Trockenheit wegstecken zu können! Der Lavendelblättrige Ziest aus der Osttürkei und dem Iran (Stachys lavandulifolia) durchzieht Schotterflächen, wenngleich in langsamem Rhythmus, aber stetig, wenn es ihm trocken und sonnig genug erscheint. Winterhärte ist nebenbei überhaupt kein Problem! Äußerst hübsch die behaarten Blütenstände dieses Ziestes, den ich im Zagrosgebirge im Iran am Naturstandort bewundern konnte.

Hier zum Abschluss eine Staude, die ich in diesem Jahr in Südafrika ebenfalls am Naturstandort bewundern durfte. Sie wuchs dort in den Eastern Cape Mountains entlang von Bächen und Teichen, in der Gartenkultur möchte sie aber gar nicht so feucht stehen! Die Greiskräuter (Senecio) sind eine äußerst umfangreiche Pflanzengattung und kommen auf jedem Erdteil vor. So auch Senecio polyodon var. subglaber, bei uns vollkommen winterhart und ein außergewöhnlicher Sommerblüher, nebenbei bemerkt seine unglaublich lange Blütezeit! Alle paar Jahre verpflanzen ist alles, was man tun muss, quasi eine reine Verjüngungskur.

Neue Gärten ohne Doldenblütler, das geht nicht! Mit dem dunkelblättrigen Wiesenkerbel eröffnen sich verspielte Pflanzenbilder. Wir besitzen von Anthriscus sylvestris auch eine leuchtend gelbblättrige Form, hier jedoch die bekannte ‘Ravenswing‘.

Und wenn diese Situation in mancherlei Augen unordentlich wirkt, trotzdem ist dieser Beinwell (Symphytum x uplandicum ‘Axminster’s Gold‘) mit seinen panaschierten Blättern eher im Frühling so präsent, dass er schonvon weitem leuchtet. Im Herbst hingegen dominiert die schon historische Gartenchrysantheme ‘Paul Boissier‘, während der Beinwell sich schon auf dem Rückzug befindet. Leider hat sich die Herbstchrysantheme hingelegt, vermutlich durch die vom Regen schweren, vollgesogenen Blüten. Bitte nichts zurückschneiden, dies kannst du bald genug im zeitigen Frühjahr bewerkstelligen!

Das war es wieder mal, geschätzte Pamina und Papageno! Im Wonnemonat sind wir an den Gartentagen im Stift Reichersberg, bei uns gleich um die Ecke. Wie immer haben wir an diesem Wochenende die Gärtnerei am Samstag (nur Samstag!) bis abends um 17 Uhr geöffnet. Wenn du von weiter wegkommst, rate ich dir, zu uns in die Gärtnerei zu kommen und gleichzeitig das Stift samt seinen Herrengarten und natürlich die Gartentage zu besuchen.

Ich wünsche dir einen Mai mit etwas besseren und wärmeren Wetter wie bisher! Unserem Gemüt täten ein paar kräftige Sonnenstrahlen sehr gut, insbesondere natürlich auch den Stauden. Hier zuhause im Vorgarten blüht auf der einen Seite ein prächtiger Schneeball (Viburnum carlesii), ihm gegenüber ein schon in die Jahre gekommener, sehr breiter Seidelbast (Daphne collina). Ihre betörenden Düfte durchkreuzen sich, je nach Wind mal der eine oder der andere. Mein Blick richtet sich auf die Buschwindröschen, die darunter um die Wette blühten. Duft und Farben bieten mir eine Art Glücksgefühl, was sich nur schwer beschreiben lässt. Ich wünsche dir vielerlei Gartenerlebnisse dieser Art!

Dein Staudengärtner Sarastro

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